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Bino mit Haken und Ösen
Notwendigkeiten und lösbare Probleme im Zusammenhang mit Bino-Ansätzen

„Ein Bino bringt auf jeden Fall immer etwas, man kann es nur empfehlen.“ – So oder ähnlich wird gerne geantwortet, vor allem seit Bino-Ansätze für Teleskope im Preisbereich unter 150 Euro erhältlich und daher öfters Thema sind. Aber kann man das so stehen lassen? Was muss beachtet werden? Welche Probleme können auftreten und wie vermeidet man sie?

Wie funktioniert ein Bino-Ansatz?
Ein Bino-Ansatz hat die Aufgabe, das Licht eines Teleskops auf zwei Okulare „zu verteilen“. In der Praxis passiert das über einen Strahlteilerwürfel in dessen Inneren es einen halbdurchlässigen Spiegel gibt. Das heißt etwa eine Hälfte des Lichtes geht durch den Spiegel ungehindert hindurch, während die andere Hälfte gespiegelt wird. Dadurch nimmt ein Teil des Lichtes einen anderen Weg und kann in ein zweites Okular umgeleitet werden. Weil das Licht nun auf zwei Okulare verteilt wird, ist das Bild auch nur noch halb so hell. Wichtig ist weiterhin, daß das Licht so geschickt umgelenkt wird, daß es bis zu beiden Okularen einen gleich langen Weg zurücklegt, denn sonst würde man nur in jeweils einem der Okulare ein scharfes Bild einstellen können.
Ein Bino-Ansatz ist auch so konstruiert, dass die Position der beiden Okulare einstellbar ist, je nachdem wie weit die Augen des Beobachters auseinander liegen. Das ist nicht nur zwischen Kindern und Erwachsenen unterschiedlich, sondern einfach von Mensch zu Mensch verschieden. Um kleine Unterschiede auszugleichen, sei es solche vom Okular oder solche zwischen den Augen des Beobachters, bietet ein Bino-Ansatz auch die Möglichkeit, die Schärfe für jedes Okular einzeln einzustellen.
Im Gegensatz zum Bino-Ansatz ist ein Bino-Teleskop ein Doppelteleskop und daher eine völlig andere Konstruktion. Im Folgenden soll nur der Bino-Ansatz Thema sein.

Was bringt ein Bino-Ansatz?
Unser Gehirn ist es gewohnt, stets die Bilder von zwei Augen zusammenzusetzen und daraus auch Informationen zu gewinnen. Das Gehirn ist dadurch sogar in der Lage, Sehfehler eines Auges zu korrigieren bzw. die fehlende Information aus dem Bild des anderen Auges zu holen. Insofern ist der Blick in ein Teleskop mit nur einem Okular zunächst ungewohnt für das Gehirn. Es ist eine Konzentrationsleistung, nur auf das Bild des einen Auges zu achten und das Bild des anderen Auges zu ignorieren. Wer dies zum ersten mal macht, sieht vielleicht beim Blick auf die Mondoberfläche das Typenschild des Teleskops darin eingebettet, weil das andere Auge am Okular vorbei gerade darauf schaut. Wer als Folge davon blinzelt, bekommt schnell tränende Augen, ist verkrampft und kann sich eben nicht lange konzentrieren.
Mit einem Bino-Ansatz treten solche Probleme nicht auf. Man ist entspannter und kann sich besser auf das Bild konzentrieren. Das Gehirn kann wie gewohnt die Bildinformation beider Augen miteinander vergleichen und wird einem schwachen Bilddetail das von beiden Augen gesehen wird auch mehr „Vertrauen“ entgegenbringen, als wenn es nur von einem Auge schwach erkannt würde und vielleicht einfach eine Sehstörung wäre. Dadurch entsteht der Eindruck, dass das Bild größer wird und eine Art „räumliche Tiefe“ enthält.


Schielen und auch verdecktes Schielen kann dazu führen, dass man Doppelbilder sieht.
Aber auch schlechte Justage des Binos kann schuld sein.

