Far Out - meine Astronomie-Homepage

Hinweise zum Datenschutz

Welches Teleskop für Einsteiger?
*

DSC_2470coll2s2

Wer auf diese Seite gelang ist, hat vielleicht schon ein paar Anläufe hinter sich mit den Webpräsenzen von Händlern und Handelsplattformen, einen Discounter-Prospekt studiert und - vermutlich doch noch viele Fragen und (berechtigte) Zweifel daran, ob es denn sein kann, dass jedes dieser so günstigen Geräte brilliante Abbildung, Erforschung der Geheimnisse des Universums und kinderleichte Bedienung für kleines Geld ermöglicht.
Ich möchte auf dieser Seite weder konkrete Angebote bestimmter Marken empfehlen oder verlinken, noch den Eindruck erwecken, man könne alles Wissen auf eine Seite pressen. Stattdessen möchte ich hier einen Leitfaden geben, um Struktur in die Überlegungen zum eigenen (oder zu verschenkenden) Teleskop zu bringen.

Was habe ich bereits?
Ja, diese Frage hat ihre Berechtigung. Denn schon ein Opernglas aus Omis Schublade zeigt erstaunliches, wenn es auf den Sternenhimmel gerichtet wird. So manches Astronomie-Buch für Einsteiger kennt für die Beschreibungen von Sternhaufen und Nebeln neben dem A für Auge, dem F für Feldstecher und dem T für Teleskop auch das O für Opernglas. Mit einem Feldstecher zeigt sich noch mehr. Die heute gebräuchlichen Mini-Feldstecher für Wanderungen zeigen so manchen Mondkrater und der Planet Jupiter wird vom Stern zur kleinen Kugel, umgeben von den 4 gallileischen Monden.

Aber in manchen Fällen stellt sich auch heraus, dass es vielleicht schon ein Teleskop in Reichweite gibt. Da verstaubt etwas bei einem Verwandten, oder es gibt ein Gerät, das man selbst oder ein Familienmitglied vor einiger Zeit aufgegeben hat. Noch besser ist es natürlich, wenn man etwas unbezahlbares hat, nämlich einen Freund oder Verwandten, der selbst Sterngucker ist, und bereit ist, seine Erfahrung weiterzugeben.

Was soll mein Einsteigerteleskop leisten?
Das wichtigste vorweg: Kein Teleskop kann alles, und es gibt immer noch ein besseres, größeres, schärferes. Es gilt der Wahlspruch “Jedes Teleskop hat seinen Himmel!” Letztendlich muss man seine persönliche Freude an einem Teleskop haben, denn dann benutzt man es auch.
Allzu oft bekommt der Einsteiger gesagt: “Frage hundert Leute, so bekommst Du tausend Meinungen.” Das stimmt. Demnach stellt ein Großteil des Folgenden meine Meinung dar, die allerdings auf einigen Jahren Erfahrung mit Einsteigern und meinen eigenen als Einsteiger basiert. Um es mir einfach zu machen, schreibe ich erstmal ein wenig, was man nicht machen sollte.

Mond-Venus-Stimmung_2015-07-19
Abendstimmung für Feldstecher-Beobachter mit Mond und Venus,
die nur bei genauem Hinsehen als “Christbaumspitze” im rechten Teil des Bildes leuchtet.

No-Gos bei der Teleskopanschaffung

1. Fehler: Die eierlegende Wollmilchsau
Kein Teleskop kann alles und erst recht nicht alles gleich gut. Das typische Einsteigerteleskop zeigt aber alles für den Einsteiger interessante ausreichend gut. Man sollte sich also keine Sorgen machen, wenn man zu hören bekommt, daß ein Spiegelteleskop nicht so gut für Planeten geeignet wäre, und das ein Linsenteleskop ja nicht genügend Öffnung für schwache Nebel hätte. Mit beiden Geräten kann man zurecht kommen und beide Arten von Objekten beobachten. Nur wird sich bei gleicher Preislage der Geräte mal hier und mal dort mehr Erfolg einstellen. Grundsätzlich ist anzumerken, dass allein schon diese pauschale Kategorisierung falsch ist. Teleskope können sehr unterschiedlich ausgelegt werden und man kann das nicht daran festmachen, ob eine Linse oder ein Spiegel verbaut ist. Leider wird häufig in der Händlerberatung genau dieser Versuch gemacht - definitiv ein Beratungs-Fauxpas.

