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Das Vixen SSW 5mm

Das Vixen SSW 5mm

Die Vixen SSW Okulare gibt es derweil schon einige Jahre und außer einigen wenigen Beobachtungen mit dem 14mm hatte ich noch keine Chance, sie näher kennenzulernen. Daher bewog mich die Neugier, bei einer Gelegenheit zuzugreifen und das 5mm in perfektem Zustand gebraucht zu erhalten.
Mit der SSW-Okularreihe ersetzte Vixen die LVW bzw. NLVW-Reihe, vielleicht weil sie durch diverse Clone unter Druck geraten war, oder einfach, weil man 65° nicht mehr als Top-Okular empfand. Auch der erhebliche Preisanstieg für Lanthan-Glas könnte das Produktionsende der im englischen Sprachraum “Lanthanum” genannten Okulare bewirkt haben. Beim Blick auf die Eigenschaften allerdings können die SSW-Okulare die LVW nicht in allen Punkten ersetzen: Der Augenabstand der SSW ist mit 13mm bei allen fünf Brennweiten (von  3,5mm bis 14mm) deutlich kleiner, als der brillenfreundliche Einblick in ein LVW mit 20mm Augenabstand. Im Gegenzug gibt es einen Zuwachs beim scheinbaren Gesichtsfeld: Die neue Okularserie liefert mit 83° ein Ultraweitwinkel-Feld.

SSW 5mm - Schwärzung in der Steclhülse
Der Blick in die Steckhülse zeigt eine sorgfältige Schwärzung auch auf dem Gewinde.

Das ganze verpackt Vixen relativ kompakt: Im Fall des 5mm ist das Okular nur 99,5mm hoch und hat 49,5mm Durchmesser - mit Kappen gemessen. Der größte Durchmesser gehört allerdings zur augenseitigen Kappe und das Okular ist minimal schlanker. Es wiegt nur 235g und kommt mit einer 1,25“ Steckhülse aus. Eine Augenauflage aus Gummi umgibt die etwa 25mm große Augenlinse. Für den optimalen Einblick kann man erstere um 7mm in der Höhe verstellen. Das Okulargehäuse ist in hübsch blau eloxiertem Aluminium ausgeführt und trägt eine Gumiarmierung mit „Griff-Mulden“, die das Okular auch am Rollen auf leicht schrägen Ablagen hindern. Die Beschriftung ist ins Aluminium eingelasert mit der Brennweitenangabe in doppelter Höhe. Wie von Vixen gewohnt ist sie also auch im Dunkeln gut lesbar. Beim Blick auf die Linsen findet man satt grüne Reflexe einer Multivergütung, etwas anders gefärbt, als die häufig anzutreffende Breitband-Vergütung. Vixen gibt an, die sogenannte High Transmission (kurz HAT) Multivergütung erreiche weniger als 0,5% Reflexion im Wellenlängenbereich von 430nm bis 690nm, womit also der visuell wahrnehmbare Bereich sehr gut abgedeckt ist. Bei einem Aufbau aus 7 Linsen in 4 Gruppen sollte diese Vergütung entsprechend auf mindestens 8 Flächen anzutreffen sein. Ein Blick auf die Schwärzung zeigt eine sehr sorgfältige Verarbeitung mit Mattlack im Bereich der Steckhülse. Beim Blick aus Richtung Augenlinse ins Okular findet man einen erstaunlich dunklen Bereich rund um die unteren Linsen, mit einem einzigen grauen Ring: Ein Linsenrand, der sich beim Blick von der anderen Seite als sorgfältig geschwärzt erweist. Weiter oben im Okular, also weiter außen beim Blick durch die Augenlinse, findet sich aber ein Bereich, wo eine vielleicht nur schwarz eloxierte und nicht geriffelte Fläche im Streiflicht glänzt. Geht man näher an das Okular heran, verschwindet dieser Bereich allerdings jenseits der Linseneinfassung. Insgesamt macht das einen sehr guten Eindruck. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Steckhülse eine flache Sicherungsnut mit abgeschrägtem Rand erhalten hat und dass sich darauf ein zierlich eingeritztes “JAPAN” als Herkunftsnachweis findet. Geliefert wird das SSW Okular in einem schlanken und stabilen Pappkarton mit etwas spartanischer Auspolsterung durch Styropor und Blasenfolie - letztendlich ist das aber ausreichend und deutlich umweltfreundlicher, als die aufgeblasenen Verpackungen anderer Hersteller.