Das lässt aber bereits erahnen, dass einige Menschen mit dem Bino-Ansatz ihre Schwierigkeiten haben können. Bestimmte Menschen können nicht räumlich sehen, sie nehmen die „Tiefe“ des Bildes nicht wahr und können im alltäglichen Leben Entfernungen zu den Dingen die sie sehen „nur“ (aber sehr gut und richtig) an der Größe abschätzen. Wer schielt hat sogar noch weitergehende Probleme, weil das Gehirn gewohnt ist, dass nur ein Auge wirklich dort hin blickt, wo man hinschauen möchte. Dadurch wird die Bildinformation des anderen Auges „vernachlässigt“ und somit leidet hier auch die Erkennung schwacher Details, die das Gehirn eben am sichersten durch Abgleich der beiden Bilder erkennt.
Am Bino kann auch verdecktes Schielen störend auffallen. Wer verdeckt schielt, kann manchmal die Bilder beider Augen nicht zur Deckung bringen und sieht das Bild doppelt. Es sei aber auch erwähnt, dass schräg in der Klemmung sitzende Okulare ebenfalls für einen solchen Effekt sorgen können.
Wer also schon beim Blick durch einen Feldstecher Probleme hat, sollte also vor dem Kauf probieren, ob er mit einem Bino-Ansatz überhaupt klar kommt. Das gilt sicher auch für Menschen mit ungewöhnlich großem Pupillenabstand, die kontrollieren sollten, ob sich ein Bino für sie „breit genug“ einstellen lässt.
Wer im Beobachten ohne Bino-Ansatz sehr gut trainiert ist, oder wer aus einem der verschiedenen Gründe auch im Alltagsleben ein Auge bevorzugt, dem beschert das Bino vor allem die zusätzlichen optischen Fehler der vielen zusätzlichen Optikflächen des Prismenaufbaus. Keine Fläche ist Fehlerfrei, auch wenn sie vom namhaftesten Hersteller stammt. Solche Beobachter werden beim direkten Vergleich zwischen Bino-Ansatz und normalem Okular nur feststellen können, dass das Bild im Bino einfach nur etwas schlechter ist.


Trifft die Klemmschraube auf die Kante der Sicherungsnut, so wird das Okular meist schräg hochgedrückt und schief geklemmt.
Doppelbilder sind beim Bino-Ansatz die Folge.
Ursache ist im Prinzip, dass eine Norm für die Position von Klemmschrauben oder Ringklemmungen fehlt.

An welchen Teleskopen kann ein Bino-Ansatz verwendet werden?
Im ersten Moment könnte man auf den Gedanken kommen, zu antworten „an jedem Teleskop“. Das ist aber schlicht falsch. Ein Bino lässt sich leider nicht an jedem Teleskop verwenden. Man hat aber die Möglichkeit einen Bino-Ansatz für die meisten Teleskope anzupassen.
Zunächst mal muss das Teleskop den nötigen Fokussierweg bieten. In einem kleinen Bino-Ansatz für 1,25 Zoll Okulare (31,8mm Steckhülsendurchmesser) braucht ein normaler Bino-Ansatz etwa 100mm Lichtweg. Das heißt das Licht ist vom Eingang des Binos bis zum Okular jeweils 100mm weit unterwegs und dieser Weg muss beim Scharfstellen ausgeglichen werden. Das heißt, bei einem Teleskop mit Okularauszug muss dieser sich gegenüber der normalen Stellung beim Beobachten mit einem Okular um 100mm weiter nach innen ins Teleskop hin verstellen lassen. Nun gibt es aber Okularauszüge, deren Verstellbereich insgesamt schon kleiner als 100mm ist.
Solche Teleskope benötigen einen sogenannten Glaswegkorrektor (GWK). Dieser Korrektor sorgt dafür, dass der Schärfepunkt des Bildes weiter „aus dem Teleskop heraus“ wandert. Meistens erzeugen solche Korrektoren aber auch eine stärkere Vergrößerung. Ein 2x Glaswegkorrektor zum Beispiel verdoppelt die Vergrößerung. Das soll im Folgenden noch Thema werden.
An vielen Teleskopen ist zur Beobachtung des Himmels ein Zenitspiegel nötig. Ein solcher Zenitspiegel braucht natürlich auch einen gewissen Lichtweg, den man sparen kann, wenn das Bino selbst die Lichtumlenkung um 45° oder 90° beinhaltet. Auf diese Weise lassen sich manche Teleskope (einige kurze Refraktoren) auch noch ohne Glaswegkorrektor mit Bino-Ansatz nutzen.
Meistens bieten langbauende Refraktoren und Cassegrain-Spiegelteleskope mit Hauptspiegel-Fokussierung genügend Fokussierweg, um einen Bino-Ansatz nutzen zu können. Problematisch sind hingegen Newtons, kurze Refraktoren und allgemein Teleskope mit Helical- oder flachem Crayford-Okularauszug.
Wer an solchen Geräten dennoch auf einen Glaswegkorrektor verzichten will, kann gegebenenfalls sein Teleskop umbauen. Refraktoren und Newton-Teleskope können angepasst werden, indem der Tubus gekürzt wird. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass durch innere Blenden, das vordere Ende des Okularauszuges oder einen nach dem Umbau zu kleinen Fangspiegel keine Vignettierung auftritt, das heißt, dass dann nicht mehr die volle Teleskopöffnung genutzt werden kann.
Einige wenige Bino-Ansätze kommen auch ohne einen zusätzlichen Fokussierweg aus. Sie enthalten ein optisches System, welches den Fokussierweg ausgleicht, oft auch indem gleichzeitig eine Bildumkehr stattfindet, so dass man z.B. am Refraktor ein seitenrichtiges und aufrechtes Bild erhält. Hier ist entscheidend, ob das optische System auch an sogenannten schnellen Optiken funktioniert.


