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Neue, preisgünstige Okularkonstruktionen
in Zusammenarbeit mit André Walczak

Alle Okulare im Überblick
von Links: SW 15,SW 6,SW 20, LE 5,LE 20 und GEN II 14, unten das Speers-Waler 14L

In der Preisklasse unter 100 Euro gab es bis vor kurzem wenig Okularkonstruktionen zur Auswahl. In der Hauptsache fanden sich für den Sternfreund hier Ortho und Plössl Konstruktionen. Mit den derzeit recht beliebten kurzbrennweitigen Teleskopen arbeiten diese Okulare allerdings nur bedingt zufriedenstellend, was Randabbildung und scheinbares Gesichtsfeld betrifft. Im Jahr 2002 erschienen aber drei neue Okularbaureihen mit recht interessanten Eckdaten, die in diese Lücke vorstoßen wollen. Um diese Konstruktionen einmal für die verschiedenen Anforderungen unterschiedlicher Teleskopbauarten zu testen, stellte uns die Firma Teleskop-Service Ransburg 7 Okulare zur Verfügung.
Es handelt sich dabei um drei TS-SW Okulare mit 6, 15 und 20mm Brennweite, zwei LE Okulare mit 5 und 20mm Brennweite, sowie das Baader GEN II 14 mm. Einen deutlichen preislichen Ausreißer bildete das Antares Speers-Waler 14L.
Die Okulare kamen an 6 verschiedenen Teleskopen bzw. Optik-Kombinationen zum Einsatz: Bei f/4 am R200SS und am GSO 8" f/4 Newton, bei f/4.8 am 250/1200 Orion-Europe Newton, am C8 bei f/10, am Explorer 395 (90/1000 Achromat) und schließlich an einem Orestegor 4.0/300 Tele-Objektiv, wobei hier mit der stufenlosen Blende experimentiert werden konnte.
Als Referenz zur Sternabbildung dienten unter anderem die LV Okulare mit 5 und 15mm Brennweite, sowie ein 25mm TS-Plössl

Äußerlichkeiten

Die SW-Okulare bieten 66° Gesichtsfeld. Die LE sind je nach Brennweite unterschiedlich, das 20mm mit 50° und das 5mm mit 45° angegeben. Das GEN II bietet 60° und das Speers-Waler 73°. Ohne dies berechnet oder vermessen zu haben, entsprechen die Angaben den tatsächlich sichtbaren Feldern.
Prinzipiell ist jedes dieser Okulare für Brillenträger geeignet. Die Gesichtsfelder lassen sich voll überblicken, zumindest wenn die Augenmuscheln umgeklappt werden. Die LE-Okulare erlauben den größten Augenabstand. Da alle Okulare große Augenlinsen besitzen, wäre auch eine Verwendung mit Digi- oder Webcam denkbar.

Alle Okulare machen äußerlich einen ordentlichen Eindruck, wobei aber das Baader GEN II und das Antares Speers-Waler um eine Klasse besser verarbeitet sind. Gummimuscheln sorgen für eine angenehme Augenauflage und verhindern verkratzte Brillen. Besonders für die LE und SW ist das ein wichtiger Punkt, da sich diese Okulare ja mit großem Augenabstand für Brillenträger empfehlen.
Das größte und auch schwerste Okular ist das Speers-Waler 14mm L. Es wiegt 250g bei 15cm Länge. Mit 48mm Durchmesser ist es aber noch gut handlich. Alle anderen Okulare haben normale Größen, wobei darunter SW 6 mit 75mm Länge und LE 5 mit 70mm Länge die größten sind. Sie alle bleiben deutlich unter 200g Gewicht.
Die Okular-Tuben sind solide aus Metall gefertigt und abgesehen von den Steckhülsen schwarz eloxiert. Die Steckhülsen der LE und SW haben eine Nut gegen versehentliches herausrutschen bei lockerer Klemmung. Speers-Waler, GEN II und LE tragen eine griffige Gummiarmierung, die allerdings bei den LE recht spärlich klein ist.
Die SW-Okulare wurden im Drehpack zusammen mit einer Schutzkappe für die Steckhülse geliefert, alle anderen Okulare kamen mit je zwei Schutzkappen. Bei den LE sitzen die augenseitigen Schutzkappen allerdings wegen der großen Augenmuschel sehr locker. Hier würde sich auch ein Drehpack anbieten, denn die Kappen fielen unzählige Male schon in der Tasche oder beim ein- und auspacken herunter.

