Der Baader H-Beta-Filter Im Herbst 2005 kam ich durch glückliche Umstände an ein Vorserienexemplar des geplanten Baader H-Beta-Filters und ich freute mich auf die Gelegenheit, dieses Exemplar mit meinem vorhandenen Astronomik 1,25” H-Beta und einem von AVR-Kamerad Jörg ausgeliehenen Lumicon 2” H-Beta zu vergleichen. Es handelt sich bei dem neuen Filter um ein ungefasstes Exemplar, das genau passend für die Filterräder von SBig-CCD-Kameras geformt ist. Der Filter sollte also primär an CCD-Kameras verwendung finden. Mich hingegen interessierte vielmehr die visuelle Verwendung. Später erhielt ich übrigens noch ein Exemplar in einer normalen 1,25” Fassung. Der neue H-Beta Filter fällt vor allem dadurch auf, daß er relativ dick ist. Man sieht, daß zwei Filtergläser aufeinandergeklebt wurden. Das Filterglas ist außerdem blau gefärbt. Eine Transmissionsmessung ergab eine Halbwertsbreite von etwa 7 bis 8nm. Der maximale Durchlass liegt bei den gewünschten 486nm und beträgt etwa 85%, was im Vergleich nicht unbedingt optimal ist. Die Transmissionskurve bleibt aber im gesamten Meßbereich von 200nm bis 1000nm frei von weiteren unerwünschten Transmissionsbereichen, lediglich im Bereich um 370nm findet sich ein kleiner Durchlaß deutlich unter 10%. In dieser Transmissionskurve spiegelt sich natürlich der Gedanke an CCD-Astronomie wieder, denn für visuelle Zwecke wäre es völlig ausreichend gewesen, wenn keine unerwünschte Transmission im Bereich zwischen 400nm und 650nm zu finden gewesen wäre. Das ungewohnte Filterformat stellte mich in der Praxis vor einige Probleme. Das Filterglas ist nicht nur zu groß für eine Fassung, es passt auch nicht in eine normale 2” Okularadaption, und zwar um ein Haar. Also musste der Baader H-Beta mit Tesafilm von Unten in die 2” Okularadaption eingeklebt werden. So befestigt stellte er sich dann der Konkurrenz. Die Firma Baader bestätigte mir im Vorfeld übrigens, daß ich mir um den derart mishandelten Filter keine Sorgen zu machen brauche, da die Hartbeschichtung so einiges wegstecken könne. Der Aufbau aus zwei Filtergläsern ist in dieser Detailaufnahme zu erkennen, ebenso die blaue Substratfärbung.
Visuelle H-Beta-Objekte sind nun eher selten und man findet sich unwillkürlich bei der Beobachtung der zwei Paradeobjekte NGC 1499 “California Nebel” und der HII-Region um Barnard 86, also des Pferdekopf-Nebels. Als Teleskop diente hier der 12” TS-Newton (F/4) und für die 2” Beobachtungen das 26mm Nagler Typ 5 sowie das LVW 22 beim Einsatz mit 1,25”. Zum Vergleich am 26mm Nagler wurde mein 1,25” Astronomik H-Beta in einen Filter-Reduzierer geschraubt und so am 26mm Nagler verwendet. Das Okular wird dadurch zwar sichtbar vignettiert, aber es bleibt ein ausreichend großer Bereich nahe der Bildmitte unbeeinflusst. Allerdings wurde das Einblickverhalten des Okulares recht nervös. Der California-Nebel zeigte sich so bereits bei mittleren Bedingungen zwischen 5,0mag und 5,5mag visueller Grenzgröße mit inneren Strukturen. Diese inneren Strukturen waren beim Baader am deutlichsten ausgeprägt, dicht gefolgt vom Lumicon, während der Astronomik ein eher flaues Bild des Nebels zeigte, der sich mit diesem Filter auch weniger deutlich vom Himmelshintergrund abhob. Beim Lumicon strahlte übrigens Menkib in einem kraftigen orange mit leicht grünlichen Momenten bei anderem Einblick, während Baader und Astronomik den Stern eher grau, allenfalls leicht grünblau erscheinen ließen. Sobald mir der 1,25” Filter von Baader zur Verfügung stand, überprüfte ich natürlich, ob der Astronomik-Filter durch seine Größe doch Nachteile erlitten hatte, jedoch ergab sich auch bei diesen Beobachtungen mit dem LVW 22 ein sehr ähnliches Bild. Daß in diesem Falle der 2” Lumicon vor den Reduzierer geschraubt werden musste scheint mir der Grund dafür zu sein, daß mir beim Lumicon eine leicht vergrößerte Sternabbildung auffiel, was aber nicht störte. Lediglich das “feurige Lohen” des hellen Menkib kann je nach Geschmack als kleiner Nachteil des Lumicon eingeschätzt werden. Der Pferdekopfnebel war unter den Bedingungen dieses Winters und unter den beschriebenen Verhältnissen ein schwieriges Objekt. Im LVW 22 ließ sich nur mühsam die helle Front erkennen, in die der Dunkelnebel als kleine Struktur hineinragt. Im LVW 13 bei 92-facher Vergrößerung besserte sich dies und auch hier zeigte der Baader das beste Bild, während mit dem Astronomik der helle Streifen zu hart an der Wahrnehmungsgrenze lag, um von einer sicheren Beobachtung des Pferdekopfes zu sprechen. Die Pferdekopfstruktur war dann auch in allen Filtern nur eine kleine, gerundete Beule. Die Erkennung schönerer Strukturen muß auch mit engbandigen H-Beta-Filtern besseren Umweltbedingungen vorbehalten bleiben. Falls der Baader H-Beta demnächst regulär erhältlich sein sollte, so scheint sich der Filter nicht nur für den fotografischen Einsatz zu lohnen, sondern durchaus auch für visuelle Beobachter interessant zu sein. Bliebe zu hoffen, daß es dann auch eine Version in einer normalen 2” Fassung gibt. Transmissionkurve des Baader H-Beta (2” Übergröße) Der Transmissionsbereich des Baader H-Beta in höherer Auflösung
Filterkurven zum Lumicon H-Beta und zum Astronomik H-Beta finden sich bei André Knöfel. Bei dem dort vermessenen Astronomik H-Beta handelt es sich übrigens um mein Exemplar.
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