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Das AstroEye Heimplanetarium

Der Sternenhimmel für zu Hause, wetterunabhängig für kleines Geld, ist nur ein möglicher Ansatz, der am Kauf eines Zimmer-Planetariums reizvoll erscheint. Vielleicht mag ein solches Gerät auch der Bildung des Nachwuchses förderlich sein? Vor ein paar Jahren sah das für kleines Geld ernüchternd aus, nämlich eine Taschenlampen-Birne, die durch eine Lochmaske schwach schimmernde Lichtflatschen unter die Decke kleckste. Da tun sich mit moderner LED-Technik neue Möglichkeiten auf.

“The galaxy at home” - “die Galaxis zu Hause”, verspricht das AstroEye Planetarium. Es handelt sich um einen “Planetariumsprojektor”, der von mehreren Marken vertrieben wird, so auch kürzlich und offensichtlich baugleich von der Marke Bresser über die Supermarktkette Lidl. 12000 Sterne und 88 Sternbilder soll das Gerät zeigen. Klar, dass der weltraumbegeisterte Nachwuchs sich das in den buntesten Farben ausmalt. Aber was kann das Gerät wirklich?
Obwohl das Gerät vom Hersteller bzw. Importeur eindeutig als Spielzeug angesehen wird, erkennbar an den Warnhinweisen zu verschluckbaren Kleinteilen und der Altersangabe “8+”, handelt es sich tatsächlich ein kleines Planetarium, das auch ein brauchbares Bild liefert. Es sollte aber gleich klar sein, dass das Gefühl, einen "echten" Sternenhimmel zu sehen, niemals aufkommen kann, selbst mit viel Phantasie nicht. Das Gerät kann maximal ein großes Stück Zimmerdecke mit einer ovalen Ansicht des Himmels beleuchten. Ein richtiges Planetarium nutzt stattdessen natürlich eine runde Projektionskuppel. Es gibt auch (exotische, teure) Zimmerplanetarien, die den Sternenhimmel auf einen runden Schirm projizieren, was der Sache wesentlich näher kommt. Dies ist aber nicht in dieser Preisklasse und niemals als "Spielzeug" denkbar.


Das Planetarium in seiner “Dobson-Schale”, daneben eine Projektionsscheibe.

Das AstroEye Planetarium kann aber eine für Mitteleuropa korrekte Darstellung des Himmels liefern, projiziert auf eine Fläche und auf Wunsch mit oder ohne die Hilfslinien, anhand derer man die Sternbilder besser erkennt. Dadurch kann man einen guten Eindruck davon bekommen, wie sich der Himmel im Jahreslauf und natürlich auch im Laufe einer Nacht verändert. Die scheinbare Drehung um den Polarstern wird genauso erkennbar, wie der jahreszeitliche Wechsel der Sternbilder am Südhorizont. Die Darstellung des Himmels ist dabei wesentlich ansprechender, als sie bei den früher üblichen Heimplanetarien mit Taschenlampenbirne und Lochmaske war.
Projiziert wird das Bild durch eine Projektionsscheibe, eine Art drehbares Dia. Durch die Drehung wird der passende Himmelsausschnitt unter die Projektionsoptik geschoben. Eine Skala mit den Uhrzeiten von 20 Uhr bis 2 Uhr muss zu einem Datumsring, der auch die Projektionsscheibe dreht, passend eingestellt werden. Die Wahl der Projektionsscheibe entscheidet, ob der Himmel mit oder ohne Hilfslinien für die Sternbilder dargestellt werden soll. Der Projektor sitzt in einer mit Moosgummi gepolsterten Schale und kann so auf Wand oder Decke ausgerichtet werden. Wenn man so will: ein Dobson-Planetarium. Neben dem Einschalter und einem Knopf zum Öffnen der Schublade für die Projektionsscheibe gibt es einen Taster, mit dem man eine Selbstabschaltung nach 30 oder 60 Minuten einstellen kann.
Durch die flache Projektionsscheibe bedingt wird der Himmelsanblick oval verzerrt wiedergegeben. Bei 2 Metern Projektionsabstand auf 1,8 x 2,2 Metern Fläche. Je weiter ein Sternbild vom Himmelspol entfernt steht, desto mehr wird es entlang eines Kreisbogens um den Himmelsnordpol gestreckt. Man ist dies von drehbaren Sternkarten her “gewohnt”. Versuche, durch schräge Projektion einen Ausgleich zu schaffen verliefen eher kläglich. Man muss letztendlich mit dieser Verzerrung leben und kann durch schräges Projizieren kaum etwas daran ändern.