Der Lichteinlaß der meisten Binos ist bereits kleiner als das 28mm große 1,25” Bildfeld.
Für Planetenbeobachter kein Problem...

Besonders problematisch für Bino-Ansätze sind sogenannte „schnelle Optiken“. Damit sind Teleskope gemeint, die mit großen Öffnungsverhältnissen wie f/6 oder sogar f/4 gebaut sind. Hier sind einige Besonderheiten zu beachten.
Zunächst mal kommt es durch die Lichtbrechung an den Glasflächen der Bino-Prismen bei schnellen Optiken zu einem leichten Farbfehler, der ab etwa f/8 erkennbar und ab f/5 durchaus störend stark wird. Der Fehler entsteht, weil solche Teleskope einen recht stumpfen Strahlenkegel erzeugen, dessen Randbereiche schräg auf die Glasflächen der Prismen treffen. Sie werden von der Glasfläche gebrochen und je nach Farbe etwas anders abgelenkt. Der Mondrand bekommt dadurch einen leichten Farbsaum und Sterne bekommen kleine, farbige Höfe, die Bildqualität lässt nach und Details gehen verloren.
Durch die stumpfe Form der Strahlenkegel haben die Kegel auch einen größeren Durchmesser wenn sie auf die Prismenflächen treffen. Dadurch werden die Genauigkeitsanforderungen für die glatte Politur der Prismenflächen höher. Schlechte Prismen erzeugen eine leichte Unschärfe, eine Art „matschiges Bild“.
Der größere Durchmesser der Strahlenkegel erzeugt weitere Probleme. So weitet sich der Strahlenkegel einer f/4-Optik auf den 100mm Lichtweg im Bino um 25 Millimeter auf. Bei einer f/10 Optik sind es nur 10mm. Damit nun das maximal 28mm große Bildfeld eines 1,25“ Okulars beleuchtet werden kann, müsste der Lichteinlass des Binos für eine f/10-Optik grob 38mm Durchmesser haben, für eine f/4-Optik aber sogar schon über 50mm groß sein. Nur wenige Bino-Ansätze, sogenannte Großfeld-Binos, bieten entsprechend große Prismen. Stattdessen reicht meistens die Ausleuchtung eines Binos nur für 18 bis 23 Millimeter große Bildfelder, die an schnellen Optiken weiter abnehmen. Bei der Verwendung von Übersichtsokularen wird das Bild dann zum Rand hin dunkler. Dies stört hauptsächlich bei der Beobachtung von Sonne, Mond und Deepsky-Objekten, während Planetenbeobachter sich keine Sorgen machen müssen, weil sie den Planeten meist mittig im Bild halten.
Besonders unangenehme Effekte gibt es, wenn der weite Strahlenkegel eines schnellen Teleskops auf ungeschwärzte, schlecht geschliffene oder sonst wie unregelmäßige Kanten zu kleiner Prismen trifft. Es gibt dann kräftige Lichtausbrüche von hellen Objekten im Bild, die auch den Planetenbeobachter übelst stören.