2. Fehler: Eins, zwei, drei Einsteigerteleskope
So mancher hat in jungen Jahren unverhofft unterm Weihnachtsbaum ein Teleskop gefunden. Aber so das richtige war’s doch nicht. Doch zuviel Geld sollte das nächste auch nicht kosten. Und auf einmal stellt man fest, daß man zwei Einsteigerteleskope besitzt und trotz der vermeintlich so groß geschilderten Unterschiede sieht man selbst in beiden Geräten nur dasselbe. Wer sein zweites Teleskop kaufen will, der sollte mit dem ersten schon soviel Erfahrung gesammelt haben, daß er die Leistungsklasse “Einsteigerteleskop” automatisch verlässt.

3. Fehler: Mit einem Computerteleskop sehe ich mehr, weil ich mich am Himmel nicht auskenne
Leider nein. Richtig ist zwar, daß das Computerteleskop das Suchen von selbst erledigt, doch vorher will es anhand von 2 Sternen auf den Himmel geeicht werden. Da steht der Anfänger nun, und fragt sich: Welcher Stern ist denn nun Aldebaran und welcher  ist Capella? Und wer dann so weit ist, daß er diese Sterne vom Namen her kennt, der ist dann aber auch schon so weit, daß er dem Goto-Teleskop die Arbeit abnehmen könnte. Wer einen Stern dem Namen nach in der Karte findet, der findet auch den Punkt, an dem der Kugelsternhaufen M13 steht. Und der helle Planet Jupiter ist noch leichter gefunden.
Wer also ein Goto-Teleskop kauft, der gibt leicht viel Geld für die Elektronik aus, das er Später an der Optik seines Teleskops vermisst. Ein Goto-Teleskop wird vielmehr sinnvoll, wenn man unter widrigen Umständen beobachtet. Beispielsweise aufgehellter Stadthimmel, der es schwer macht, Orientierungssterne überhaupt zu erkennen.

Eine interessante Alternative zum Go-To-Teleskop ist ein Push-To-Teleskop. Das heißt ein Gerät, welches zwar von Hand geschwenkt wird, während aber ein Astrocomputer die Bewegung überwacht und den Weg zu einem ausgesuchten Objekt weist. Auf diese Weise gewinnt man auch eine gewisse Orientierung am Himmel.

awsetup
Astrofoto-Ausrüstung

4. Fehler: Nachts ist es dunkler und viel kälter, als draußen!
Dieser recht merkwürdige Satz will darauf hinweisen, daß es in klaren Nächten oft empfindlich kühl wird. Außerdem merkt man bald, wie sehr Licht die Beobachtung stört. Da man also oft frierend im dunkeln steht - wir sind eben “far out” -  hat so Mancher wenig Toleranz für eine wackelnde Montierung oder andere Unzulänglichkeiten. Das ist der Hauptgrund, weshalb bestimmte Teleskope nach wenigen Nächten im Keller verrotten. Schade! Denn nicht wenige Sternfreunde bekommen nach Jahren den Anstoß,, das Hobby wieder aufzugreifen. Ein anderer Sternfreund gibt wertvolle Tipps zu einer vernünftigen Montierung und scharfen Okularen für wenig Geld - und dann wird den verlorenen Jahren nachgetrauert. Die beste Optik ist wertlos, wenn die Montierung so wackelt, daß man beim Scharfstellen im tanzenden Bild den Schärfepunkt nicht findet. Lieber zunächst die Montierung eine Klasse besser wählen, als die Optik. Besser meint aber stabiler, nicht mehr Schnickschnack. Siehe Fehler 3!

Auswahl eines Teleskops

Ein Einsteigerteleskop sollte ein Gerät sein, um das Hobby und seine persönlichen Vorlieben daran kennenzulernen. Mancher Hobbyastronom jagt in mondlosen Nächten dem schwachen und millionen Jahre alten Schein von fernsten Galaxien nach. Andere erfreuen sich der Pracht der Sternhaufen in der heimischen Milchstrasse. Der nächste nennt den zweifarbigen Doppelstern Albireo das schönste Juwel am Himmel, während sein Nachbar auf derselben Wiese Girlanden und Wirbel in Jupiters Wolkenbändern verfolgt.
Und all das kann ein Einsteigerteleskop? Ja, aber sicher! Denn jeder Bereich hat seine Objekte, die auch dem kleinen Teleskop genügen. Der Galaxienjäger hat vielleicht als seine erste ferne Sterninsel den Andromedanebel gesehen, der schon mit bloßem Auge sichtbar ist. Auch der erwähnte Albireo ist schon im Einsteigerteleskop zu sehen. Der Planetenfreund denkt vielleicht mit Kribbeln im Nacken daran, wie er so lange trainiert hat, bis sein Auge geübt genug war, im kleinen 60mm Refraktor den Schatten eines Jupitermondes auf der Oberfläche des Gasriesen zu erkennen.
So meine ich also, daß ein ideales Einsteigerteleskop den Einsteiger unter all den neuen Beobachtungszielen diejenigen finden lässt, die ihm am meisten Spaß, ja Nervenkitzel bereiten. Wenn dann das erste Teleskop zu klein wird,  steht der Einsteiger nicht mehr als Einsteiger da und weiß, welches Objekt sein nächstes Teleskop besser als alles andere zeigen soll.

