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William Optics UWAN-Okulare

Okulare mit etwa 80° Eigengesichtsfeld sind zwar seit den 1990er Jahren keine Sensation mehr, dennoch teilt sich der Markt für solche Ultraweitwinkel unter einer überschaubaren Anzahl Fabrikate auf. Die William Optics UWAN-Reihe ist bereits seit einigen Jahren erhältlich und erschien etwa zeitgleich mit der Produktionseinstellung der alten Meade UWA Okulare der Serie 4000. Mit Listenpreisen um 230 Euro für die Brennweiten 4mm, 7mm und 16mm sowie um 400 Euro für das 28mm positioniert William Optics die Okulare im Bereich von High-End-Okularen. Die Straßenpreise* liegen mit etwa 150 Euro für die kleinen Brennweiten und 280 Euro für das 28mm jedoch deutlich darunter im Bereich einer soliden Mittelklasse. Für diesen Bericht standen mir alle vier Brennweiten über einen längeren Zeitraum zur Verfügung. Sie kamen dabei insbesondere an schnellen Newtons (12” f/4, 8” f/5) und am William Optics Megrez 110mm (f/5,95 ED-Dublett) zum Einsatz, fanden aber auch bei einigen anderen Gelegenheiten in weiteren Teleskopen Verwendung.


Hübsche Verpackung - mit wenig praktischem Nutzen.

Äußerlich betrachtet fällt ins Auge, dass - Stichwort - William Optics großen Wert auf ein ansprechendes Äußeres gelegt hat. Das fängt natürlich bei der Verpackung an. Eine aufwändige Schachtel aus stabiler Pappe mit leuchtend rotem Deckel und Lack-Beschriftung beinhaltet das sorgfältig in Schaumstoff gebettete Okular. Für die Aufbewahrung im Okularkoffer ist eine solche Verpackung jedoch viel zu groß und Tau dürfte ihr sichtbar zusetzen. Die Okulare präsentieren sich in edlem Schwarz einer auf hochglanz polierten Eloxierung, die auch die Steckhülse einschließt. War dies bei Erscheinen der UWAN-Okulare noch ein besonderes Merkmal, so hat sich dessen Wirkung doch herumgesprochen und man findet inzwischen eine Vielzahl von Okularen in dieser Optik. Für die Handhabung wichtiger ist da schon die Beschriftung. Sie ist gut lesbar, doch ist die Brennweitenangabe nicht hervorgehoben. Da die Brennweiten 7mm und 16mm recht ähnlich groß sind, sucht man im Dunkeln recht oft nach der dieser Angabe, die sich unter den vielen weiteren kurzen Buchstabengruppen wie “82°”, “UWAN” oder  “USA” versteckt. “USA” ist übrigens eher nicht als Herkunftsangabe zu verstehen sondern lediglich Teil des Firmennamens “William Optics USA”. Auf den Okularen findet sich allerdings keine Herkunftsangabe. Der Boden der Verpackung sagt “Made in Taiwan”. Mit etwas Internet-Recherche ist aber bald United Optics in Kunming, China als Hersteller ausgemacht, der die komplette Okularreihe nebst individueller Beschriftung anbietet. Und so ist die Okularreihe nun auch, äußerlich bis auf die Beschriftung gleich, von Astro Professional als APUWA zu haben.


Augenlinse, Augenauflage und der dazwischen liegende, mattierte Bereich samt “Fettfleck”, hier beim 4mm.

Gut gefallen mir die Staubkappen aus Gummi. Sie sitzen sicher und lassen sich dennoch gut abziehen, wenn man sie richtig anfasst, nämlich ohne Druck auszuüben. Ebenfalls aus Gummi ist eine einstellbare Augenauflage. Sie lässt sich etwa 8mm weit herausschrauben, wofür eine einzige Umdrehung reicht. Der Drehmechanismus geht stramm aber nicht zu stramm, so dass die Augenauflage sich auch dann nicht verstellt, wenn man einen Dobson darüber weiterschiebt. Da die augenseitige Staubkappe auf der Augenauflage sitzt, kann man das Okular auch einpacken, ohne die Augenauflage wieder herunter zu schrauben.
Zwischen Augenauflage und Augenlinse findet sich ein matt lackierter Metallring. Man wollte hier offenbar glänzendes Material vermeiden, um den Beobachter nicht durch Reflektionen zu stören. Leider ist der Lack eher grau denn schwarz und er nimmt auch gerne Flecken an, wenn er hier oder dort mit der Gesichtshaut in Kontakt kommt. Trotzdem eine gute Idee. Je nach Okular runden ein oder zwei Streifen aus Gummiarmierung das Erscheinungsbild ab und sorgen dabei für eine gute Handhabbarkeit. Ebenfalls gut für die Handhabung ist die anstelle einer Sicherungsnut nahe der Auflage konisch zulaufende Steckhülse. Sie sichert das Okular gegen Herausfallen wenn eine zu lose Klemmung ein Durchrutschen nicht verhindern kann, verhakt sich aber nicht mit den immer verbreiteteren Klemmringen zur Okularfixierung.
Die Verarbeitung der Okulare ist sehr ordentlich. Sie sind sauber - eigentlich selbstverständlich, dennoch heute ein erwähnenswertes Detail - und es finden sich weder Grate noch Macken. Die Feldlinsen sind mit matt schwarzen Ringen gefasst und auch die Filtergewinde sind matt schwarz, wobei sich schwer sagen lässt, ob lackiert oder eloxiert. Laut William Optics und soweit man erkennen kann sind alle Glas/Luft-Flächen Mehrschichtvergütet. Ebenfalls laut William Optics sind alle Linsenkanten geschwärzt und bei den untersten Linsenelementen des 28mm und 16mm ist dies auch sichtbar, wenn die Schwärzung auch gerne etwas satter hätte sein dürfen. Alle anderen Linsenränder entziehen sich dem Blick und damit auch ungewollt einfallendem Licht.


