| 82° UWA Okulare von Teleskop-Werkstatt
Die UWAs von Teleskop-Werkstatt beim Rapport.
82° - ein solches scheinbares Gesichtsfeld war noch vor einigen Jahren nur wenigen Okularreihen vorbehalten und definierte die "Königsklasse" unter den Weitwinkel-Okularen. Mittlerweile jedoch haben mehrere Hersteller ebenfalls Ultraweitwinkel mit über 80° im Angebot. Die ausnahmslos in China produzierten Neuentwicklungen werden praktisch immer unter mehreren Markennamen vertrieben, wobei in einigen Fällen sogar das Äußere leicht verändert wird, um dies dem Kunden nicht allzu offenbar zu machen. Ein Anbieter neuer 82° Okulare ist Teleskop-Werkstatt. Die UWA-Okularreihe dieses Anbieters soll optisch baugleich mit den Meade UWA Serie 5000 sein. Dafür sprechen die gleiche Brennweitenabstufung und die vergleichbaren Abmessungen. Bis auf 4,7 mm und 8,8 mm standen mir alle Brennweiten für eine kurze Testphase zur Verfügung. Konkret handelt es sich also um die Brennweiten 30 mm, 24 mm, 18 mm, 14 mm, 11 mm und 6,7 mm. Am Markt sind die Okulare in direkter Konkurrenz zu den UWAN-Okularen positioniert*, die es inzwischen auch unter mehreren Labels gibt. Gemeinsam ist allen Okularen eine einstellbare Augenauflage. Die Brennweiten 30 mm bis 18 mm haben eine 2“ Steckhülse, die kleineren Brennweiten kommen im 1,25“ Format. Alle haben nominell die bereits genannten 82° scheinbares Gesichtsfeld. Das Design der 1,25“ Okulare soll auf sieben, jenes der 2“ Okulare auf sechs Linsen basieren. Die Einstellbare Augenauflage beim 30 mm. Am schwarzen Tubusteil unter der roten Hülse können Fettreste zum Vorschein kommen.
Das auffälligste Okular der Reihe ist sicherlich das 30 mm. Ein wuchtiges Okular, ungeheuer schwer und in seinen Abmessungen auch erstaunlich ausladend. Der größte Durchmesser findet sich an der augenseitigen Schutzkappe und beträgt 100 Millimeter. Das ganze bei 128 mm Höhe, ebenso wie das Gewicht von 1410 g mit Kappen gemessen. Man kann sich allerlei Spitznamen für das Okular ausdenken, beispielsweise „30 mm Klobigon“. Auch das 24 mm ist ein bemerkenswert großes Okular. 110 mm mal 88 mm sind hier die Abmessungen und mit 945 g haarscharf am Kilo vorbei. Auch hier, wie bei den weiteren Abmessungen stets mit Kappen. Das 18 mm bringt es auf 92 mm x 73 mm und 558 g Gewicht – ein Pfund mit Dreingabe. Ab dem 14 mm werden die Maße schnell nicht nur moderater sondern durchaus vergleichbar zu anderen Produkten. 84 mm x 60 mm und 300 g, dann das 11 mm geringfügig größer und schwerer mit 91 mm x 61 mm bei 324 g. Schließlich das 6,7 mm: 270g für 94 mm x 56 mm. Der größte Durchmesser findet sich jeweils an der augenseitigen Schutzkappe, das Okular selbst ist einige Millimeter darunter jedoch nur geringfügig schlanker. Steckhülseneitige Schwärzung (von Links): 30 mm, 24 mm, 18 mm und 11 mm. (Abbildungsmaßstab unterschiedlich!)
