UHC oder OIII? Sowohl UHC- als auch [OIII]-Filter erscheinen als Interferenzfilter spiegelnd. Wie unterscheiden sie sich?
Häufig stellt sich die Frage, ob als erster oder auch als einziger Nebelfilter ein UHC oder ein OIII angeschafft werden soll. Meist werden dann Filtervergleiche oder ähnliche Artikel herangezogen und es bleibt die Aussage “ein OIII wirkt stärker, ein UHC ist aber vielseitiger” hängen. Der Grund für diesen Artikel, ursprünglich ein Forenbeitrag, ist schlicht und einfach, dass diese Aussage dem Thema nicht gerecht wird, und bei den üblichen Beobachtungsbedingungen sogar zu einem Fehlkauf führen kann. Die brennende Frage lautet: Leistung oder Vielseitigkeit? Wenn man das nun nach Geschmack entscheiden könnte, wär's ja einfach... Vielmehr muss man überlegen: 1. Welche Leistung braucht man? 2. Was bringt mir Vielseitigkeit? Zu 1. Je schlechter der Himmel ist, unter dem man beobachtet, desto mehr Leistung braucht man, um den Himmelshintergrund gut abzudunkeln. Mit Leistung ist die Engbandigkeit des Filters gemeint. Der Hintergrund ist einfach, dass ein nicht besonders schmalbandiger OIII noch einiges Störlicht neben den OIII-Linien durchlässt. Hat man nun viel Störlicht am Himmel, dann stört das auch viel. Hat man einen erstklassigen Himmel, dann stört das gar nicht. Je nach Geschmack kann man bis zur visuellen Grenzgröße von 6,0 mag einen schmalbandigen OIII vorziehen, optimal aber in Kombination mit einem breitbandigeren Filter in 1,25" für hohe Vergrößerungen.
Zusammengefasst: Je schlechter der Himmel, desto schmalbandiger sollte der Filter sein. Das schränkt allerdings die nutzbaren Vergrößerungen auch etwas ein, so dass man am besten APs von 5mm bis 7mm nutzt. Bei 3mm ist der Filter zwar nicht unbrauchbar, aber es könnten Sterne zu Scharfstellen fehlen. Geschmacksabhängig ist dabei, ob man auf Filterwirkung (und somit auch auf erkennbare Objekte) verzichtet, weil man weniger Sterngrößenklassen verlieren will, die durch den Filter unsichtbar werden.
Zu 2. Die größere Vielseitigkeit eines UHC beruht darauf, dass ein UHC bei visueller Anwendung die OIII-Linien UND die H-Beta Linie passieren lässt. Es gibt nun ein paar Objekte, bei denen kaum OIII-Emission vorhanden ist, aber trotzdem H-Beta Emission. Diese Objekte sind a) selten, b) schwache H2-Regionen. Diese Objekte sind mit einem OIII also nicht oder nur sehr schlecht zu beobachten. Weiterhin gibt es natürlich "Mischformen", die meisten H2-Regionen zeigen nämlich auch OIII-Emission. Der Nordamerikanebel hat zum Beispiel kräftige H-Beta-Emission, zusammen mit noch kräftigerer OIII-Emission. Wenn ein Filter beides durchlässt, kommt also spürbar mehr Nebellicht im Auge an. Da steckt also die Vielseitigkeit, aber kann man sie nutzen? Tja, auch das hängt vom Himmel ab. Ein "reines" H-Beta-Objekt ist der California-Nebel. Der ist recht schwach, weshalb eine kräftige Filterwirkung oder ein wirklich sehr guter Himmel benötigt wird. Ein UHC hat aber Aufgrund des breiteren Durchlasses eine deutlich schwächere Filterwirkung, als ein OIII. Das heißt ein UHC kann womöglich nur dann etwas bringen, wenn der Himmel schon so gut ist, dass der Nebel auch ohne Filter schon wahrnehmbar ist, oder zumindest fast erkennbar wird. Und auch bei den "gemischten Objekten" stellt sich die Frage, ob durch das zusätzliche H-Beta-Licht die Objekthelligkeit stärker zunimmt, als die Hintergrundhelligkeit wegen des vermehrt durchgelassenen Störlichts zunimmt. Beim UHC erkauft man sein Vielseitigkeit mit einer geringeren Störlichtdämpfung.
Zusammengefasst: Ein UHC bringt auch erst unter gutem Himmel seine Vielseitigkeit zum tragen, ansonsten hat man nur die gegenüber einem OIII schwächere Filterwirkung eingekauft.
Der Vollständigkeit halber müssen aber weitere Anwendungen des UHC berücksichtigt werden: 1. Beispiel Orionnebel. Dessen Zentrum leuchtet sehr stark als Reflexionsnebel, der brillianteste Teil wird vom Trapez angestrahlt, leuchtet also weder im OIII- noch im H-Beta-Licht. Aber weil ein UHC mehr Licht durchlässt, kommt auch mehr vom Reflexionsnebel durch, während ein kräftiger OIII die Brillianz des Zentrums stark einschränkt. Wenn die Bedingungen also einigermaßen gut sind, liefert ein UHC den schöneren Orionnebel. Sobald aber der Mond ins Spiel kommt überzeugt doch mehr der OIII, weil dann selbst der Orionnebel absäuft. 2. Hohe Vergrößerung Mit steigender Vergrößerung wird mit der Gesamthelligkeit des Bildes auch der Himmelshintergrund dunkler. Es wird dann auch weniger Filterwirkung benötigt und ein OIII schneidet dann mit dem H-Beta-Anteil auch einen bemerkbaren Anteil Nebellicht ab - oder mit dem OIII werden die letzten Sterne verschluckt, die man zum Scharfstellen braucht. Dann kann im Bereich von 2mm AP und weniger ein UHC noch etwas mehr herauskitzeln, als ein breitbandiger OIII. Die Produkte unterschiedlicher Hersteller sind nicht in allen Eigenschaften gleich - zum Glück: Nicht immer ist die Störlicht-Unterdrückung (ein möglichst kurzer roter Balken) das wichtigste. Beim UHC sollte die Transmission des Nebellichts gut sein (blauer und grüner Balken).
3. Nebel und Sternhaufen in Kombination Einige Objekte, wie der Lagunennebel, bestehen aus einer reizvollen Kombination von Nebel und Sternhaufen. Da ein OIII viel Sternenlicht unterdrückt, werden die schwächeren Sterne unsichtbar. Ein UHC lässt noch deutlich mehr Sterne erkennen, wodurch der Reiz der Objektkombination besser erhalten bleibt. Das macht natürlich nur Sinn, wenn der Sternhaufen nicht ohnehin schon im Streulicht “ertrinkt”. Zusammengefasst spricht viel für einen OIII, wenn nur ein Filter gekauft werden kann, mindestens 150mm Öffnung zur Verfügung stehen, und der typische Beobachtungshimmel für einen UHC unpassend ist.
|