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Kurzbericht zur Russentonne MTO 11-CA

Russentonne und 135mm Nikkor
Die Russentonne zusammen mit einem 135mm Nikkor

Auf der Suche nach einem Leitrohr kam ich recht bald auf den Gedanken, die Russentonne dazu zu verwenden. Im Sommer 2000 wurde mir bekannt, daß die optische Qualität dieser eigentlich als Teleobjektiv konstruierten Optik sehr gut sei. Voraussetzung ist allerdings eine Justierung und Entspannung des Hauptspiegels. Im Oktober 2000 stand mein Entschluß fest, ein solches Gerät zu kaufen.

Es handelt sich um eine Maksutov-Cassegrain Optik mit 100mm Öffnung und 1000mm Brennweite. Das Gerät ist sehr kompakt mit etwa 25cm Länge und 14 cm Durchmesser. Als Kameraanschluß dient ein M42-Gewinde. Zur visuellen Beobachtung muß hier natürlich noch etwas passieren...
Da ich für meine Kameras sowohl T2 als auch M42-Adapter besitze, hätte ich direkt einen M42 auf  1,25" Okularanschluß-Adapter verwenden können. Um aber mein vorhandenes T2-Zubehör nutzen zu können, entschied ich mich für einen Adapter M42 auf T-2 und dann erst einen Adapter T-2 auf 1,25" Okular. Außerdem empfiehlt sich unbedingt ein Zenitspiegel oder -prisma. Zum Lieferumfang gehören noch 3 Objektivfilter und eine leicht gepolsterte Umhängetasche.
Als ich das Gerät zum ersten mal in den Händen hielt, überraschte mich das Gewicht. Die Russentonne ist nicht unbedingt ein Leichtgewicht, 2,5 kg bringt sie auf die Waage. Das Gehäuse ist aus schwarz eloxiertem Aluminium gedreht. Vorne läßt sich eine filzgepolsterte Taukappe ausziehen. Darauf sitzt der Objektivdeckel, ebenfalls aus Aluminum. Der Objektivdeckel sitzt, im Gegensatz zu den Russentonnen anderer Sternfreunde, bei meinem Gerät verdammt fest, obwohl das Aluminium nicht massiv ist. Bevor ich ihn herunterbekam, drückte ich eine leichte Beule in den Deckel - etwa so, wie beim Deckel eines Marmeladenglases. Das stört aber nicht weiter, außer das ich den Deckel nun nicht gerade stolz in einer Vitrine ausstellen würde.
Die Linsenfassung besteht aus ordentlichen Klemmringen mit fast einem Zentimeter breite. Immerhin ist die Meniskuslinse zumindest am Rand recht dick. 116x1 nennt die Beschriftung das Gewinde der mitgelieferten Objektiv-Filter. Sie lassen sich mit etwas Fingerspitzengefühl bei der ersten Umdrehung gut einschrauben.
Die Filter Skylight, orange (Wratten 22) und grün gehören zum Lieferumfang. Sie fielen mir ziemlich dreckig aus dem Packpapier in die Hände. Ein Bad in demineralisiertem Wasser mit Spülilösung behob dies Problem - Kratzer blieben keine. Der Orange-Filter führte am Mars bei 100-facher Vergrößerung zu keinem Schärfeverlust, die optische Qualität ist also soweit in Ordnung. Einige Amateure lassen sich übrigens den Skylight gerne von Spezialfirmen mit einer Sonnenfilter-Schicht bedampfen.
Die Meniskuslinse, das Markenzeichen der Maksutov-Optiken, ist grün vergütet. Wie beim echten Maksutov-Design vorgesehen, ist der Fangspiegel direkt auf die Innenseite der Meniskuslinse aufgedampft und hat 36mm Durchmesser. Der äussere Rand der Meniskuslinse ist schwarz lackiert, was Reflektionen der Linsenkanten und der Fassung verhindert.
Innen sitzt der Fangspiegel in einem recht kurzen, vielleicht 1,5 Zentimeter langen Blendrohr. Demgegenüber ragt ein wesentlich längeres und entsprechend schmaleres Blendrohr aus der Zentralbohrung im Hauptspiegel.