Datumsskala und Bedienelemente. Eingestellt ist der 15. Dezember gegen 23 Uhr.
Die LED signalisiert hier eine Selbstabschaltung nach 30 Minuten.

Die Himmelsdarstellung ist in schwarzweiss und recht nett, aber natürlich nicht so scharf wie im echten Planetarium. Die Helligkeiten der Sterne werden durch unterschiedliche Größen der Sternabbildungen dargestellt, wodurch es auch dazu kommt, dass sich ein paar Sterne überlappen. Schade, eine besser aufgelöste Projektionsscheibe mit Farbe und einigen "Graustufen" hätte da noch mehr aus dem Gerät herausholen können.
Das von mir aufgegriffene Angebot versprach auf der abgebildeten Packung 12000 Sterne und 88 Sternbilder. Leider wurde dieses Versprechen nicht eingehalten. Das Gerät scheint gegenüber einer früheren Version verändert worden zu sein. Es gibt nur die Sternbilder des Nordhimmels (61) und nur ca. 8000 Sterne sind dargestellt, so wie auch die vermutlich baugleichen Versionen von anderen Herstellern beworben werden. Wahrscheinlich gab es früher noch eine Projektionsscheibe für den Südsternhimmel wie ihn ein Beobachter auf der Südhalbkugel der Erde, z.B. in Südafrika, sehen würde. Möglicherweise wurde diese Scheibe zugunsten der Darstellung mit oder ohne Hilfslinien weggelassen. Schade, wenn man mehr will, als nur ein paar Sterne an der Zimmerdecke. Auf der ausgelieferten Verpackung ist die Angabe zur Zahl der Sterne und Sternbilder übrigens ebenfalls geändert, ich bin also offenbar der Abbildung einer veralteten Packung aufgesessen. Schade, die Orientierung am Südsternhimmel war der eigentliche Anlaß, ein solches Gerät anzuschaffen.

In der Praxis kann man mit dem Gerät gut umgehen. Die Projektion ist recht hell, so dass man bei gedämpftem Tageslicht (Jalousetten) das Bild gut erkennen kann, zumindest wenn der Projektionsabstand nicht zu groß ist. Die Handhabung ist sehr einfach und für ein Kind im Grundschulalter problemlos, sobald es mit Uhrzeit- und Datumsskala etwas anfangen kann. Das Batteriefach ist durch eine Schraube gesichert, aber zum herumtoben eignet sich das Gerät nicht. Die Datumsskala gehört zu einer Art Schublade, die geöffnet werden kann, um die Projektionsscheibe zu wechseln. Das ist in etwa so stabil wie die Schublade eines billigen DVD-Spielers, also nichts für Rabauken. Das Einlegen der Projektionsscheibe ist recht einfach, unterschiedlich große Kunststoffnasen sorgen dafür, dass man die Scheibe richtig herum und passend zur Datumsskala einlegt. Da die LED als Lichtquelle keine nennenswerte Wärme erzeugt, gibt es keine Verbrennungsgefahr. In die Optik hineinstarren sollte man natürlich nicht, aber davor sollte das natürliche Blendungsempfinden eigentlich ausreichend schützen.
Das Anleitungsmaterial ist recht dürftig. Eine mehrsprachige Kurzanleitung für Aufbau und Ausrichtung liegt bei. Ebenso ein kleiner Leitfaden über das Aufsuchen der Tierkreissternbilder, leider auf Englisch und vermischt mit dem üblichen Horoskop-Unsinn, der eigentlich zu einem Planetarium gar nicht passt. Eine kurze Anleitung darüber, wie sich der Himmel bewegt und an einem Abend sowie über das Jahr hinweg verändert, wäre für den interessierten Käufer sinnvoller gewesen. Alles in allem wirklich ein nettes Spielzeug, mit dem sich auch einiges über den Sternhimmel erklären und demonstrieren lässt, wenn man als Erwachsener das nötige Wissen hat, oder sich mit einem Astronomie-Einsteigerbuch hineinfinden kann.


Je nach Fokuswahl ist es mal hier, mal dort ein wenig unscharf...

