Welche Marke? Beim Teleskopkauf spielt natürlich auch die Wahl der Marke eine Rolle, aber besonders bei günstigen Angeboten wird dies gerne übererschätzt. Ein Grossteil der für Einsteiger bestimmten Teleskop-Pakete besteht aus reinen Massenprodukten, die so günstig wie möglich in China oder Taiwan produziert werden. Hier gibt es eine Handvoll Hersteller, die Teleskope für dieses Marktsegment bauen. Die Produkte werden dann nach Wunsch des Importeurs mit dem jeweiligen Markenzeichen versehen und in den Farben der Marke lackiert. Die Folge davon ist, dass der Einsteiger zwar einer Fülle von unterschiedlichen Teleskop-Marken gegenüber steht, deren Konstruktion aber weitgehend gleich ist, weil die Teleskope alle vom selben Hersteller stammen. Nur sehr wenige günstige Teleskope mit gleichen Eckdaten sind von zwei unterschiedlichen Herstellern erhältlich. Ein solches Beispiel sind die günstigen 200/1200 Dobson Teleskope. Die Konkurrenz zwischen den Marken, also eigentlich nur zwischen den Händlern oder Importeuren, wird dann über Ausstattungssmerkmale oder das beigelegte Zubehör ausgefochten. Und natürlich spielen auch der Preis und die Werbung eine große Rolle. Bekannte Marken, die auf eine lange Tradition zurückblicken und oft auch eine starke Werbepräsenz zeigen, können durchaus höhere Preise erzielen. Der Käufer entscheidet sich in dem Bewusstsein, dass von einer solchen Marke auch ein günstiges Gerät eine gute Qualität hat. Da sich aber kein Importeur in die Karten schauen lässt, ob eine besondere Mindestqualität beim Hersteller bestellt wurde, lässt sich schwer sagen, ob eine besonders edle Marke diese Erwartungen erfüllt. Als Kunde sollte man sich überlegen, ob man wirklich erwartet, dass Massenware eine echte Qualitätskontrolle durchläuft. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass einige Importeure stichprobenartig eine neu eingetroffene Lieferung überprüfen, während andere einfach nur verfolgen, ob es bei einer Lieferung vermehrt Kundenbeschwerden gab. Auch wenn 150 Euro nicht nur für einen Schüler viel Geld sind, so muss man sich als Kunde der Realität stellen, dass für diesen Preis eine durchgehende Qualitätskontrolle viel zu teuer wäre. Gerade Optiken kann man ihre Qualität nicht ansehen, sondern sie zeigt sich erst bei der Beobachtung am Himmel oder bei der Anwendung spezieller Messgeräte. Aber selbst wenn ein Importeur schlechte Qualität bei einer Lieferung feststellt, bewahrt das den Kunden nicht unbedingt vor einem schlechten Teleskop. Bestellungen aus China werden üblicherweise per Vorauskasse oder Bankbürgschaft abgewickelt, so dass die Ware praktisch schon bezahlt ist, wenn sie beim Importeur eintrifft. Ein Nachbessern der Optiken ist nicht möglich, da eine solche Arbeit den Preis der Geräte übersteigt. Allenfalls schlecht justierte Optiken können durch nachjustieren in einen besseren Zustand gebracht werden, aber bei Spiegelteleskopen wird das in dieser Preisklasse ohnehin gern dem Kunden überlassen, zumal der Paketversand oft genug eine Neujustage der Optik nötig macht. Letztendlich kann man davon ausgehen, dass ein Importeur durchaus einige schlechte Geräte aus einer Lieferung als „Ersatzteillieferanten“ nutzt, dass aber eine insgesamt schlechte Lieferung nicht vernichtet wird und auch kaum in dieser Menge als „Bastlerware“ verkauft werden kann. In diesem, hauptsächlich vom Preis bestimmten Marktsegment, muss die Ware auf jeden Fall verkauft werden.