SommerMilchstrasse
Die Sommermilchstraße von einem dunklen Ort aus fotografiert.
Sternhaufen und Nebel sind Beobachtungsobjekte für Deep-Syk-Beobachter.

Was ist dann ein gutes Teleskop für den Einstieg?

Viele Teleskope haben den Ruf, typische, ja gute Einsteigerteleskope zu sein. Aber die Zeiten Wandeln sich und somit auch der Einstieg ins Hobby. Leider spielt der Preis eine große Rolle und daher komme ich nicht umhin, die Einstiegsmöglichkeiten zu unterteilen. Ich sehe hier einerseits “Schülerteleskope”, weiter “einfache Teleskopsysteme” und schließlich “automatisierte Teleskope”.

Schülerteleskope

Ein Schülerteleskop empfiehlt sich dann, wenn man eine Anschaffung mit insgesamt weniger als 300 Euro Budget anstrebt. Allerdings sollte man in dem Fall unbedingt überprüfen, ob nicht ein Gebrauchtkauf eines Teleskops der folgenden Gruppe “einfache Teleskopssysteme” eine viel bessere Alternative ist. Diese Geräte werden sehr häufig nicht wegen mangelnder Qualität oder Freude abgegeben, sondern einfach, weil ein Sternfreund einen weiteren Schritt zu einem anderen, vielleicht spezielleren Teleskop wagt.
Was Schülerteleskope angeht, gilt es, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diese Geräte erfodern eine gewisse Geduld und Toleranz. In einigen Details muss man die Geräte schlicht als Spielzeuge betrachten. Das betrifft Materialwahl und Fertigungsqualität. Ich möchte daher vor allem auf Geräte hinweisen, deren optische Qualität im allgemeinen recht robust ist, so dass man eine brauchbare Abbildung erwarten kann. Denn unter dieser Grundlegenden Voraussetzung lohnt es sich, die oftmals extrem billigen Zubehörteile in typischen Komplettpaketen, durch gebrauchte Artikel besserer Qualität zu ersetzen. In erster Linie denke ich dabei daran anstelle beigelegter Plastikokulare beispielsweise einfache aber solide Plössl-Okulare mit bereits FMC vergüteten Glaslinsen anzuschaffen - was immer wieder für 20 Euro pro Stück machbar ist.

1. Das Spiegelteleskop nach Newton mit 114mm Öffnung und 900mm Brennweite, parallaktisch montiert
Wirklich ein Allround-Gerät und sehr verbreitet. Das Gerät zeigt viel Detail am Planeten und sammelt mit seiner großen Öffnung genug Licht, um eine Anzahl schwacher Nebel erkennen zu können. Die parallaktische Montierung wird auf den Polarstern, also parallel zur Erdachse ausgerichtet.  Auch wenn das nur grob geschieht, kann man die Bewegung des Himmels leicht ausgleichen und ein Objekt im Okular halten. Man achte beim Kauf darauf, daß dieses Teleskop auch in etwa so lang wie seine Brennweite ist, also um 800mm und nicht etwa nur halb so lang. Sonst hat man einen Catadioptrischen Reflektor vor sich, der einige Probleme bereiten kann. Diese Geräte tauchen auch immer wieder gebraucht auf, teils für weniger als 50 Euro.