Filtergewinde

Natürlich besitzen alle Okulare ein Filtergewinde für 1,25" Filter. Allerdings gibt es leider immer wieder Toleranzen, die dazu führen, dass Filter sich verklemmen, oder nur äußerst unbefriedigend auf einer "halben Umdrehung" sitzen. Die Filtergewinde mussten sich deshalb diversen 1,25" Filtern stellen, und zwar:
B+W 28,5E 64x Grau, Astronomik Profi OIII, Meade Broadband Nebular und Baader Skyglow.
Alle Filter ließen sich vollständig einschrauben, lediglich am Speers-Waler stieß der B+W nach etwa 1,5 Umdrehungen auf Widerstand, was aber in der Praxis völlig sicher und ausreichend ist.

unterschiedliche Vergütungen
Oben das Speers-Waler, unten v.l. SW 20, LE 20 und GEN II 14

Eine Mehrschicht-Vergütung ist inzwischen Standard, nicht aber eine gute Schwärzung des Okularinneren, wie die folgende Tabelle zeigt:

Vergütung

Beschriftung

Subjektiv

Schwärzung

SW 20

Multi Coated

helle Reflexe grün+hellblau

Feldblendenrand deutlich

SW15

Multi Coated

helle Reflexe grün+hellblau

keine inneren Reflexe bemerkbar

SW 6

Multi Coated

helle Reflexe, grün+hellblau

Feldblendenrand schimmert (Plastik), viele dünne Reflexe

LE 20

Fully Coated

grün/lila besser als SW

Filtergewinde sichtbar

LE 5

Fully Coated

grün/gelbgrün ähnlich SW

Reflexe kaum bemerkbar

GEN II 14

Multi Coated

grün/dunkelviolett ähnlich LV

Feldblendenrand sichtbar

Speers-Waler 14L

-

grün/violett zw. LE 5 und GEN 14

einige interne Reflexe deutlich

LV 15

Fully Multi-Coated

lila-grün ähnlich GEN

Rand d. Steckhülse schwach bemerkbar

LV 5

Fully Multi-Coated

lila/rot ähnlich GEN

viele schwache interne Reflexe

 

 

 

 

 

 


 

Tes tm eth od en

Bei der Tag beo bac htu ng  wurden mit dem Explorer 395 die feinen Zweige eines 200m entfernten Baumes gegen einen gleichmäßig hellgrauen Wolkenhimmel betrachtet. Um die Schwärzung des Okularinneren am Teleskop zu testen, wurde aus ca. 5cm Abstand in das Okular geschaut, so dass der helle Himmel Reflexionen gut sichtbar machte.
Nachts dienten Orionnebel,  Plejaden,  Mond, Jupiter und Saturn als Testobjekte. Besonders die hellen Sterne der Plejaden standen gut im Bildfeld verteilt und enthüllten eventuell vorhandene Verzeichnung.

Tagbeobachtung

Unterschiede wie Tag und Nacht gibt es hier weniger zwischen den Okularen, sondern tatsächlich zwischen deren Augenfreundlichkeit. Vom oft unangenehmen Einblick am Tag blieb bei allen Okularen nachts fast nichts übrig.
Das LE 20 zeigt bei einfachem Einblickverhalten eine gute Schärfe auf der Achse, am Rand lässt diese ein wenig nach. Die Schwärzung ist akzeptabel
Das SW 20 bietet eine gute Schärfe bis zum Rand und auch die Schwärzung ist gut gelungen. Allerdings ist der Einblick schwierig - während der Augenabstand eine unkritische Größe ist, muss die Okularmitte recht genau getroffen werden.
Das Gen II 14 zeigt ein ähnliches Einblickverhalten wie das LV 15, auch die Schärfe kann sich mit damit messen. Die Schwärzung ist bei diesem Okular am besten gelungen, es übertrifft alle anderen Okulare, die in diesem Rahmen betrachtet wurden.
Beim SW 15 ist der Einblick recht schwierig. Das Okular neigt zum Kidney-Beaning. Die Schärfe in der Bildmitte ist gut, zum Rand hin fällt sie auf den letzten 5° recht deutlich ab. Die Schwärzung könnte etwas besser sein.
Das Speers-Waler 14mm L macht es durch sein schlechtes Einblickverhalten schwer, das volle Gesichtsfeld zu überblicken. Wenn der Augenabstand gerade klein genug ist, um das wirklich komfortabel große Feld voll zu überblicken, beginnen Kidney-Beaning-Effekte nahe der Bildmitte. Es ist schwierig, den richtigen Abstand zu treffen. Die Schärfe ist bis auf die letzten 5° des Gesichtsfeldes gut. Die Schwärzung ist im unteren Bereich des Okulars gut gelungen, im oberen Bereich gibt es von den Innenwänden Reflexionen, die aber weit außerhalb des Gesichtsfeldes zu liegen kommen und vernachlässigbar sind.
Das LV 15 zeigt die beste Randschärfe bei einem "normalen" Einblickverhalten. Die Schwärzung ist in Ordnung, könnte aber besser sein.
Das LE 5 zeigt sich bezüglich Schärfe und Einblickverhalten praktisch identisch mit dem LV 5. Die Schwärzung ist aber nicht gelungen, sehr deutlich zeichnet sich ein heller Ring, vermutlich von der blanken Kunststoff-Feldblende ab.
Das SW 6 zeigt auch bei dieser Brennweite wieder sein schwieriges Einblickverhalten mit Neigung zum Kidney-Beaning. Die Schärfe ist allerdings gut bis zum Rand. Bei der Schwärzung muss man wieder Abstriche machen.
Das LV 5 zeigt bei bequemen Einblick eine gute Schärfe gleichmäßig bis zum Rand. Auch die Schwärzung ist gut.

