Das SvBony SV 215 3-8mm Zoom *
Mit dem SV 215 Zoom hat der chinesische Anbieter SvBony vermutlich erstmals ein Okulardesign in komplett eigener Regie herausgebracht, also zumindest ohne dass das Okular zuvor unter einem anderen Label angeboten worden wäre. Wenn auch nicht farblich, das Okular ist in schwarz und rot gehalten, so erinnert doch die Form sehr stark an das bekannte Nagler-Zoom. Um es gleich vorweg zu nehmen: Vom Nagler Zoom dürfte sich der optische Aufbau stark unterscheiden, denn das SV 215 basiert laut Hersteller auf sechs Linsen angeordnet in vier Gruppen, was eine Linse und eine Gruppe mehr ist, als beim Nagler Zoom 6-3mm. Das scheinbare Gesichtsfeld soll durchgehend 56° betragen und auch der Augenabstand soll konstant 10mm groß bleiben. Das 1,25“ Okular ist recht klein mit maximal 46mm Durchmesser samt augenseitiger Schutzkappe. Die Höhe ändert sich mit der Zoom-Einstellung. Eingefahren ist es 73mm hoch in der 8mm Stellung und es verlängert sich auf bis zu 90mm, wenn die Brennweite 3mm erreicht wird. Dabei fährt die Augenauflage mitsamt der Gummiaugenmuschel hoch und darunter wird ein schlankerer Teil des Okulartubus sichtbar – inclusive etwas Schmierfett. Die Verlängerung ist nicht linear, das heißt die größte Verlängerung erfährt das Okular in der letzten Zoom-Stufe von 4mm auf 3mm. Die Zoom-Stufen werden über einen mit Gummi griffig armierten Ring eingestellt und haben je Millimeter Brennweite eine Raste, die Spürbar, aber nicht wirklich störend ist. Damit kommt man gut bis zur Brennweite 4mm. Die letzte Zoom-Stufe stellt sich allerdings etwas schabend ein, offenbar weil dann der Gewindegang, der für die Verlängerung sorgt, recht steil wird. So wird man das Zoom schon recht bewusst klemmen, damit man den Zoom-Ring bedienen kann, ohne dass das Okular in der Klemmung durchdreht. Dann sind natürlich auch Zoom-Einstellungen zwischen den Rasten wählbar, die sich bei normaler Benutzung auch nicht von selbst verstellen. Das Gewicht des Zooms ist im Grunde genommen mit 180g recht klein, das Okular ist aber wiederum noch kleiner, so dass man schon beim Anfassen merkt, dass etwas Glas darin verbaut ist. Verpackt ist es übrigens in einer stabilen Pappschachtel, in der es durch passend zugeschnittenen Blasenkunststoff geschützt wird. Abdeckkappen aus einem gummiartigen Material gehören natürlich auch dazu, finden sich aber gern auf dem Boden der Okularkiste, weil sie, zumindest jene für die Steckhülse, etwas zu locker sitzen und abfallen.  Beim Zoomen wird das Okular länger, und zwar am deutlichsten zwischen den letzen beiden Rasten, also 4mm und 3mm Brennweite.
Das Okular ist sauber verarbeitet und auch die Materialwahl ist vorteilhaft. So hat man die augenseitige Linsenfassung aus einem ordentlich matt eloxiertem Material – vermutlich auch Aluminium – hergestellt und ebenso finden sich innerhalb der Steckhülse nur Materialien, die ebenfalls schwarz und gut matt sind. Vielleicht nicht ganz so matt wie bester Mattlack, aber der Eindruck ist insgesamt gut. Die in der Steckhülse eingesetzte Blende schirmt Streulicht erkennbar gut ab. Laut Beschreibung sollen auch die Linsenkanten geschwärzt sein, aber davon ist – mit einem Wortspiel – im besten Sinne für den Beobachtungserfolg nichts zu sehen: Im Innern des Okulars ist es einfach pechschwarz. Erst wenn man mit einer Lampe durch die Eintrittslinse leuchtet, findet man eine matt schwarz geriffelte Innenfläche im Streiflicht und sieht immer noch nichts von Linsenkanten. Eine ordentliche, grüne Breitband-Multivergütung ist auf allen Linsen zu sehen. Das Material der umklappbaren Augenmuschel ist offenbar – wie heute üblich – ein Silikongummi. Die Steckhülse hat eine breite Sicherungsnut mit abgeschrägten Kanten und die Beschriftung ist schließlich in die rot eloxierten Aluminiumteile eingelasert – leider allerdings ist sie etwas klein, was allerdings auch daran liegen kann, dass neben der Gummiarmierung gar nicht mehr Platz für eine größere Beschriftung wäre. Das einzige Manko mag das Schmierfett sein, was auf dem in Zoom-Stellung ausgefahrenen Teil des Tubus sichtbar ist. Ist das Okular ganz ausgefahren ist genug Platz da, um mit dem Finger ins Fett zu greifen.  Das Okular hat eine gelunge Streulichtabschirmung. Man muss schon kräftig ins Okular leuchten, um etwas von seinem Inneren zu sehen.