Die Verarbeitung der Okulare ist soweit ordentlich. Die Farbgebung, außer beim 18 mm, auffällig aber in durchaus moderner Form. Die einstellbare Augenauflage musste bei allen Okularen erst einmal durch beherztes aber kontrolliertes Zupacken an der richtigen Stelle gelöst werden. Man bekommt es hier mit dem irdischen Luftdruck zu tun. Die mit weniger als einer Umdrehung einstellbare Augenmuschel bewegt sich zunächst saugend, ehe das zur Fassung der Augenlinse hin abschließende Gummi frei kommt. Ab dem 2. Mal geht die Einstellung gut gegen einen satten Wiederstand, der dafür sorgt, dass sich bei der Beobachtung nichts verstellt. Die Gewindesteigung ist gut getroffen, der Augenabstand lässt sich ohne viel Schrauben und dennoch sehr gut kontrollierbar einstellen. Allerdings ist der jeweils angebotene Hub unnötig groß. Während der Brillenträger die Hülse ohnehin ganz herunter drehen muss, kann man ohne Brille die Hülse eher nur zur Hälfte oder vielleicht noch zu zwei Dritteln ausfahren, ohne Gesichtsfeld zu verlieren. 30 mm und 24 mm bieten 16 mm Hub, beim 18 mm hebt sich die Hülse nur um 10 mm und bei den 1,25“ Okularen sind es je 12 mm. Der Einblick ohne Brille ist vom Abstand her gut, durch die ausladende und flach zum Kopf hin abschließende Hülse, wodurch die Okulare nochmals größer werden, ergeben sich bei 30 mm und 24 mm weitere Probleme – man eckt tatsächlich mit der Nase an! Natürlich gleicht man dies sofort durch ein Rollen des Augapfels aus, als Brillenträger jedoch hat man es nicht so leicht und man schaut dann durch ein schräg stehendes Brillenglas. Ab dem 18 mm relativiert sich dies durch den geringeren Durchmesser. Gerade bei langen Okularbrennweiten, bzw. genauer bei großer AP, sind jedoch viele Beobachter mit Hornhautverkrümmung gezwungen, für einen Ausgleich ihres sichtbar werdenden Sehfehlers zu sorgen. Das schräg stehende Brillenglas funktioniert dann eher unzureichend. Als positive Eigenschaften muss man natürlich erwähnen, dass diese breite und in schwarz gehaltene Augenauflage das Sehfeld um das Okular herum gut ausblendet, so dass man nicht durch den Blick auf einen z.B. weißen Tubus gestört wird – sofern man das andere Auge abdeckt. Außerdem lässt sich durch Druck mit der Wange auf die große Auflagefläche tatsächlich ein Dobson der Himmelsrotation nachschieben. Die Wandung, die unter der hochgeschraubten Hülse zum Vorschein kommt, zeigte bei einigen Exemplaren Fettspuren. Man sollte die Okulare vor gebrauch mit einem Fettlöser an diesen Stellen abwischen, bis man sicher ist, sich bei der Beobachtung nicht die Finger einzufetten. Natürlich darf dabei keine Flüssigkeit ins Okular gelangen. Schaut man schräg von oben in die hochgeschraubte Augenauflage sieht man ordentlich Fett, das für den „satten“ Wiederstand beim Verstellen sorgt. Es scheint mir aber eher unmöglich, dass das Fett von dort auf die Augenlinse gelangt. Blick unter die Haube: Das Gewinde für die Einstellung der Augenauflage ist kräftig gefettet.
Betrachtet man die Optik findet man, wie die aufgedruckten Buchstaben „FMC“ bereits verraten, Multivergütungen. Es zeigen sich grüne, rote und violette Reflexe. Schwache, farblose Reflexe stammen offensichtlich von Kittflächen. Die sichtbaren Linsen-Fassungsringe sind ordentlich mattschwarz. Weniger gut ist die Schwärzung an der Innenwand der Steckhülse, hier finden sich z.B. beim 14 mm Stellen, an denen entweder der Mattlack etwas glänzt, oder es handelt sich um Klebereste von der Fixierung der Linsen-Fassungsringe. Gut geschwärzt sind die Linsenkanten und beim Blick gegen eine hell beleuchtete Fläche ins Okularinnere zeigen sich normale Glanzlichter auf mattschwarzen Flächen. Alles in allem scheinen mir die Okulare ordentlich gegen unnötiges Streulicht behandelt. Die Okulare haben ein Filtergewinde und eine normale Sicherungsnut. Während die Steckhülsen der 1,25“ Varianten schwarz eloxiert sind, zeigen die 2“ Steckhülsen mit dem eingeätzten „China“ das Herkunftsland der Okulare auf, eine weitere Übereinstimmung mit den bereits genannten Meade-Okularen. Die Kappen des 30 mm.