Astronomische Beobachtungen

LE 20 und SW 20
Bei langer Brennweite, also am C8 und am Explorer 395 machten beide Okulare eine gute Figur. Der absolut scharfe Teil des Gesichtsfeldes ist beim SW 20 ein gutes Stück größer als das Gesichtsfeld des LE 20. Die Schärfe des SW fällt zum Rand hin langsam ab, beim LE gibt es am äußersten Rand einen Schärfeabfall.
Bei F/4 war das SW deutlich besser als das LE, aber beide machten keinen besonders guten Eindruck. Die Randabbildung war nicht zufriedenstellend und auch in der Bildmitte waren die Sternabbildungen deutlich größer als die eines zur Referenz herangezogenen TS-Plössl 25mm.
Bei F/4,8 arbeiteten beide Okulare schon wesentlich besser, und mit der Blende des Orestegor ließen sie sich ab f/6 als ordentlich bezeichnen.

SW 15, GEN II 14 und Speers-Waler 14L
Das Speers-Waler spielt nicht nur preislich sondern auch optisch in einer anderen Preisklasse. Es zeigte eine hervorragende Leistung. Bei F/4 bot es über ca. 55° seines Gesichtsfeldes feinste Sternabbildungen und fiel dann zum Rand des 73° großen Feldes langsam ab. Bei f/10 im C8 und noch viel mehr am Explorer 395 war das perfekt Scharfe Feld um 60° groß und der Schärfeverlust zum Rand hin sehr gering. Erstaunlich: In allen Geräten ließen sich durch Nachfokussieren auch am äußersten Rand punktförmige Sterne erzielen, und das ohne Farbfehler.
Das SW 15 bot im C8 und am Refraktor leicht größere Sternabbildungen als das Speers-Waler. 60° Des Gesichtsfeldes sind gut brauchbar, von da an fällt die Schärfe zum Rand hin sehr unangenehm ab. Während die Abbildung im C8 durchaus in Ordnung war, gab es am Refraktor "Kreuzförmig" verzeichnete Sterne. Zum Rand hin gab es auch leichte Chromasie. Bei F/4 im R200SS und im GSO 8" Newton war der brauchbare Teil des Gesichtsfeldes kaum größer als das Gesichtsfeld des LV 15. Das LV 15 lieferte auch leicht bessere Sternabbildungen.
Wirklich enttäuschend war das GEN II 14. Das am besten vergütete und hervorragend verarbeitete Okular bot selbst auf der Achse keine ordentliche Sternabbildung in allen getesteten Geräten. Chromasie und Verzeichnung nahmen zum Rand hin immer mehr zu. Bei f/4 war es praktisch unbrauchbar, ebenso am Refraktor. Am Refraktor erinnerte die kreuzförmige Verzeichnung an Newton-Spikes. Einzig am C8 bei f/10 zeigte es in der Bildmitte einen ca. 45° großen Feldbereich der zwar brauchbar, aber mit unangenehm großen Sternabbildungen behaftet war. Mit der stufenlosen Blende am Orestegor sah das Okular im Bereich zwischen f/6 und f/8 am besten aus. Farbe war aber ein stetes Problem.