2. Das achromatische Linsenteleskop mit 70-90mm Öffnung und 700-1000mm Brennweite, parallaktisch Montiert
Ein kleiner Refraktor - es handelt sich um achromatische Objektive - ist vor allem interessant, weil der Einblick hinten und daher nicht so hoch oben liegt. Junge Entdecker stellen sich ein Teleskop vielleicht auch genau so vor und brauchen eben keinen Hocker, um hinein zu sehen. Aber Vorsicht: Während ein 70/700 “Lidlscope” auch für Grundschüler handhabbar ist, ist ein 90/1000 Refraktor erheblich größer und schwerer und eher etwas für Schüler ab 12 - oder helfende Elternhände. Der Begriff “Lidlscope” ist unter Sternfreunden übrigens ein gebräuchlicher Begriff für Geräte mit diesen Eckdaten, nämlich 70mm Öffnungsdurchmesser und 700mm Brennweite. Man bekommt diese Geräte aber unter verschiedenen Marken und Namen. Ein ähnlicher Name ist “Tchibo-Torpedo” für einen 60/800 Refraktor. 60mm Öffnung sind aber heute wirklich nicht mehr Zeitgemäß, auch angesichts der oben erwähnten Gebrauchtpreise.
Refraktoren haben den Vorteil, dass sie recht pflegeleicht sind. Dass sie speziell für die Planetenbeobachtung gut sind, ist pauschal völlig falsch, die von mir hier genannten Eckdaten sind vielmehr so ausgewählt, dass diese Geräte auch bei der Mond- und Planetenbeobachtung eine schöne Abbildung liefern.

Virtuoso8
Bastlerisch aufgewertetes Schülerteleskop

Einfache Teleskopsysteme

Hier soll es um Teleskope gehen, die nicht mehr für den Preis eines Schülerteleskops zu haben sind, aber grundsolide optische Systeme darstellen, die den Sternfreund je nach Anspruch oder späteren Anforderungen auch ein Leben lang begleiten können.

Bauart Dobson

Viel Öffnung für wenig Geld ist die Devise. Ein Dobson-Teleskop erinnert ein wenig an die Kanone eines alten Piratenschiffs. Nur ist es wesentlich friedlicher. Dobson-Teleskope sind vom Grundgedanken her sehr spartanisch gedacht und erfunden worden und benannt nach John Dobson, der als zur Armut verpflichetes Ordensmitglied ein extrem einfaches und kostengünstiges, aber absolut praxistaugliches Teleskop konstruierte und mit diesem Konzept ein heute nicht mehr wegzudenkendes Bauprinzip für Amateurteleskope schuf. Da es für die Leistungsfähigkeit einer Optik hauptsächlich auf deren Durchmesser ankommt (bei korrekter optischer Konstruktion), findet man im Dobson-Teleskop praktisch immer die günstigste Möglichkeit, um eine gewisse Wunsch-Teleskopöffnung zu erhalten.

Reisedobson
Reisedobson

Es gibt zwei sehr gut für den Einstieg geeignete Optik-Daten, nämlich einerseits 150/1200, also 150mm Öffnung und 1200mm Brennweite, sowie 200/1200. Eine Brennweite um 1200mm ist bei Dobsons häufig anzutreffen, da sie zu angenehmen, mit verstellbaren Sitzen erreichbaren Einblickhöhen führt. Mancher vermisst hier die Bequemlichkeit der parallaktischen Montierung. Wer den Dobson beherscht sieht aber für das gleiche Geld wesentlich mehr, als andere. Das Gerät wird durch sanftes Schieben der Himmelsdrehung nachgeführt und zum Einstellen eines Objekts einfach von Hand ausgerichtet. Wer einen Dobson intensiv benutzt kennt auf jedenfall bald den Himmel und die wichtigsten Orientierungssterne. Die beiden hier aufgeführten Dobson-Teleskope haben aufgrund der großen Öffnung schon sehr ansprechende Möglichkeiten zur Beobachtung von Nebeln, Sternhaufen und Galaxien. Sie bieten aber auch eine großartige Abbildungsleistung bei der Mond- und Planetenbeobachtung. Letzteres vor allem deshalb, weil das Öffnungsverhältnis von f/8 bzw. f/6 (des Verhältnis von Öffnungsdurchmesser zu Brennweite) diese Optiken vergleichsweise Fehlertolerant macht. Ein ebenfalls anzutreffender 200/1000 Dobson ist da spürbar anspruchsvoller.
Für Kinder sind Dobson-Teleskope zwar sehr leicht zu bedienen, aber selbst ein 150/1200 Dobson ist für 12-jährige nur mühsam zu tragen: Es wird Hilfe beim Auf- und Abbau benötigt.

