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Das Explore Scientific 18mm 82° Series

Auf private Initiative hatte ich dieses Okular im Frühjahr 2020 für mehrere Wochen zur Verfügung - leider doch mit einigem Wetterpech und auch die mit der Corona Kriese einsetzende Schönwetterphase ließ sich, teils durch Mond, nicht richtig nutzen. Dennoch konnte sich das Okular in einigen Beobachtungen zeigen.

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Das 18mm wirkt für ein Okular mit 2" Einsteckdurchmesser recht klein und kompakt. Den größten Durchmesser von 56,5mm hat es auf Höhe der Gummiarmierung. Verkappt ist es 92mm lang und 400g schwer. Bei 82° scheinbarem Gesichtsfeld ist eine Auslegung mit 2“ Steckhülse aber sinnvoll. Die Eintrittslinse hat bereits 26,5mm Durchmesser, und auch wenn das in eine 1,25“ Steckhülse noch hinein passen würde, müsste man mit Vignettierung an der Steckhülse rechnen.
Wie bei Explore Scientific üblich, hat das Okular eine umklappbare Augenmuschel aus weichem Silikongummi und eine Gummiarmierung für sicheren Griff. Die Augenlinse hat 16mm Durchmesser. Sie ist konkav und liegt in einer ca. 3mm tiefen Mulde der Okularfläche innerhalb der Augenmuschel. Dadurch ist sie zwar gut gegen Berührung mit den Wimpern geschützt, aber der mit umgeschlagener Augenmuschel nutzbare Augenabstand ist dementsprechend geringer. Der offiziell angegebene Augenabstand von 13mm gilt eben zur Linsenmitte.

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Die Augenlinse ist in der Stirnfläche des Okulars eingelassen, was den Augenabstand spürbar verknappt.
Aus diesem Blickwinkel fällt auch das fleckige Irisieren der schwarzen Eloxierung ins Auge.

Eine Füllung mit Argon soll Beschlag von Innen und Fungusbildung verhindern. Damit das Gas sich nicht verflüchtigt, ist das Okular wasserdicht ausgelegt. Die Beschriftung ist in das schwarz eloxierte Gehäuse eingelasert mit gut lesbarer Brennweitenangabe und einer individuellen Seriennummer. Auch das Herkunftsland China ist so kenntlich gemacht. Herstellerangaben zur Optik sind 25,3mm effektiver Feldblendendurchmesser und ein Aufbau aus 6 Linsen in 4 Gruppen, die natürlich auf allen Glas-Luft-Flächen Mehrschicht vergütet sind. Die Verarbeitung des Okulars ist eigentlich gut, bei der Handhabung entstand aber dauernd der Eindruck, das Gehäuse könnte einmal abgewischt werden. Tatsächlich sorgen Verunreinigungen, die offenbar schon vor der Eloxierung auf dem Aluminium-Korpus waren, für irisierende und damit fettig wirkende Flecken. Vermutlich ein Fehler, der nur dieses oder ganz wenige Einzelexemplare betrifft, aber weil es für die sonst sehr gepflegt verarbeiteten Explore Scientific-Okulare ungewöhnlich ist, fällt es auch auf.

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Die teleskopseitige Linse passt nicht mehr ins 1,25”-Format.