Gute Verarbeitung: Matte Oberflächen im Bereich der untersten Linsengruppe, ebenfalls beim 4mm.

Während ich dem UWAN 28mm und seinem direkten Konkurrenten, dem 26mm Nagler Typ 5, einen eigenen Bericht gewidmet habe, soll es im Folgenden um die UWAN-Okulare im 1,25” Format gehen, also die Brennweiten 4mm, 7mm und 16mm.

82° scheinbares Gesichtfeld, für Nicht-Brillenträger etwa Parfokal, 7 Linsen in 4 Gruppen - soweit die optisch relevanten Gemeinsamkeiten der drei Okulare. Noch recht ähnlich fallen ihre Gewichte aus, nämlich jeweils mit Kappen etwa 220g beim 4mm, 225g beim 7mm und 250g für das 16mm. Nach den Angaben der amerikanischen Homepage von William Optics soll das 4mm UWAN eine Feldblende von 6mm haben, 12mm sind es beim 7mm und 28,6mm bei 16mm Brennweite - laut Webseite. Spätestens beim letzten Wert muss der aufmerksame Leser stutzig werden, denn 28,5mm ist bereits der Durchmesser des 1,25” Standard-Filtergewindes. Wie soll nun eine noch um einen Zehntel Millimeter größere Feldblende untergebracht werden? Schon beim UWAN 28mm enthüllte eine Sterndurchlaufmessung, dass William Optics’ Feldblendenangaben falsch sind. Als wüsste es der Hersteller nicht besser, sind vielmehr die Linsendurchmesser anstelle des eigentlich vom Sternfreund benötigten effektiven Feldblendendurchmessers angegeben - und nicht einmal diese Angabe ist beim 16mm UWAN richtig, denn der Meßschieber zeigt, dass allein der freie Durchmesser des Filtergewindes bei 28,0mm bis 28,1mm liegt. Die darunter liegende Linse wird jedoch noch von einem 1,5mm breiten Ring gefasst, so dass also vom freien Durchmesser des Filtergewindes weitere 3mm abzuziehen sind. Diese 25mm für den Durchmesser der untersten Linse sind jedoch immer noch keine brauchbare Angabe, da es sich dabei um ein Negativ-Element handelt, das noch vor dem Zwischenbild in der Feldblenden-Ebene des Okulars liegt. Mit einer 25mm große Feldblende würde das Bild also durch den dann zu geringen Durchmesser des Negativ-Elements am Rande vignettiert und der Gesichtsfeldrand müsste unscharf erscheinen - was beim 16mm UWAN nicht der Fall ist. Es erübrigt sich fast, zu erwähnen, dass auch bei den beiden anderen Okularen die angeblichen Feldblendendurchmesser auf wunderbare Weise zu den Durchmessern der untersten Linsengruppen passen. Um also eine verlässliche Angabe zum Feldblendendurchmesser zu erhalten, bleibt nichs anderes übrig, als eine Sterndurchlaufmessung durchzuführen. Die Wartezeit kann man sich mit Gedanken darüber vertreiben, ob William Optics wenigstens die Linsen richtig gezählt hat.


Steckhülse mit unterster Linsengruppe beim 16mm.
Feldblendenangaben von William Optics sind eher dreist denn einfach nur falsch.

Die Sterndurchlaufmessung fand an Eta Vir (Zaniah) statt. Als Referenz wurde ein TeleVue 3,5 mm Nagler Typ 6 herangezogen und trotz der Nähe zum Himmelsäquator wurde die Deklination des Sterns eingerechnet. Die Herstellerangabe zum 3,5 mm Nagler stimmt sehr genau mit der Messung überein. Beim 4mm und 7 mm UWAN gibt es geringe Abweichungen. Für das UWAN 16 mm ergab die Messung jedoch eine effektive Feldblende von 21,41 mm. Die offizielle Angabe ist also mehr als nur weit hergeholt und es mag eine Rolle spielen, dass das 16mm Nagler Typ 5 mit 22,1 mm effektivem Feldblendendurchmesser auf der TeleVue-Homepage vermerkt ist.