Geht man mit etwas Anspruchsdenken an die Abbildung des Himmels heran, so bleibt der Blick zunächst einmal an der Bildqualität hängen. Die ist nämlich zumindest bei meinem Exemplar ein Stück weit von dem entfernt, was das Gerät an sich leisten könnte. Offenbar durch schlecht zentrierte Optik gibt es eine Zone abseits der Bildmitte, die eine andere Fokuslage hat. Beim Fokussieren, was über den silbern spiegelnden Einfassungsring der Optik geschieht, muss mühselig ein brauchbarer Schärfenkompromiss gefunden werden, um das Bild im “Hauptbereich” einigermaßen gleichmäßig und brauchbar scharf zu haben. Dabei zickte mein Exemplar buchstäblich mit der Fokussierung, weil ein guter Fokus am äußeren Anschlag des Fokussierbereichs liegt. Der Fokussierring wird bereits schwergängig. Der restliche Fokussierweg allerdings führt nicht zu einem Nahfokus, sondern vielmehr zur Schärfeeinstellung “über unendlich” - das Bild wird also in keinem Abstand jemals scharf werden.


Die Qualität der Abbildung ist ziemlich genau durch das Wort “brauchbar” beschrieben.

Da dieses Verhalten des Gerätes natürlich zu denken gibt und eine stete Unzufriedenheit mit der Optik und ein deshalb niemals benutztes Gerät schlimmer ist, als es zu zerbasteln oder wenigstens die Erkenntnis zu haben, dass es eben besser nicht geht - folgte ein beherzter Griff zum Schraubendreher. Das enthüllte denn auch den durchaus interessanten Aufbau des Heim-Planetariums.

Als Lichtquelle dient dem Gerät sage und schreibe ein 3 Watt Luxeon LED-Emitter. Dieser strahlt nicht, wie man vom Diaprojektor erwarten würde, in eine gewaltige plankonvexe Linse (“Fischauge”), sondern hier findet sich eine Optik aus zwei großen Linsen, die sogar in einem Metalltubus von ca. 5 cm Länge gefasst sind. Diese Optik dient offenbar dazu, das Licht der LED-Lampe in ein fast paralleles Bündel von ähnlichem Durchmesser wie die Projektionsscheibe, also gut 40mm, umzuwandeln. Diese Projektionsscheibe liegt auch gleich hinter der Optik. Dann folgt, durch den Fokussierer im Abstand einstellbar, ein kleines Projektiv, das aus dem ganzen System wohl so etwas wie eine Relay-Optik macht und dafür sorgt, dass das Bild in ansprechender Größe an der Wand landet. Das Projektiv ist ebenfalls in Metall gefasst und in einem Metalltubus untergebracht. Allerdings ist es im sehr grobgewindigen Fokussiermechanismus aus Plastik schlicht eingeklebt und das - bei meinem Exemplar jedenfalls - schief. Vor der Option, die kleine Opik aus der Verklebung herauszubrechen, schreckte ich dann doch zurück. Aber ein Bastelmesser bot doch die Möglichkeit, den Fokussierbereich etwas zu vergrößern - es fehlte ja nur ein Wenig Weg, damit das Plastik nicht zu sehr knarzte. Und der ließ sich durch die Beseitigung einiger Spritzform-Ansätze herzaubern.


Immerhin, die Optik ist metallgefasst und sogar vergütet.

Die radikale Demontage des Geräts hat wenigstens die Fokussierung etwas angenehmer gemacht, ein kleines Experiment mit freihändig gehaltenem Projektiv ließ aber erahnen, dass die Schwächen der Abbildung aus mangelnder Zentrierung der Optiken zueinander resultieren. Im doch recht grobschlächtigen Plastikfokussiersystem ist das nicht anders zu erwarten. Da im Bastelfach aber noch eine Optik aus einem alten Scanner herumliegt, die womöglich irgendwie in das Gerät zu adaptieren wäre, könnte noch eine weitere Attacke des Bastelwahns folgen. Nichts ist schöner, als eine gute Vorlage!

Fazit: Für deutlich unter 50 Euro zu haben scheint das Heim-Planetarium ein nettes Gimmick zu sein. Ein besser gelungenes Einzelexemplar müßte ein wirklich schöner Glücksgriff sein mit einer ziemlich scharfen Abbildung. Der fehlende Südsternhimmel erweckt diverse Gedankenansätze, wie mit einem Mittelformat-Dia ein guter Südsternhimmel abzubilden ist - womöglich gar in besserer Qualität als der vorhandene Nordhimmel?  Das Problem ist aber, eine gute Vorlage in entsprechend hoher Auflösung zu erzeugen.
Wer diese Spielereien nicht braucht, findet in dem Gerät ein durchaus interessantes Mittel, um den Sternenhimmel zu erklären, oder eben einen netten Projektor, um trotz Sturm und Regen unter einem gestirnten Himmel einschlafen zu können...

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