Schema: Maksutov-Optik
Schema einer Maksutov-Optik

Beim Fokussieren wird die ganze obere Objektivhälfte mitsamt der Meniskuslinse in einem Gewinde gedreht und so der Abstand zwischen Haupt- und Fangspiegel verändert. Dieses Gewinde dreht sich zwar nicht besonders weich und gleichmäßig, ist dafür aber wackelfrei. Um visuell auch noch mit einem Zenitprisma auf unendlich fokussieren zu können, muß übrigens der Anschlag des Fokussierrings entfernt werden, was ohne öffnen des Gerätes möglich ist. Da im Internet, z.B.  hier , genügend Bastelanleitungen zur Verfügung stehen, möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter darauf eingehen und schließe mit dem Hinweis: Russentonnen lassen sich bereits mit entferntem Anschlag kaufen. Wer dennoch selbst Hand anlegt, der tut dies auf eigene Gefahr!
Okularseitig wird das M42-Gewinde durch einen mitgelieferten Schraubdeckel geschützt. Darunter findet das Auge des Neugierigen ein ordentlich grün vergütetes Linsenelement. Es handelt sich um einen Bildfeldkorrektor, der das bei Maksutovs bereits sehr ordentliche Bildfeld noch weiter ebnet. Vorsicht ist bei zu kurzen Okularadaptern geboten - ein zu tief eingestecktes Okular würde unschöne Kratzer hinterlassen.

Stativanschluß der
Stativgewinde, im großen Gewinde ein eingeschraubtes Reduzierstück

Normalerweise wird die Russentonne mit Fotogewinde auf einem Stativ befestigt - wie es sich für ein schweres Teleobjektiv gehört. Dazu gibt es zwei um 90° versetzte Anschlußplatten, in denen jeweils ein kleines und ein großes Fotogewinde eingelassen sind. Da es für das große Fotogewinde einschraubbare Reduzierstücke gibt, kann man die Russentonne mit zwei Fotoschrauben in einem Langloch einer Teleskopmontageplatte gut befestigen. Eine noch bessere Möglichkeit bieten allerdings Rohrschellen.

Die ersten ernsthaften Beobachtungen mit der Russentonne fanden am Mond statt. Hier läßt sich gut auf 150-fach und mehr vergrößern. Das Bild ist ordentlich, lediglich die Fokussierung war einfach nicht ohne ziemliches wackeln möglich. Hier gibt es neuerdings Abhilfe, mit einem sogenannten Schneckenfokussierer für T2-Gewinde.
Der erste Blick auf den Orionnebel zeigte erstaunlich feine Sternpünktchen und sehr guten Kontrast. Durch die Bildfeldebnung bilden Weitwinkelokulare auch am Rand sehr scharf ab. Mit dem Meade SWA 24,5 sind neben wunderschönen Anblicken des Orionnebels auch M1 oder M27 interessante Objekte. Der Andromedanebel zeigt einen seiner kleinen Begleiter. Wegen der feinen Sternabbildungen machen besonders die offenen Sternhaufen mit dem Gerät Spaß. H und Chi, die Plejaden und die Sternhaufen im Fuhrmann seien hier genannt. Auch auf Mars liess sich in nur 13° Höhe etwas Detail erkennen.
Intra- und extrafokales Sternabbild unterscheiden sich erheblich im Durchmesser der zentralen Abschattung - bei Maksutov Optiken ist dies aber kein Anzeichen für schlechten Kontrast, insbesondere da die Fangspiegelabschattung bei diesem Gerät auch recht gross ist.
Auch fotografisch hat die Russentonne eine sehr gute Schärfe. Es war überhaupt kein Problem, noch einen 2x Telekonverter zu verwenden. Auch mit meiner Webcam, die wegen der kleinen Chipfläche in etwa wie Kleinbild mit 8m Effektivbrennweite vergrößert, gelangen gute Bilder.
Erwähnt werden muß noch, daß nach Verlängerung des Strahlengangs auch die Brennweite verlängert wird, zum Beispiel mit einem Zenitprisma auf etwas mehr als 1200mm.

Fazit:
Die Russentonne bietet sich als kompaktes Reiseinstrument an. Mit etwas Geschick reicht schon ein stabiles Fotostativ zur Deep-Sky Beobachtung. Auch als Leitfernrohr leistet sie gute Dienste. Die Brennweite bietet außerdem ideale Möglichkeiten zur Fotografie von Mond und Sonne (Niemals ohne entsprechendem Filter!!!). Bekannt ist daher auch die Eignung als Sonnenfinsternis-Teleskop; klein, leicht und genau die richtige Brennweite.

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