Teleskopseitig findet sich eine Schutzkappe aus weichem Gummi, die gut passt. Augenseitig wird das Okular durch eine Kappe aus festem Kunststoff verschlossen, die normalerweise auf dem Gummi der verstellbaren Augenauflage hält. Beim 30 mm jedoch sitzt die Kappe nur sicher, wenn die Augenauflage mindestens einen Millimeter weit herausgeschraubt ist. Die oberhalb der Steckhülse ausladende Form sorgt schließlich dafür, dass gerade die 1,25“ Okulare gerne umkippen und dabei auch ihre Kappe verlieren. Die großen 2“ Okulare sind davor auch nicht ganz gefeit und so habe ich mir während des Tests angewöhnt, die Okulare kopfüber zu stellen. Bliebe zu erwähnen, dass die Okulare keine besonders großen Brennweitenbezeichnungen tragen und dass Gummiarmierungen fehlen. Das kann beim Umgang mit Wollhandschuhen ein Problem sein. Geliefert wurden die Okulare in stabilen, bezogenen Kartons, die mit passend zugeschnittenem Blasenkunststoff ausgepolstert waren. Leider liegen die 1,25“ Okulare nicht besonders tief im Blasenkunststoff, so dass sie mir beim Öffnen gerne aus der Kiste „entgegenkullerten“. Für die Praxis ist das jedoch insofern wenig relevant, als die Kisten ohnehin viel zu ausladend für einen normalen Okularkoffer sind. Sie messen bei den 1,25“ Okularen 140 x 115 x 110 Millimeter und bei den 2“ Okularen 290 x 160 x 155 Millimeter. Für die kleineren Okulare empfiehlt sich da eher ein Drehpack, das auch die Neigung zum Umfallen dämpfen dürfte, während 30 mm und 24 mm wohl beim Thema Drehpack ein Beschaffungsproblem aufwerfen werden. Deren Durchmesser sprengt nämlich das große 80 mm Drehpack, welches für Typ 5 Nagler und 28 mm UWAN noch reicht. Ein paar Gedanken seien möglichen Baugleichheiten gewidmet. Vor einigen Jahren brachte die Firma Meade ihre Okularreihe “UWA Serie 5000” auf den Markt. Deren Brennweitenstaffelung war zwischen 4,7 mm und 14 mm eine Fortführung der alten “UWA Serie 4000” und es kamen weitere Brennweiten hinzu. Die Brennweiten 4,7 mm, 6,7 mm, 8,8 mm, 11 mm, 14 mm, 18 mm, 24 mm und 30 mm entsprechen exakt den von Teleskop-Werkstatt verfügbaren Brennweiten (das 8,8 mm scheint derzeit nicht lieferbar*). Auch die Angaben zur Linsenzahl stimmen überein, lediglich das 18 mm wird von Meade in einer 1,25” Steckhülse geliefert - die unterste Linse der Variante von Teleskop-Werkstatt scheint aber mit gemessenen 28mm nur ganz knapp zu groß für eine 1,25” Steckhülse. Beim direkten Vergleich der 14 mm von Meade und Teleskop-Werkstatt fällt immerhin ein anderer Durchmesser der Augenlinse auf. Oder wird hier nur ein augenseitig nicht benötigter Teil der Linse abgedeckt? Die Linse setzt sich unter der Metallfläche noch ein Stück weit fort, ehe der Metallrand mit der Linsenoberfläche in Berührung kommt. Weiterhin bietet Celestron unter dem Namen “Axiom LX” eine 82° Okularreihe mit den Brennweiten 7 mm, 10 mm, 15 mm, 19 mm, 23 mm und 31 mm. Wirklich durch Zufall stets 1 mm Abweichung der Brennweiten? Auch noch, wenn wieder 7 Elemente und ab dem 19 mm 6 Linsen verbaut sein sollen? Laut Celestron wiegt das 31 mm 1360 g. Hier ist das 23 mm der Ausreißer, es soll laut der Celestron-USA-Homepage unter 500 g wiegen, während die Angaben zu den restlichen Brennweiten ganz vergleichbar sind. Letztendlich lässt