SW 6 und LE 5
Bei f/4 zeigten beide Okulare eine angenehme Leistung. Das LE 5 zeigte eine gleichmäßige Schärfe über das gesamte Gesichtsfeld, lediglich die Sternabbildungen waren leicht größer als beim LV 5, das als Referenz diente. Das SW 6 zeigte feinere Sternabbildung als das LV 5, was nicht allein auf die geringere Vergrößerung zurückzuführen ist. Das insgesamt gut brauchbare Gesichtsfeld des SW war deutlich größer als bei den fast identischen LE 5 und LV 5. Das fehlen des Komakorrektors am GSO 8" F/4 machte dem SW 6 allerdings zu schaffen. Im R200SS mit Komakorrektor konnte es mehr leisten.
Im C8 und im Explorer 395 zeigte sich ein ähnliches Bild, wobei im C8 fast das gesamte 66° Grosse Gesichtsfeld des SW 6 angenehm scharf war. Im Refraktor fiel die Leistung allerdings etwas ab, war aber insgesamt immer noch besser als die des LE 5.
Bei der Planetenbeobachtung im 10" f/4,8 machten sich beide Okulare recht gut, wobei das SW 6 die Nase leicht vorn hatte.
 

LE, SW und Gen II

Fazit:

Das SW 6 schnitt optisch am besten ab. Für die modern gewordenen Optiken mit kurzer Brennweite finden sich mit dem SW 6 und dem SW 15 zwei gut brauchbare und angenehm weitwinklige Okulare. Das LE 5 ist in dieser Preisklasse ebenfalls zu empfehlen. Wer zur Beobachtung die Brille braucht, musste bisher mindestens den doppelten Preis für brillentaugliche Okulare unter 7mm bezahlen, wobei an 66° Gesichtsfeld nicht zu denken war.
Für längere Teleskop-Brennweiten empfehlen sich die SW-Okulare mit ihren großen Gesichtsfeldern, während die LE bei Brennweiten oberhalb von 10mm keine Vorteile gegenüber herkömmlichen Designs wie z.B. Kellner und Plössl bieten. Unterhalb von 10mm werden die LE allerdings wiederum für Brillenträger interessant. Hier bieten sie eine preisgünstige Alternative zu den LV, wenn man bereit ist auf etwas Schärfeleistung zu verzichten.
Überall enttäuschend war nur das GEN II 14mm. Hier haben wir uns wirklich bemüht, ein dazu passendes Gerät zu finden - vergeblich. Die Leistung war in allen Fällen inakzeptabel, vor allem da mit dem SW 15 für einen nur sehr geringen Preisunterschied ein deutlich besseres Okular verfügbar ist.
Besonders bei langbrennweitigen Geräten bieten die SW mit ihrem dann gut nutzbaren Gesichtsfeld von 66° ein erstklassiges Preis-/Leistungsverhältnis. Die LE bewegen sich gut im Rahmen dessen, was in dieser Preisklasse zu erwarten ist.

Das Speers-Waler 14L besticht durch seine gute Abbildungsleistung in allen getesteten Teleskopen. Auf der Achse war die Sternabbildung nicht zu übertreffen und an langbrennweitigen Geräten konnte es auch mit wesentlich teureren Okularen mithalten. Besonders faszinierend war, dass auch in den f/4-Geräten durch Nachfokussieren eine punktförmige Sternabbildung am äußersten Rand zu erzielen war. In einem Gerät, dessen Bildfeldwölbung der des Speers-Waler entspricht, erhält man ein unschlagbares Okular!
Die Variante 14L mit 73° scheinbarem Gesichtsfeld ist eine Sonderkonstruktion für Newtons mit knapper Fokuslage. Die Steckhülse wurde zu diesem Zweck um das doppelte Verlängert, so dass die Feldlinse tief im Okularauszug zu liegen kommt. Dies kostet deutlich Gesichtsfeld gegenüber der 14mm "Standard-Version", die 80° bietet. Beim R200SS passte das Okular gerade in die Steckhülse, ohne am Komakorrektor anzustoßen. Zur Verwendung von Filtern darf das Okular nicht mehr ganz eingesteckt werden, oder man fängt sich Kratzer. Ebenso gibt es natürlich am Zenitprisma bzw. Zenitspiegel dieselbe Problematik - allerdings bieten solche Geräte meist genügend Fokussierweg um die Standard-Version nutzen zu können. Auch das R200SS hätte damit wohl gut funktioniert.

Wir bedanken uns bei der Firma Teleskop-Service Ransburg, von der uns die beschriebenen Okulare zur Verfügung gestellt wurden.

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