Vixen SSW 5mm Verpackung
Die Verpackung mit etwas Blasenfolie und wenig Styropor ist einfach ausreichend.

Die ersten Einsätze hatte das Okular hinter dem recht anspruchsvollen Klorohr-Newton 130mm f/5. Am tiefstehenden Jupiter machte es dabei einen guten Eindruck, auch im direkten Vergleich mit einem Pentax XW 5 - bei f/5 gibt es aber mit 5mm noch viel Kontrast-Reserve, so dass diese Beobachtung sicher kein Stresstest war. Die Leistung im Sternfeld wurde dann am Doppelhaufen H & Chi betrachtet. Zum Rand hin werden die Sterne dabei immer flauschiger, das heißt ein Nachlassen der Sternabbildung ist eindeutig bemerkbar, bewirkt aber nicht völlig deformierte Sterne. Der Blick auf den Rand des Gesichtsfelds gestaltet sich etwas schwierig, denn die Augenauflage muss für einen guten Einblick ohne Brille ganz heruntergedreht werden. Das Okular liegt an sich angenehm weich am Auge, aber beim Blick auf den Rand muss man die Einblickposition immer wieder korrigieren und man bekommt Lichtausbrüche, wenn der Rand der Augenmuschel oder Wimpern in die Strahlenbündel der Sterne am Rand geraten. Das Wort Randprobleme gilt hier im doppelten Sinne, denn der absolut scharfe Bereich des Bildes ist erfreulich groß. Beim Blick auf die Feldblende zeigt sich nur ein sehr schmaler, grüner Rand und bei der Beobachtung findet man kaum laterale Farbe im Bild.
Das Fehlen lateraler Farbe ist eigentlich auch ein positives Detail, sorgte aber bei den Jupiter-Beobachtungen für einen kleinen Nachteil. Der in den südlichsten Bereichen seiner Bahn stehende Riesenplanet war durch die Nähe zum Horizont von atmosphärischer Dispersion, also einem Farbversatz der Abbildung, betroffen. Dies lässt sich ausgleichen, indem man einen entsprechenden Korrektor (ADC) verwendet, aber auch, indem man die bei vielen Okularen zum Rand hin auftretende laterale Farbe zur Kompensation verwendet. Da das SSW 5mm kaum laterale Farbe zeigt, war dieser Trick nicht anzuwenden.

SSW 5mm Augenlinse
Die Vergütung schimmert grünlich. Darunter ist das vorbildlich dunkle Okularinnere erkennbar.

Das SSW war dann bei etlichen weiteren Beobachtungen zugegen, hauptsächlich, um auch mit diesem Okular Erfahrungen gewinnen zu können. Interessant war dabei ein Streulicht-Test, für den es jenseits sinnvoller Vergrößerung in einen 103/1300 Mak eingesetzt wurde. Hier ging es nicht um eine gute Abbildung, sondern der Mond wurde auf den Bildrand eingestellt und darüber hinaus aus dem Feld geschoben. Der Test fiel überraschend positiv aus und zeigte, dass das SSW 5 eine sehr geschickte Verblendung hat. Die Innenwand des Okulartubus wird in keinem Winkel direkt von Mondlicht getroffen. Einzig der bereits erwähnte Linsenrand wird beleuchtet, wenn der Mond gerade außerhalb des Bildes steht. Dessen Schwärzung kann, obwohl sie gut ist, nicht alles Licht absorbieren und im ansonsten wirklich stockfinstren Okular gibt es dadurch eine Aufhellung. Mit dem Mond im Feld ist der Himmel neben dem Mondrand erfreulich dunkel. Wenn beim Blick durch die Augenlinse etwas von der Innenwand zu sehen ist, dann durch Licht, was rückwärts durch die Augenlinse einfällt, und das wird beim Blick ins Okular vom Beobachter selbst abgeschirmt. Das führt auch bei der Deepsky-Beobachtung zu kleinen Vorteilen. Der Himmelshintergrund wird einfach um eine Nuance dunkler.