sich ohne einen direkten Vergleich nicht entscheiden, ob Baugleichheit vorliegt, ob die Okulare sich nur in “Nuancen” unterscheiden oder ob es hier oder dort echte Designunterschiede gibt. Es ist zumindest gängige Praxis, dass Optikkonstruktionen mit Herkunftsland China nicht nur unter mehreren Labels sondern auch in unterschiedlicher “Verkleidung” angeboten werden. Es gibt einige Möglichkeiten, solche Baugleichheiten zu kaschieren. Zum Beispiel neben einem anderen Erscheinungsbild des Okulartubus auch leicht veränderte Linsendurchmesser. Und damit genug der Theorie... Zum praktischen Einsatz kamen die Okulare am 110/655 ED-Zweilinser und an meinen beiden f/4 Newtons mit 200/800 und 300/1200 Millimeter-Optiken. Die Abbildung der Newtons wurde dabei fast immer mit einem visuellen Televue Paracorr oder einem gerade zur Verfügung stehenden Komakorrektor-Prototypen verbessert. Am ED-Refraktor bei f/6 machten die Okulare einen guten Eindruck. Für die gesamte Okularreihe gilt hier, dass das Gesichtsfeld komplett brauchbar ist, aber am Rand auch erkennbare Schwächen zeigt. Das 30 mm UWA musste sich dem 28mm UWAN stellen. Dabei erwies es sich als schwierig, Unterschiede zwischen beiden Okularen herauszuarbeiten, die sich nicht auf die veränderte Brennweite zurückführen ließen. Letztendlich zeigte sich beim 28 mm UWAN eine leicht bessere Abbildung, wenn auf die Zone um 30°-50° Gesichtsfelddurchmesser fokussiert wurde. Dies bedingte einen geringen Schärfeverlust in der Bildmitte, wodurch das Auge hier kräftig akkommodieren musste, was einerseits ermüdete und andererseits nur beim nicht ermüdeten Beobachter überhaupt erfolgversprechend ist. Beim 30 mm UWA zeigte sich vor allem eine problematische Bildfeldwölbung, wobei der Randbereich intrafokal zur Bildmitte lag, der Okularauszug also etwas eingefahren werden musste, um am Bildrand die beste Abbildung zu erzielen. Fokussiert auf die Bildmitte war die Abbildung beider Okulare praktisch gleichwertig. Das 24 mm UWA kam, immer noch am Refraktor, im Vergleich zum 26 mm Nagler Typ 5 zum Einsatz. Hier zeigte das Nagler einen größeren Teil des Gesichtsfeldes als absolut scharf, während die Verzerrung der Sternabbildung am Bildrand bei beiden Okularen etwa gleiches Niveau hatte. Beim Nagler wurden die Sterne eher durch Astigmatismus deformiert, während beim UWA wieder infrafokale Bildfeldwölbung die Unschärfe bedingte. Beim 18 mm wurde die Abbildung über’s Feld gegenüber dem 24 mm etwas besser, ohne dass dies einen wirklich großen Unterschied machte. Leider standen für einen Direktvergleich kurzfristig keine weiteren UWAN-Okulare zur Verfügung. Beim 14 mm UWA zeigten sich etwa 60° des scheinbaren Gesichtsfeldes scharf und die Abbildung war bis zum Rand soweit brauchbar. Das 11 mm machte am Refraktor noch den schönsten Eindruck bezüglich der Sternabbildungen. Bis zum Rand ließ die Schärfe nur wenig nach. Das 6,7 mm fiel schließlich gegenüber dem 11 mm etwas zurück bezüglich der Randabbildung, blieb aber besser als das 14 mm. Eine versuchte Jupiterbeobachtung blieb wenig aussagefähig, da insbesondere auch die atmosphärische Refraktion am tief stehenden Planeten die Abbildung verschlechterte. Die Ähnlichkeit zum 14 mm UWA Serie 5000 hält sich zunächst in Grenzen...