ED-Refraktor

ED-Refraktoren werden praktisch immer als Apo- oder ED-Apo vermarktet. Das bezeichnet einen Refrator, dessen Objektivkonstruktion aus speziellen Gläsern für einen am liebsten nicht wahrnehmbaren, in der Praxis aber meist nur deutlich verringerten Farbfehler sorgt. Dadurch können Apochromate mit mehr Öffnung und / oder weniger Brennweite konstruiert werden, als die oben unter den Schülerteleskopen genannten Achromate, ohne dabei Abbildungsgüte einzubüßen. Dadurch sind diese Geräte vergleichsweise teuer, so teuer, dass ein 80mm ED-Öffnung erheblich teurer ist, als der oben genannte 200/1200 Dobson. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass der größere Preis auch eine größere optische Leistung beinhaltet. Vielmehr haben Apochromate einige von Fotografen geschätzte Fähigkeiten und es handelt sich um wirklich gute Allround-Optiken - solange man keine Fähigkeiten jeweils ihrer Öffnung erwartet. Ich sehe den kleinen Apo als Einsteigerteleskop durchaus kritisch. Dennoch sind die Preise soweit gefallen, dass man die Geräte als echte Alternative sehen muss, wenn insbesondere ein Linsenteleskop gewünscht ist.

Agema_Sommernacht
Ein apochromatischer Refraktor

Automatisierte Teleskope

Der größte Wandel der letzten zwei Jahrzehnte betrifft nicht nur Einsteigerteleskope. Automatisierte Teleskope stellen einen wesentlichen Teil des Einsteiger-Teleskop-Markts. Es handelt sich aber auch um durchaus teure Produkte, da man neben der Optik auch noch einen gehörigen Anteil Mechatronik zu bezahlen hat. Die Automatisierung kann sich entweder auf die automatische Ausrichtung eines klassischen Teleskops beziehen, also das automatische Einstellen eines Beobachtungsziels, aber inzwischen auch auf die fotografische Erfassung in verschiedenen Formen. Das kann bedeuten, dass man durch ein elektronisches Okular ein digital aufbereitetes Livebild betrachtet, oder gleich am Bildschirm eine automatisch erstellte Astrofotografie.

Sollte man schon einen gewissen Reiz darin empfinden, die Himmelsanblicke mit den eigenen Augen zu erleben, dann empfiehlt sich in dieser Kategorie eines der zahlreichen Goto-Teleskope mit einer normalen Optik. Die Wahl der Optik ist eigentlich unabhängig von der computergesteuerten Motorisierung. So kann ein Dobson-Teleskop genauso mit Goto gekauft werden, wie ein ED-Refraktor oder ein Achromat - nur dass ein Goto-Dobson wohl ein krasser Gegensatz zum spartanischen Gedanken des Erfinders John Dobson ist. Bei Goto-Teleskopen wird häufig auf kompakte Optiken geachtet, damit der Aufwand für die Montierung nicht zu groß ist. Daher findet man in Goto-Systemen häufig auch kleine und leichte Cassegrain-Optiken, nämlich Maksutov-Cassagreins (MCs) und Schmidt-Cassegrains (SCs).
Damit die Goto-Steuerung sich wirklich auszahlt, sollte man schon eine gewisse Mindestöffnung anstreben, damit es auch adäquat viele lohnenswerte Beobachtungsziele für die Goto-Steuerung gibt. Ich würde wenigstens 127mm Öffnung, also einen 5-Zöller, empfehlen. Kleinere Geräte zeigen meist aufgrund der schwächeren Vergrößerung so große Himmelsausschnitte, dass man mit etwas Enthusiasmus auch ohne Goto auskommt. Und speziell Planetenbeobachter finden in den lohnenswerten Planeten praktisch immer das hellste “Gestirn” in der jeweiligen Beobachtungsrichtung. Wenn man weiß, dass Jupiter überhaupt zu sehen ist, braucht man eigentlich nur nach dem hellsten, sternförmig kleinen Punkt am Himmel zu schauen und das Teleskop darauf zu richten. Sollte es nicht Jupiter sein, hat man Venus entdeckt oder in seltenen Fällen Mars, der sich aber auch ungeübten Beobachtern durch seine rote Farbe verrät. Den Mond wird man wohl zugegeben kaum verfehlen - hier bedeutet Goto nur den Komfort, dass die Motorisierung des Beobachtungsobjekt ohne weiteres Zutun in der Bildmitte hält.