1,7x Glaswegkorrektor mit 2” Einsteckdurchmesser und T2 Gewinde für den Anschluß des Bino-Ansatzes

Der Glaswegkorrektor
Der sogenannte „GWK“ hilft dem Bino-Freund bei einer ganzen Menge seiner Probleme, ist aber auch nicht für jedes Beobachtungsziel eine optimale Lösung. Ein GWK wird vor dem Bino angebracht. Je nach Bauart kann ein GWK wie ein Filter in das Filtergewinde des Binos geschraubt werden oder er wird wie ein 2“ Okular in den 2“ Okularauszug geklemmt und bietet dann eine 1,25“ Aufnahme oder ein T2 Gewinde zur Befestigung des Bino-Ansatzes. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es einige Bino-Ansätze gibt, denen das 1,25“ Gewinde zur Befestigung eines GWKs fehlt.
Ein Glaswegkorrektor soll in erster Linie den Farbfehler bekämpfen, der durch den zusätzlichen Glasweg des Lichtes innerhalb der Bino-Prismen entsteht. Das heißt der GWK erzeugt vor dem Bino-Ansatz einen ähnlich starken „umgekehrten“ Farbfehler, der dann im Bino ausgeglichen wird. Da aber die Bino-Ansätze unterschiedlicher Hersteller auch unterschiedlich lange Glaswege haben, funktioniert ein GWK nicht an jedem Bino-Ansatz optimal. Normalerweise bleibt dies unauffällig, nur an schnellen Optiken werden die Unterschiede groß genug, um erkennbar zu werden. Dann führt ein GWK je nach Bauart nur zu einer Verbesserung des Bildes aber vielleicht nicht zu einer völligen Aufhebung des entstehenden Farbfehlers.
Weiterhin legt der GWK den Fokus weiter nach außen, so dass man an den allermeisten Teleskopen keine Probleme beim Scharfstellen mehr hat. Ein schlecht ausgesuchter GWK könnte aber den Fokus entweder zu weit oder eben nicht weit genug nach außen legen.
Schnelle Optiken stellen auch hohe Anforderungen an die Linsenqualität und die optische Rechnung des Glaswegkorrektors. Kommt ein GWK nicht mit den stumpfen Strahlenkegeln schneller Optiken zurecht, so liefert er keine scharfen Bilder mehr.
Manche Sternfreunde benutzen einfache (und oft billige) Barlow-Linsen anstelle eines GWKs. Das bedeutet nicht nur, dass der Farbfehler durch die Prismenflächen unkorrigiert bleibt, sondern eine solche Barlow ist üblicherweise nicht für einen derart großen Abstand zwischen Barlow und Okular gerechnet bzw. gebaut. Besonders an schnellen Optiken kann dann die Bildqualität total zusammenbrechen. Der große Abstand erzeugt auch einen viel stärkeren Verlängerungsfaktor, so dass eine 2x Barlow schnell effektiv eine vierfache Vergrößerung erzeugt. Es kommt hier sehr auf die Qualität und die Eigenschaften der verwendeten Linsen an. Dabei sei nur nebenbei daran erinnert, dass man einer Linse ihre Qualität nicht ansehen kann, denn wer kann schon eine 0,4 Mikrometer große Abweichung von der Idealform mit bloßem Auge erkennen?


An einem schnellen Teleskop reicht eine normale Barlow als GWK nicht aus.
Dies kann im Extremfall das Bild völlig ruinieren (rechts).