Bei der Beobachtung ist das natürlich völlig unwichtig. Hier war ein 200/1000 Newton das fordernste Teleskop, welches zum Einsatz kam. Es war immer mit den Explore Scientific HRCC als Komakorrektor kombiniert, was das Öffnungsverhältnis etwas verkleinerte, effektiv auf etwa f/5,5. Ergänzende Beobachtungen fanden am 127/950 ED-Triplett Refraktor von Meade statt.
Beim Einsatz im Newton zeigte das Okular unter anderem einen hübschen Orionnebel. Im 8-Zöller sind in dessen Umgebung, namentlich um den Running Man Nebel herum, ausreichend helle Sterne vorhanden, um eine gute Sternabbildung bis zum Rand festzustellen. Dicht am Rand zeigt das Okular etwas laterale Farbe, nämlich einen blauen Lichtausbruch, zur Bildmitte hin gerichtet, etwa doppelt so lang, wie der Durchmesser der dennoch weiß wirkenden Sternabbildungen. Was beim Blick auf den Rand jedoch störte, war der Eindruck einer zu kleinen Augenlinse. Es musste quasi um deren Einfassung herum geschaut werden, um den Rand des Bildfelds per direktem Blick erreichen zu können. Das Bildfeld kann ohnehin nur mit herunter geklappter Augenmuschel annähernd voll überblickt werden. Wird die Augenmuschel aufgerichtet, schrumpft das überblickbare Feld auf weniger als 50° zusammen, so dass man nicht mehr von einer unglücklichen Gesichtsform des Beobachters sprechen kann. Die bereits erwähnte tiefe Einbettung der Augenlinse erweist sich somit als kritisch. Das Umklappen der Augenmuschel macht etwa 5mm Abstand aus, was einen Anhaltspunkt dafür gibt, dass ein Gewinn von leicht denkbaren 2mm durch eine weniger tief ins Metall eingebettete Augenlinse einen spürbar besseren Einblick bewirken würde. Die Formulierung "das stört nur am Rande" hat aber in gewissem Sinne auch ihre Richtigkeit, denn beim normalen Blick auf ein Objekt, wie das hübsche Galaxienpaar M81 und M82, fällt es nicht besonders auf, dass im Bereich um 80° das erfassbare Gesichtsfeld je nach Einblick eben nicht umlaufend die Feldblende zeigt.

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Der Blick ins Innere zeigt zumindest einen recht hellen Ring.

Dieser Eindruck setzte sich bei der Beobachtung mit dem 5“ ED-Apo fort. Damit wurde zunächst die Praesepe ins Auge gefasst, um ein reiches Sternfeld mit helleren Sternen zur Verfügung zu haben. Die Sternabbildung ist bis zum Rand gut, aber auch bei diesem Gerät muss um den zu engen Rand der Augenlinse herum geblickt werden. Bei einem Blick auf den Kugelsternhaufen M3 war bereits erkennbar, dass es sich nicht um einen Nebel handelt, aber der Fünfzöller brauchte deutlich mehr als 53-fache Vergrößerung, um den Haufen aufzulösen.
Bei weiteren Beobachtungen, wieder mit dem Achtzöller, erwies sich das Okular als gute Wahl zur Beobachtung größerer offener Sternhaufen. Kombiniert mit dem Komakorrektor war die Sternabbildung bis zum Rand schön, was nicht nur bei der Praesepe von Vorteil war, sondern auch in den sternreichen Milchstraßenfeldern rund um die Fuhrmann-Sternhaufen. Durch die feine Sternabbildung ließen sich die beiden großen Herkules-Kugelsternhaufen auch als feine Sternwolken auflösen.
Ohne Komakorrektor eingesetzt hatte das Okular aber deutliche Einbußen bezüglich der Randabbildung. In der Mitte war die Sternabbildung weiter sehr fein, aber spätestens 5° vor dem Rand des Feldes war dann die Abbildungsqualität nicht mehr schön. Das scheint zu einem guten Teil auf Bildfeldwölbung zurückzuführen zu sein, da die Sterne sich eher rund vergrößerten, was sich zum Teil nachfokussieren ließ. Zunächst schien es dabei so, als würde die zu kleine Augenlinse oder deren Einfassung hier nicht weiter stören, aber darauf aufmerksam geworden merkt man, dass einfach nur aufgrund der ohnehin unscharfen Sterne die unscharfe Feldbegrenzung quasi „ins Bild passt“.

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Diese Perspektive zeigt die recht tiefe Mulde, in der die Augenlinse liegt..

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Explore Scientific 18mm 82° Series einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Für einen aktuellen Marktpreis von ca. 170 Euro* erhält man ein Ultraweitwinkel, dass an moderaten Öffnungsverhältnissen sehr gut funktioniert, an anspruchsvollen Teleskopen mit größerem Öffnungsverhältnis aber mindestens ein geebnetes Bildfeld braucht, im Falle des 200/1000 Newtons also einen entsprechenden Komakorrektor.

*) Preisniveau 11/2020


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