Die Newtons mit f/4 forderten die Okulare wesentlich stärker. Am 8“ f/4 kam, ohne Komakorrektor, zunächst wieder das 30 mm UWA im Vergleich zum 28 mm UWAN zum Einsatz. Wieder war nur durch sehr diffiziles und in der Praxis eigentlich zu ermüdendes Fokussieren und Akkomodieren dem UWAN ein kleiner Vorteil zu entlocken. Maximal 50°-60° Feld waren am 30 mm UWA wirklich scharf, ein schwebender Schatten zeigte jedoch an, dass 7,5 mm AP das Beobachterauge unter „Balkonbedingungen“ überforderten. Das 28 mm UWAN war hingegen diesbezüglich uneingeschränkt nutzbar (7 mm AP). An sehr hellen Sternen, hier Vega, fällt beim 30 mm UWA laterale Farbe auf, so dass Vega dicht am Rand ein kleiner Regenbogen wurde. Die Leistung des 30 mm ist bereits deutlich von der Leistung eines verwendeten Komakorrektors abhängig. So konnte es bei besseren Bedingungen und mit Paracorr und am 12“ f/4 nicht nur zum absoluten Gleichstand mit dem UWAN 28 mm kommen, sondern auch im Vergleich zum 31 mm Nagler Typ 5 zeigte es ein nur geringfügiges Nachlassen. Ab etwa 50° - 60° Felddurchmesser war die Sternabbildung des Naglers besser, ohne dass der Abstand zu groß wurde. Das 30 mm UWA war nun jedoch bezüglich der Randabbildung kaum noch nachfokussierbar. Am 8“ f/4 zeigte sich dann wieder die Bildfeldwölbung als Hauptproblem des 30mm UWA, das 31 mm Nagler stand nun jedoch nicht mehr zur Verfügung. Die stärkere Bildfeldwölbung bei dieser Teleskopbrennweite war als Nachteilig zu bemerken – was natürlich auch am 31 mm Nagler nicht spurlos vorübergegangen wäre. Durch die Brennweitenverlängerung des Komakorrektors (ca. 15%) war die volle Öffnung nutzbar und es trat nun kein schwebender Schatten mehr auf. Aufgrund der AP erwartungsgemäß war das Bild sichtbar heller als im 28 mm UWAN. Das 24 mm zeigte am 8“ f/4 Newton mit Paracorr eine bessere Sternabbildung als das 30 mm, aber auch hier war die Bildfeldwölbung mit zur Bildmitte intrafokalem Rand das Hauptproblem. Die Sternabbildungen waren zum Rand hin deutlich von Okularastigmatismus geprägt, der bei Fokussierung auf die Bildmitte die Sterne tangential in die Länge zog. Auch beim 18 mm zeigte sich die Bildfeldwölbung und der diesbezüglich nicht korrigierte Okularastigmatismus als Hauptproblem. Der scharfe (scheinbare) Feldbereich ist bei Fokus auf die Bildmitte vergleichbar mit dem des 24 mm. Beim Nachfokussieren jedoch ergibt sich am Rand nun eine durchaus passable Abbildung. Beide Okulare sind für f/4 brauchbar. Das 14 mm zeigte sich am 200/800 Newton mit Paracorr als das schlechteste Okular der Reihe. Es zeigt den Rand seines Feldes schlechter als alle anderen UWAs, allerdings wie diese Aufgrund der schon beschriebenen Bildfeldwölbung kombiniert mit kräftig sichtbarem Okularastigmatismus. ... im Detail betrachtet gibt es aber schon einige Übereinstimmungen.