Auch auf den Einblickkomfort der verwendeten Okulare muss an dieser Stelle hingewiesen werden. Der GWK sorgt selbst bei einem geringen Verlängerungsfaktor (z.B. 0,95x) – oder auch gerade dadurch – für eine starke Verlagerung der Austrittspupille, also eine Vergrößerung des Augenabstandes. Bei einigen Okularen wird dadurch der Einblick angenehmer, bei anderen Okularen ist die optimale Einblickposition aber so weit von der Gummiaugenmuschel entfernt, dass man die richtige Kopfposition kaum halten kann und unter kräftigem Kidney-Beaning und Blackouts (schwarze Flecken im Bild, Verschwinden des Bildes) leiden muss.
Nach all den Problemen und Anforderungen sollen aber auch die Vorteile des GWKs nicht ungenannt bleiben. Der GWK sorgt durch seine Brennweitenverlängerung für schlankere Strahlenbündel hinter dem GWK. So werden aus unangenehm stumpfen f/5 Strahlenkegeln durch einen 1,3x GWK deutlich unproblematischere f/6,5 Strahlenkegel in die Prismen des Binos geschickt. Allein dadurch schon reduziert sich der entstehende Farbfehler und all die Probleme um Prismengröße, Vignettierung und Oberflächenqualität der Prismen werden ein gutes Stückchen kleiner.
Was leider auch kleiner wird, ist das wahre Gesichtsfeld. Ist es durch die meisten Bino-Ansätze ohnehin schon kleiner als das normale 1,25“ Gesichtsfeld, so wird das so verkleinerte Feld durch einen kräftigen 2x GWK noch einmal gnadenlos im Durchmesser halbiert und durch die stärkere Vergrößerung wird natürlich auch das Bild entsprechend dunkler – nachdem das wertvolle Licht doch sowieso schon auf  zwei Okulare verteilt werden musste. Das kann bei der Beobachtung von Mond und Planeten natürlich durchaus erwünscht sein, ist aber bei der Deepsky-Beobachtung sehr unschön, wie weiter unten erläutert wird.
Wer also unbedacht einen GWK mit starker Verlängerungswirkung an ein teures Großfeld-Bino schraubt, der kann sich sein Großfeld kleiner schrumpfen, als es in einem bescheidenen Billigbino mit moderaterem GWK wäre.
Die Wahl des GWKs kann also durchaus entscheidend für die Leistung des Binos je nach Disziplin sein. Für Beobachtungen mit schwacher Vergrößerung und großem Gesichtsfeld empfiehlt sich ein 0,95x GWK, während der vergrößerungshungrige Planetenbeobachter die optischen Vorteile einer starken Brennweitenverlängerung durch einen 2x oder gar 2,4x GWK suchen wird.


Ein GWK kann recht groß und aufwändig sein, aber auch aussehen wie eine Barlow zum einschrauben ins Filtergewinde.
Es kann auch passieren, dass anstelle eines richtigen GWK einfach eine Barlow empfohlen wird.