Zubehör

Schnell vergessen hat man das Zubehör.  Die meisten Einsteigerteleskope erhält man als Komplettpaket mit der Montierung und einigem Zubehör. Üblich sind zwei oder drei Okulare, eine Barlow und beim Linsenteleskop oder Cassegrain unentbehrlich ein Zenitspiegel oder ein Zenitprisma. Das beigelegte Zubehör kann von sehr unterschiedlicher Qualität sein. Am unteren Ende des Spielraumes findet man Okulare mit Linsen aus Plastik. Davon kann man nur abraten, denn diese Plastikokulare liefern nicht im Entferntesten die Beobachtungsmöglichkeiten, die das Teleskop mit vernünftigen Okularen auszeichnen. Auch wenn es nur ein Einsteigerteleskop ist, lohnt es sich, einmal günstige, vielleicht gebrauchte Okulare zu probieren.

Auch auf einen Okularauszug für Okulare mit 31,8mm Einsteckdurchmesser sollte man bestehen. Okulare, deren Einsteckfassung 24,5mm Durchmesser hat,  sind problematisch, weil man diese Okularbauform kaum mit genügender Qualität bekommt. Mehr dazu steht auf der Einsteigerseite über Okulare.
Eine weitere “Macke” der Hersteller ist die Werbung mit Vergrößerung. Mehr als das 2-fache des Durchmessers in Millimetern ist nicht sinnvoll, auch wenn für solche Abenteuervergrößerungen noch Okulare beiliegen. Dazu lese man eine alte, aber immer noch typische Werbung für ein Einsteigerteleskop von einem eher unseriösen Anbieter.

Klasse2-1
Bei etwas gehobeneren Einsteiger-Paketen liegen wenigstens Okulare bei,
die zwar Gehöuse aus Kunststoff, aber Linsen aus Glas mit bläulicher Vergütung haben.

Händlerwahl

Man kann durchaus auch im Katalog des Modeversandhauses, oder im Kaufhaus erfolgreich ein Einsteigerteleskop erhalten. Wer sich aber in der Materie nicht auskennt, muß sich da eher auf sein Glück verlassen. Auch der Weg zum (Brillen-) Optiker in der Fußgängerzone ist nicht unbedingt ein Garant für eine richtige Beratung - es kommt hier darauf an, ob sich der Verkäufer tatsächlich mit Astronomie beschäftigt. Am Sichersten fährt man also, indem man sein Teleskop bei einem Astronomie-Händler kauft. Hier erscheinen die Teleskope zwar auf den ersten Blick teurer, als jene “im Supermarkt”, dennoch kommt man auf seine Kosten, weil meistens das Zubehör vom Astro-Händler eine deutlich bessere Qualität hat. Trotzdem ist auch der Astronomie-Händler vielfach gezwungen, die ganz, ganz billigen Sets ins Angebot zu nehmen. Vielelicht auch nur, um mit dem Sternfreund überhaupt in Kontakt zu kommen.

Man sollte sich vom Händler seiner Wahl einerseits gut beraten fühlen, andererseits sollte man sich nichts vormachen: Erwartet man wirklich, dass ein Händler empfiehlt, für ein nicht im eigenen Sortiment vorkommendes Zubehörteil doch die Konkurrenz zu bemühen?

Marke

Teleskop-Marken sind inzwischen vielfach gar keine wirklichen Marken mehr, sondern eher austauschbare Labels. Wer beispielsweise einmal nach einem 32mm Plössl-Okular sucht, der kann festtellen, dass es ein solches Okular mit einer ganzen Reihe an Labels beschriftet gibt, während sich das Äußere der Okulare ansonsten nicht unterscheidet. Nochmal genauer hingeschaut, bemerkt man vielleicht einige einfache Gehäuse-Modifikationen wie die Eloxal-Farbe des Aluminiums, das ja nicht immer nur schwarz sein muss. Und trotzdem gibt es das Produkt auch noch in Formen, die deutlich von den anderen Angeboten abweichen. Das ist heute der Unterschied zwischen Label und Marke. Fernöstliche Hersteller versehen ihre sehr günstigen Produkte mit ganz beliebigen Labels, sobald der Besteller eine gewisse Menge abnimmt. Ob sich die Produkte dann in gewissen Details unterscheiden, hängt vom Einzelfall ab. So sind beispielsweise Vergütungsqualitäten durchaus eine bestellbare Eigenschaft. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass das eine Label wirklich besser ist, als das andere. Mehr dazu findet man im Artikel Welche Marke.

Zurück zur Einsteiger-Ecke

* Inhaltlich überarbeitet und erweitert am 7.7.2020