Macht man sich Gedanken über den Brennweitenbereich des Zooms, dann kann man 3mm Brennweite wohl als Ende der Fahnenstange für eine f/6-Optik annehmen, jedenfalls wenn man von extremer Übervergrößerung für die Doppelsterntrennung einmal absehen mag. An einer f/4-Optik erreicht man immerhin noch eine Austrittspupille von 0,7mm, so dass sich das SV 215 als Zoom für den Höchstvergrößerungsbereich für Optiken zwischen f/4 und f/6 anbietet. Tatsächlich beobachtet wurde mit dem Okular dann vor allem an drei Optiken, nämlich einem TK-18 Dobson mit f/4,5, sodann einem 10“ Celestron Dobson mit f/4,7 und einem Achtzöller, dem C8N mit f/5. Bei diesen Beobachtungen machte das Zoom eine wirklich gute Figur, was soweit ging, dass es bei Deepsky-Himmelstouren mit ausschließlich kleinen Objekten einfach die ganze Zeit eingesetzt blieb. Zur Aufsuche wurde es kurz auf 8mm heruntergedreht, und dann konnte je nach Objekt die optimale Zoom-Stufe angefahren werden. Ziele waren hier diverse kleine planetarische Nebel, die allesamt gut in das Gesichtsfeld passten, aber auch Kugelsternhaufen, die dann an den größeren Geräten bei hoher Vergrößerung das Gesichtsfeld sprengten. Das Zoom überzeugte dabei mit einer guten Sternabbildung und mit einem gutmütigen Fokus-Verhalten. Zwischen den Eckbrennweiten ist nur eine recht kleine Fokuskorrektur notwendig, die geschätzt im Bereich um 2mm liegen dürfte. Was allerdings beim Zoomen auch auffiel war, dass der Augenabstand wohl doch nicht wie angegeben konstant bei 10mm liegen dürfte. Bei Brennweiten unterhalb von 5mm hat man den Wunsch und guten Grund, die Gummiaugenmuschel umzuklappen. Der Einblick ist aber dennoch nicht anstrengend, sondern einfach nur knapp. An einen Einsatz mit Brille ist allerdings nicht zu denken.  Eine Mehrschichtvergütung auf allen Glas-Luftflächen ist heute natürlich der Standard.
Ein recht interessanter Vergleich fand während einer Mondbeobachtung am 10“ Celestron Dobson statt. Hier musste sich das Okular – bei entsprechender Zoom-Einstellung – einem 3,5mm Pentax XL, einem 3,5mm TeleVue Delos, einem 4mm TeleVue Radian und einem Vixen HR 3,4mm stellen. In Punkto Gesichtsfeld ist das SV 215 dabei allen Kontrahenten außer dem HR 3,4 unterlegen. Das Radian ist mit 60° scheinbarem Gesichtsfeld am dichtesten dran. Es scheint auch ein etwas größeres Gesichtsfeld zu haben, das mag aber täuschen, da es mit 20mm auch einen sehr komfortablen Augenabstand hat. Nachgemessen hat das SvBony nämlich etwas mehr scheinbares Gesichtsfeld, als die nominell angegebenen 56°. Es sind vielmehr zwischen 57° und 59,5° bei 3mm Einstellung. Das ist sehr dicht beim Radian, das sich mit 60,5° vermessen ließ.  In der Steckhülse schirmt diese Blende gut gegen Störlicht ab.
Auch ansonsten war die Mondbeobachtung recht erbaulich, da das SvBony mit allen Kontrahenten in der gleichen Liga spielte. Das galt auch für eben noch aufzulösende Rillen auf der Mondoberfläche – also kleine Details mit eher schwachem Kontrast. Aussagekräftige Jupiter-Beobachtungen stehen aber noch aus. Störende Reflexe waren bei der Mondbeobachtung nicht zu bemerken, nur ein feiner, tanzender Punkt, eine Spiegelung des eigenen Auges, huschte bei manchen Einblickpositionen durch das Bildfeld. Das war, auch angesichts des recht günstigen Preises, eine wirklich erbauliche Leistung des kleinen Okulars. Es hat sich aktuell* bei zahlreichen Händlern eingefunden und wird je nach konkreten Angebot etwa zwischen 150 und 180 Euro verkauft. Zum Lieferumfang gehört übrigens noch ein einfaches Reinigungstuch – was man als langjähriger Beobachter wohl nicht als das Reinigungsmittel der Wahl ansehen wird. Zusammengefasst kann man sagen, dass das Okular angesichts Leistung und Preis ein regelrechtes Aushängeschild für die Marke ist. Als Planeten-Zoom lässt es nichts zu wünschen übrig, zumal es auch mit den großen Öffnungsverhältnissen großer Dobsons und somit Newtons gut zurecht kommt. Es enttäuscht aber auch Deepsky-Beobachter nicht, solange die Objekte nicht das kleine Gesichtsfeld sprengen. 
*) Preisniveau und Stand 9/2023 
* 1/2025 Klarstellung, dass der Augenabstand nicht für die Verwendung mit Brille ausreicht. Ergänzung Fazit. |