Okular

Herstellerangabe Feldblende

gemessene Feldblende

UWAN 16 mm

28,6 mm

 

21,41 mm

 

UWAN 7 mm

12 mm

 

11,37 mm

 

UWAN 4 mm

6 mm

 

5,48 mm

 

Nagler T6 3,5 mm

4,8 mm

 

4,78 mm

 

Tabelle: Ergebnisse der Sterndurchlaufmessung zur Bestimmung der effektiven Feldblendengröße

Der Einblick ist bei allen Okularen sehr ähnlich, ohne Brille gut, wenn die Augenauflage richtig eingestellt ist - ohne Berührung der Augenauflage ist das Feld allerdings nicht voll zu überblicken. Aber auch mit Brille lässt sich das volle Feld noch überblicken, wenn man sich traut, die Brille etwas aufzudrücken und diese durch ihre Form das auch erlaubt. Laut William Optics haben alle drei Okulare12mm Augenabstand, was dem gezeigten Verhalten entspricht. Der Einblick ist also gut, wenn auch nicht luxuriös komfortabel.

Bei der Beobachtung am 110mm Megrez machten sich die Okulare nicht schlecht. Da 16mm hat noch die größten Probleme mit der Randabbildung. Das sauber abgebildete Feld ist etwa 50° groß, dann lässt zum Rand hin die Sternabbildung nach. Sie wird auch direkt am Rand nicht ganz schlecht, zeigt aber bereits Okularastigmatismus und etwas Unschärfe durch Bildfeldwölbung. Die Sterne werden hautpsächlich tangential, also entlang des Bildfeldrandes, in die Länge gezogen. Das Okular zeigt aber einen guten Kontrast mit dunklem Himmelshintergrund.
Besser wird die Randabbildung beim 7mm. Das absolut scharfe Feld wird etwas größer und die Sternabbildung lässt zum Rand hin weniger nach. Die optimale Position der Augenauflage ist nicht leicht zu finden, das Okular neigt bei falscher Einstellung zum Kidney-Beaning, es erscheinen also schwarze, nierenförmige Flecke am Bildrand. Der Kontrast ist wieder gut. Das 4mm endlich zeigt eine gute Randabbildung. Im direkten Vergleich mit dem 3,5mm Nagler Typ 6 zeigt es einen ähnlich guten Kontrast, das Bild im 4mm ist aber nur wenig heller als im 3,5mm. Auch der Einblick ist beim 3,5mm Nagler angenehmer. Gegenüber einem 4mm Planetary HR zeigt das UWAN M13 etwas besser, vor allem bei indirekter Beobachtung kann der Haufen im UWAN besser aufgelöst werden.
Alle drei UWANs haben keine Probleme mit Reflexen bei der Mondbeobachtung. Auch laterale Farbe fällt nicht störend auf.

Am schnellen f/4 Newton mit 12” Öffnung und mit Komakorrektor lässt die Randabbildung der UWANs spürbar nach. Beim 16mm werden auch mit Komakorrektor die Sternabbildungen am Rand zu langen Strichen parallel zum Feldrand. In der Bildmitte sind nun weniger als 50° mit absolut sauberen Sternabbildungen erkennbar. Das 7mm kann noch 55° Feld sauber abbilden, dann lässt es zum Rand hin nach. Der Einblick war am Newton etwas angenehmer als am Refraktor. Das 4mm zeigt nun ebenfalls ein nachlassen der Randabbildung, auch hier werden nur noch etwa 55° in der Feldmitte sauber abgebildet. Bei einer Beobachtung bei nur 5m Grenzgröße am 8” f/4 Newton ohne Komakorrektor fällt beim 16mm UWAN eine leichte Randaufhellung auf.

Alles in allem lässt sich die Leistung der UWAN-Okulare am besten mit ihrem Straßenpreis*) vergleichen. Sie leisten sichtbar mehr als günstige und sehr günstige Okulare, kommen aber an die Leistung der wirklichen Spitzenokulare nicht heran. Zum Listenpreis betrachtet gibt es Alternativen oder der Sprung zum wirklichen Spitzenokular ist gering, ja sogar zu gering beim 4mm und 7mm UWAN. Zu den üblichen Verkaufspreisen sind sie aber durchaus eine interessante Wahl. Sie bieten nahe der Bildmitte auch an schnellen Optiken eine bessere Abbildung als günstige Okulare und lassen bezüglich der Randabbildung nicht so stark nach wie diese. Der Spacewalk-Effekt des 82° großen Gesichtsfeldes lässt sich also durchaus genießen. Hinzu kommt eine gute Verarbeitung und gute Handhabbarkeit. Die sicher funktionierenden Gummi-Kappen hätte ich gerne auch bei teureren Okularen anderer Hersteller gesehen.
Als offizieller Hersteller der Okulare muss man William Optics die falschen Feldblendenangaben vorhalten. Die Firma setzt hier leichtfertig das Kundenvertrauen in alle anderen Leistungsangaben und Artikelbeschreibungen auf’s Spiel.

*) Preisniveau Juni 2009

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