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Seeing und Transparenz

Wer über Beobachtungsbedingungen spricht, der bedient sich gerne den beiden Begriffen 'Seeing' und 'Transparenz'. Da dies oft verwechselt wird, seien beide Begriffe hier mal erklärt.

Seeing
Mit Seeing bezeichnet man die Beobachtungsverhältnisse bezüglich der thermischen Luftbewegung. Man kennt heute zumindest aus dem Fernsehn den Anblick über einer heissen Strasse oder über Wüstengegenden "flimmernder Hitze". Unterschiedlich warme Luftmassen vermischen sich und erzeugen Lichtbrechung. Bei besonders grossen Temperaturunterschieden bemerkt man das schon mit blossem Auge, aber wird mit dem Teleskop stark vergrößert, so bemerkt man das Seeing praktisch an jedem Abend.
'Gutes Seeing' herrscht, wenn möglichst wenig solche Luftbewegung auftritt. 'Schlechtes Seeing' herrscht, wenn schon bei niedriger Vergrößerung das Bild im Teleskop wabert und flimmert, so daß kaum scharfzustellen ist.
Das Seeing in der Atmosphäre ist für das Sternfunkeln verantwortlich. In solchen Nächten beschränkt man sich eher auf schwache Vergrößerungen. Das Seeing ist am Horizont stärker, weil der Blick in dieser Richtung durch viele Kilometer dichte Luftmassen geht. Der tief stehende Sirius ist dafür bekannt, daß er so stark vom Seeing "angegriffen" wird, daß sein Licht sogar leicht die Farbe wechselt.
'Tubus-Seeing' tritt auf, wenn im Teleskop Abkühlungsprozesse auftreten. Das Tubus-Seeing stört das Bild besonders stark. Bei stark unscharf gestelltem Bild erkennt man sogar Luftschlieren, die vor der Oberfläche von Spiegeln oder Linsen aufsteigen. Man behilft sich, indem man mit Lüftern versucht, die warme Luft aus dem Teleskop abzusaugen.
Ein offenes Fenster nahe beim Teleskop, oder schon die offene Handfläche unter dessen Öffnung, erzeugen auch deutliche Luftschlieren. Wer sich ungeschickt zum Teleskop stellt, kann mit seiner Atmeluft ebenfalls spürbares Seeing verursachen. Es lohnt sich, diese Effekte mal am stark unscharf gestellten Bild eines hellen Sterns zu beobachten.

Transparenz
Die Transparenz bezeichnet die "Durchsichtigkeit" der Luft. Hier spielt nicht nur die Luftfeuchtigkeit, also Dunst oder gar Nebel eine Rolle, sondern auch der Staubgehalt der Luft hat seinen Anteil. An Staub und Dunst wird das Licht gestreut, so daß also bei schlechter Transparenz der Himmelshintergrund heller wird. Schwache Objekte ertrinken dann in dieser unerwünschten Helligkeit. Trockene Polarluft, die z.B. über die Ostsee nach Deutschland strömt und dann über dem Festland stark erwärmt wird, hat eine sehr niedrige relative Luftfeuchte. Das führt zu guter Transparenz und damit zu weniger Streulicht durch Städte oder auch durch den Mond.
Genauso wie beim Seeing lässt auch die Transparenz zum Horizont hin nach. Oft erkennt man sogar eine Art "Dunstkreis" bis in eine bestimmte Höhe.
Die Luftschichten unterhalb von 1000m über Meereshöhe sind zu 80% für schlechte Transparenz verantwortlich. Wer also bereit ist, mit seinem Teleskop extra einen entlegenen Beobachtungsort aufzusuchen, der wird dabei einen möglichst hoch gelegenen Platz auswählen.

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