Vixen SSW 5mm - Streulichttest
Extremtest: mit der Taschenlampe wird die transparente Kappe grell beleuchtet.
Der helle Ring im oberen Teil des Tubus ist bei der Beobachtung außerhalb des wahrnehmbaren Bereichs.

Bei den weiteren Beobachtungen stellte es sich heraus, dass das Okular bei ganz eingeschraubter Augenauflage zu Kidney Beaning neigt. Die Hülse musste doch leicht angehoben werden, was allerdings je nach Gesichtsform unterschiedlich sein dürfte. Am Ende der Beobachtung nachgemessen war die Hülse etwas weniger als 3mm weit herausgedreht. Das Okular ist diesbezüglich sehr sensibel, denn nur wenig weiter herausgedreht wird schon das Gesichtsfeld eingeschränkt.

Bei f/7,5 im Meade 127/952 ED Apo (FCD-1 Triplett) machte das Okular eine gute Figur. Bei diesem Öffnungsverhältnis wird das gesamte Feld scharf und mit kleinen Sternpunkten wiedergegeben. Zum Rand hin bemerkt man eine Verschlechterung nur dadurch, dass der erste Beugungsring, der beispielsweise um die hellen Sterne der Prasesepe (M 44) umlaufend sichtbar ist, zum eigentlichen Beugungsscheibchen hin verschmiert wird. Mit weniger als 0,7mm AP bei diesem Öffnungsverhältnis wäre eher Mond- und Planetenbeobachtung angebracht. Aber auch einige helle und eher kleine Deepsky-Objekte, insbesondere Planetarische Nebel lohnen den Blick. Der Eskimo-Nebel (NGC 2392) zeigte seinen Zentralstern bläulich und sehr scharf inmitten des runden Nebelscheibchens, dessen Außenbereiche sich mit indirektem Sehen erkennen ließen. Interessant an diesem Objekt ist der eng benachbarte Stern von ähnlicher Helligkeit wie der Zentralstern im Nebel. Der Nebel kaschiert praktisch den ersten Beugungsring des Zentralsterns, während der Nachbarstern durch Beugungsscheibchen und ersten Beugungsring schon etwas flächig erscheint.
Es macht also allein aufgrund der Brennweite Sinn, das Okular eher an größeren Öffnungsverhältnissen einzusetzen. Eine entsprechende Herausforderung sollte eine f/4 Optik sein. Dafür stand ein Vixen R200SS (200/800) mit GPU Komakorrektor zur Verfügung. Das Gerät hat keine Untersetzung am Okularauszug und so fiel im Vergleich mit anderen Okularen auf, wie schwierig das SSW 5 auf den Punkt genau zu fokussieren ist. Optimal eingestellt zeigen ausreichend helle Sterne zum Bildrand hin einen leichten, von der Bildmitte weg orientierten Lichtausbruch durch Okularastigmatismus. Die Sternabbildung vergrößert sich dadurch nur wenig und am ehesten bemerkt man den Effekt bei indirektem Sehen. Konkret war wieder die Komponente h Persei, also ein Teil des Doppelhaufen h & Chi das Beobachtungsziel. Die über ein großes Feld verteilte Ansammlung recht heller Sterne machte sichtbar, was ansonsten auch in Milchstraßen-Feldern mit ihren meist schwächeren Sternen toleriert bzw. einfach nicht gesehen werden kann. Das entspricht den Erfahrungen bei f/5, zeigte sich hier aber etwas ausgeprägter. Etwa 60° des Feldes waren einwandfrei. Zum Rand hin Ließ sich bei kleinen Schwenks und Korrekturen auch eine leicht tonnenförmige Verzeichnung erkennen.
Ein interessantes Beobachtungsziel waren die Strukturen des kleinen Hantelnebels. Hier leistete vor allem die Abschirmung gegen Stör- und Streulicht einen guten Dienst. M 76 konnte so auch unter Stadthimmel, allerdings zenitnah, Teile der schwachen, die Hantel umrundenden Bögen zeigen. Im Direktvergleich mit einem 4,5mm Explore Scientific LER 82° Series war der Himmelshintergrund in beiden Okularen gleich hell. Eigentlich sollte der Himmelshintergrund im 5mm eine um 23% größere Flächenhelligkeit zeigen. Das Plus an Helligkeit zeigte sich hingegen am Objekt, so dass im SSW 5mm von h & Chi aber auch dem dicht stehenden Kugelhaufen M 15 mehr Sterne erkennbar wurden. Die sorgfältige Abschirmung gegen Streulicht tut hier Ihre Wirkung, während das 4,5mm Okular schon bei der Sichtprüfung negativ auffällt - und dementsprechend bei diesem Vergleich nicht ganz unerwartet ins Hintertreffen gerät.
Am Celestron C8 N (200/1000 Newton) wurde daher auch das Pentax XW 5mm, sozusagen als Referenz, hinzugezogen. Es war erheblich einfacher zu fokussieren, als das SSW 5mm. Nach mehreren Wechseln ließ sich festmachen, dass der Himmelshintergrund im XW 5mm noch etwas dunkler blieb, so dass sich die Außenbereiche des auch hier wieder beobachteten kleinen Hantelnebels im XW 5mm noch am ehesten ganz schwach wahrnehmen ließen. Auch bei dieser Beobachtung zeigte hingegen das bereits erwähnte Explore Scientific LER 4,5mm einen zum SSW 5 vergleichbar hellen Himmelshintergrund.