Auch beim 11 mm zeigt sich wieder der Randbereich intrafokal zur Bildmitte. Das Okular scheint zwar von der absolut geringeren Bildfeldwölbung zu profitieren, letztendlich aber ist die Randabbildung ähnlich zu der des 18 mm. Für das 6,7 mm ließ sich wegen der Seeingbedingungen an den möglichen Beobachtungsabenden keine hieb- und stichfeste Aussage machen. Erkennbar war jedoch wieder die Problematik von Bildfeldwölbung und Okularastigmatismus, nur deren Ausmaß war aufgrund der seeingbedingt wechselnden Sternspots nur soweit erkennbar, dass das Okular erkennbar besser als das 14 mm abbildete. Die Bildfeldwölbung des 200/800 machte den UWA-Okularen zu schaffen, was beim 300/1200 bereits abnahm, so dass die Okulare eine etwas bessere Figur machten. Mit einem guten Komakorrektor können die Okulare ca. 50° bis 60° ihres scheinbaren Gesichtsfeldes gut darstellen, dann nimmt die Abbildungsqualität bei Fokus auf die Bildmitte ab, jedoch nur beim 14 mm in einem wirklich störenden Ausmaß. Insbesondere 24 mm, 18 mm und 11 mm zeigten sich dabei sehr ähnlich bezüglich der Abbildungsqualität. Es war nicht möglich, hier eines der drei als „das Beste UWA“ herauszustellen. Vielmehr ist die Abbildung dieser drei Brennweiten an dieser Optikkombination gleichwertig. Eine geplante Sterndurchlaufmessung fiel leider dem auch wetterbedingt verkürzten Testumfang zum Opfer. Ebenso entfiel leider eine Mondbeobachtung, die dem Auffinden von Reflexen hätte dienen können. Kurze Proben zur Beobachtung mit Brille zeigten, dass die Brille bei ganz eingefahrener Augenmuschel noch aufgedrückt werden musste, damit das volle Feld sichtbar wurde. Ohne Brille war der Augenabstand stets bequem. Nur beim 30 mm störte, wie bereits beschrieben, entweder die Größe der Augenauflage oder aus anderem Blickwinkel der „anatomische Nachteil“, im Besitz einer Nase zu sein... Von Links: 6,7 mm, 18 mm, 30 mm, 24 mm, 14 mm und 11 mm.
Als Fazit zeigt sich, dass die UWA-Okulare aus dem Hause Teleskop-Werkstatt durchaus interessante Deepsky-Okulare sind. Die Ultraweitwinkel sind Vergleichbar mit der UWAN-Reihe, wobei 24 mm, 18 mm und 11 mm am ED-Refraktor etwas über die von den UWAN-Okularen erreichte Abbildungsqualität hinauskommen, soweit sich das ohne direkten Vergleich festmachen lässt. Für das 24 mm gibt es außerdem in der UWAN-Palette kein adäquates Gegenstück. Die Okulare sind eine Alternative zu Nagler-Okularen, wann immer man deren hohen Anschaffungspreis scheut. Insbesondere an langsameren Optiken dürften sich die Vorteile speziell der Abbildung von Nagler Typ 5 Okularen gegenüber den UWAs relativieren, solange Teleskop und Okular bezüglich der Bildfeldwölbung harmonieren. Brillenträger mit Hornhautverkrümmung können allerdings nicht wie bei den vergleichbaren Nagler Typ 5 auf eine Dioptrix-Korrekturlinse für ihren Sehfehler zurückgreifen, wodurch der Einblick in 30 mm und 24 mm mit Brille entsprechend problematisch ist. Bei den 2“ Okularen sind die extremen Gewichte und Abmessungen stark nachteilig. Es ist schwer, das Teleskop beim Wechsel zum oder vom 30 mm in der Balance zu halten. Unbestrittener Vorteil des 30 mm dürfte das größte wahre Gesichtsfeld eines Okulars für schnelle Optiken in seiner Preisregion sein und auch das 24 mm ist als 2“ Okular interessant positioniert, da hier außer den wahrscheinlich baugleichen Pendants kein vergleichbares Okular eine Alternative zum deutlich teureren 26 mm Nagler ist. *) Stand Dezember 2009
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