Hat man sich für ein Teleskop, bzw. für eine Teleskop-Bauart entschieden, sollte man trotzdem die Angebote der verschiedenen Händler und Marken vergleichen. Der erste Blick sollte der Montierung gelten, da eine stabile Montierung ganz wesentlich am Beobachtungsspaß beteiligt ist. Auch Bauart und Anzahl der beigelegten Okulare können entscheidend sein, allerdings hat man bei Paketen bis 150 Euro kaum eine Auswahl. Beim Zubehör sollte man aber darauf achten, welche Zubehörteile man wirklich braucht. 2x Umkehrlinsen für die Tagbeobachtung werden oft beigelegt, die meisten Beobachter halten sie jedoch für unbrauchbar, weil sie nicht nur eine schlechte Bildqualität liefern, sondern auch viel zu stark vergrößern. Bei einigen Teleskopen kann es beim Einsatz der Linse sogar vorkommen, dass dadurch nicht die volle Teleskopöffnung genutzt wird. Als Zubehörteil ist die 2x Umkehrlinse eher unnütz, aber sie verlängert natürlich die Liste des “umfangreichen Zubehörs”. Barlow- und Umkehrlinsen mit Plastikgehäusen sind den meisten Sternfreunden ohnehin ein Greuel, und auch Plastik-Okulare sind Teile, die bei Messen in der Wühlkiste an Bastler verramscht werden, denn eigentlich will niemand diese Teile haben. Sie reichen natürlich aus, um erst einmal etwas zum Beobachten zu haben, aber viele Einsteiger sind doch sehr erstaunt, wie viel besser ihr Teleskop wird, wenn gegenüber dem „Plastiklinser“ nur mal ein ordentliches Okular eingesetzt wird. Ein Cat-Newton 114/1000 - bis auf kleine Details ist die Optik baugleich unter vielen Markennamen erhältlich.
Einige Optiken sind sehr verbreitet, und man erkennt sie in vielen Teleskopen wieder. Zum Beispiel die 114/1000 Cat-Newtons oder „Short Tube Newtons“. Man findet diese Optiken auf einer einfachen parallaktischen Montierung, zum Beispiel als Seben Star Sheriff, genauso als Meade DS 2114 AT oder von Celestron als Nexstar 114 GT in einer kompakten Goto-Einarm-Gabelmontierung. Der Grund für die Verbreitung dieser Optik ist keineswegs, dass sie häufig empfohlen wird, sondern nur die Kombination von günstigen Herstellungskosten mit einer kompakten Bauweise, wodurch die leichte Optik auch von kleineren Montierungen getragen werden kann – also wieder Geldersparnis.
Beim Kauf von günstigen Teleskopen, besonders den Einsteiger-Komplettpaketen, sollte also der Markenname nicht der wesentliche Kaufgrund sein. Vielmehr sollte man nüchtern abwägen, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Pakete haben. Wird ein Teleskop zum Beispiel auf zwei verschiedenen Montierungen angeboten, dann sollte man durchaus die stabilere von beiden nehmen, da man üblicherweise davon ausgehen kann, dass es für jedes Teleskop mindestens ein Angebot mit einer eigentlich unzureichend tragfähigen Montierung gibt. Da bricht die Montierung zwar nicht zusammen, aber sie schwingt durch jede Berührung lange Zeit nach und verleidet so das Scharfstellen und das Suchen von Objekten. Überhaupt lohnt auch hier ein genauer Blick, denn die Baugleichheiten bei den Optiken setzen sich natürlich im Montierungsbereich fort. Nur weil die eine Montierung schwarz, die andere grün und wieder eine ganz edel weiß ist, muss sich die Tragfähigkeit nicht unterscheiden. Oft genug sind auch diese Montierungen vom selben Band gefallen. Auch das Verhalten des Händlers ist von Interesse. Man sollte sich die Werbung nüchtern betrachten. Verspricht der Händler nur das blaue vom Himmel, oder bemüht er sich, eine realistische Darstellung der Leistung des Teleskopes abzugeben? Was ist, wenn man ein schlechtes Exemplar erwischt? Sichert der Händler dann einen Umtausch zu? Oder gibt er sogar eine Qualitätsgarantie wie „beugungsbegrenzt“? Oder aber existiert für den Händler das Problem eines schlechten Exemplars gar nicht – dann kann man sich ausrechnen, was man in diesem Fall an Hilfe oder Kulanz zu erwarten hat.
Beim Teleskop für kleines Geld scheint die Auswahl also viel größer, als sie ist, und die Wahl des richtigen Pakets sollte dann nicht vom Markennamen entschieden werden. Wichtig ist eben nur die Auswahl des richtigen Pakets. Statt unbrauchbare Zubehörteile stillchweigend mit zu bezahlen, sollte man vom Händler lieber verlangen, dass er die brauchbaren Teile in besserer Qualität beilegt. Übertriebene Werbeaussagen sollten jeden Käufer sofort zur Vorsicht mahnen. „You get what you pay for”, oder anders formuliert, das optisch achte Weltwunder wird man nicht für ein paar Euros nachgeworfen bekommen. Markennamen werden hingegen erst in höheren Preisregionen interessant. Nachdem das mittlere Preissegment weitgehend durch Fernost-Konkurrenz weggebrochen ist, findet man dann im nach oben offenen High-End-Bereich Marken, deren Produkte sich in ihrer optischen Konstruktion wirklich unterscheiden, und die damit vor allem unterschiedlichen Vorlieben des Kunden angepasst sind.
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