Vixen SSW 5mm und Pentax XW 5mm
Das Pentax XW 5mm ist ein starker Konkurrent, allerdings mit nur 70° scheinbarem Gesichtsfeld.

Bei der Mondbeobachtung mit dem C8 N war die Abbildung des SSW 5 durchaus ansprechend. Die bereits beschriebenen Schwierigkeiten beim Fokussieren und dem Einhalten des korrekten Augenabstands waren jedoch schlicht anstrengend, so dass man sich nicht ausreichend lang auf das Bild konzentrieren konnte. Da das helle Mondbild für einen kleinen Irisdurchmesser sorgt, wird das Einhalten der idealen Einblickposition gegenüber der Deepsky-Beobachtung erheblich schwieriger und das Okular reagiert entsprechend empfindlicher. Das Pentax XW 5mm bot demgegenüber einen völlig unkomplizierten Einblick.

Vixen SSW 5mm Augenauflage
Die Augenauflage aus Gummi ist um 7mm verstellbar.

Sucht man somit nach einem herausragenden Merkmal, so fällt das Vixen SSW 5mm vor allem durch das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen auf. Auch die hochwertige Verarbeitung ist hervorzuheben. Die Abbildungsleistung ist — hier ringt man um Worte: An Optiken mit moderatem Öffnungsverhältnis arbeitet das Okular gut, bei f/4 und f/5 ist aber zufriedenstellend das Wort der Wahl. Die gute Transmission und Streulichtabschirmung zählen zu den positiven Aspekten. Trotzdem konnte es bezüglich Kontrast nicht mit dem XW 5mm mithalten und die demgegenüber schwierige Fokussierung muss ebenfalls unter den eher negativen Aspekten aufgeführt werden. Die Augenauflage hat sich in kalten Nächten als angenehm herausgestellt, wenn auch nicht so weich, wie gute Silikongummi-Augenmuscheln. Bleibt neben dem wertigen, ja hübschen Aussehen noch das kleine Praxis-Detail: Durch die sechs kleinen „Facetten" in der Gummiarmierung wird das Okular wirklich daran gehindert, einfach vom Tisch zu rollen, wie sonst praktisch alle „Kollegen“. Mit einem Preis von 305,- Euro (Listenpreis 339,- Euro)* ist es günstiger als einige seiner Konkurrenten, jedoch bereits teurer als einige 100° Okulare vergleichbarer Brennweite.
 

*) Preisniveau 11/2019

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