Welche Objekte kann ich mit einem Bino-Ansatz beobachten?
Das bringt uns gleich zu den Beobachtungsobjekten. Den größten Gewinn bringt ein Bino-Ansatz sicher bei der Beobachtung von hellen Objekten, die genügend „Licht mitbringen“. Das sind die Planeten, der Mond und niemals ohne passenden Schutzfilter die Sonne. Hier können schwach abgehobene Details, wie man sie in den Pastelltönen von Jupiters Wolkenbändern findet, besser erkannt werden. Die entspanntere Beobachtung macht die Detailerkennung nochmals einfacher. Die Verteilung des Lichtes auf beide Augen dämpft die Helligkeit, so dass das zum Beispiel bei Mond- und Jupiterbeobachtung weniger Blendung auftritt.
Deepsky-Objekte leiden allgemein unter der geringeren Bildhelligkeit, die sich kaum ausgleichen lässt. Die Halbierung der Lichtmenge entspricht dem Helligkeitsverlust einer 1,4 mal kleineren AP (bzw. durch eine 1,4 mal höhere Vergrößerung). Hinzu kommt unter Umständen noch die Verlängerungswirkung eines Glaswegkorrektors, der die Minimalvergrößerung einschränkt. Wer an seiner f/5-Optik mit einem 32mm Okular sehr helle 6,4mm AP zur Verfügung hat, der wird am selben Gerät mit 1,3x GWK effektiv f/6,5 nutzen und daher nur 4,9mm AP zur Verfügung haben. Durch die Verteilung des Lichts auf beide Augen aber sinkt die Bildhelligkeit weiter, so dass im Endeffekt die Helligkeit nur mit 3,5mm AP vergleichbar ist. Die absolute Bildhelligkeit hat um den Faktor 3,3 abgenommen, während die Vergrößerung nur gering um den Faktor 1,3 gestiegen ist. An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass auch eine größere Öffnung diesen Verlust an Bildhelligkeit nicht ausgleichen kann, denn es würde einfach nur die gleiche Bildhelligkeit bei einer höheren Vergrößerung liefern.
Das zeigt, dass vor allem schwache Deepsky-Objekte unter dem starken Verlust an Bildhelligkeit leiden. Spiralarme von Galaxien und schwache Nebelfilamente sind wesentlich schlechter erkennbar, was durch die nun beidäugige Wahrnehmung nicht mehr kompensiert werden kann. Durch den geringeren Gesamtkontrast verliert man auch an Grenzgröße. Am besten lässt sich das Verhalten beschreiben durch den Vergleich mit einer Optik, deren Öffnung um den Faktor 1,4 kleiner ist, wobei es allerdings nicht zu einem Auflösungsverlust kommt. Das bedeutet ein Kugelsternhaufen ist im 12-Zöller mit Bino-Ansatz genauso gut aufgelöst, zeigt aber an schwächeren Randsternen nur das vom 8-Zöller her bekannte Bild.
Das bedeutet deutliche Einschränkungen bei der Objektauswahl. Helle Objekte, die nicht zu weit ausgedehnt sind, lassen sich gut beobachten. Kräftig abdunkelnde [OIII]-Filter können kaum noch Verwendung finden. Ist das Beobachtungsobjekt hell genug, um die Verwendung eines [OIII]-Filter zu erlauben, dann ist es auch wieder hell genug um ohne Filter schon gut erkennbar zu sein. Schwächere Filter wie UHC und Deepsky (Breitband) sind zu bevorzugen. Gut beobachtbar sind hingegen die helleren, offenen Sternhaufen, einige besonders helle planetarische Nebel und auch helle Galaxien wie die irreguläre M82. Auch das nördliche Deepsky-Paradeobjekt, der große Orionnebel, macht bei der Beobachtung im Bino großen Spaß.

An welchen Teleskopen ist ein Bino-Ansatz ganz unproblematisch?
Eher unkompliziert lässt sich ein Bino-Ansatz an Refraktoren mit kleinem Öffnungsverhältnis (f/8 bis f/20 oder länger) verwenden und wenn nötig, funktioniert ein. Glaswegkorrektor problemlos. Auch an Cassegrain-Teleskopen mit Hauptspiegel-Fokussierung (üblicherweise f/10 bis f/15) lässt sich ein Bino-Ansatz gut betreiben und zwar wegen des großen Spielraumes beim Fokussieren fast immer ohne Glaswegkorrektor.
Die meisten anderen Teleskope lassen sich ebenfalls erfolgreich mit Bino nutzen, wenn auf entsprechende Qualität beim dann üblicherweise benötigten GWK und Bino-Ansatz wert gelegt wird.
Den größten Gewinn wird man sicher bei der Beobachtung von Mond, Planeten und Sonne (erneut der Hinweis auf den Sonnenfilter) haben. Aber auch helle Deepsky-Objekte können auf dem Programm stehen.
Sehr kritisch werden schnelle Optiken mit f/4,5 oder f/4. Deren Anforderungen treiben Glaswegkorrektoren und Bino-Ansätze  gleichermaßen an ihre Grenzen (Flächenqualität, Prismen-Größe). Auch f/5-Optiken sind nicht so unkritisch, wie man es gerne hätte.
Wie immer stellt sich natürlich die Preisfrage. Ein Bino-Ansatz kostet je nach Qualität zwischen 100 bis weit über 1000 Euro. Hinzu kommt gegebenenfalls der Glaswegkorrektor und die Anschaffung passender Okularpaare.

Fazit
Um also zum Anfang dieses Artikels zurückzukehren: Obwohl es eigentlich falsch ist, zu sagen  „ein Bino bringt auf jeden Fall immer etwas, man kann es nur empfehlen“,  gibt es sicherlich viele Sternfreunde die damit gut beraten sind. Es trifft aber bei weitem nicht für jeden oder für jedes Teleskop zu.
Richtig ist, dass ein Bino-Ansatz nur für Sternfreunde sinnvoll ist, die auch “binokular sehen” können. Und natürlich gibt es bei der Adaption an schnelle Optiken, mit ihren besonderen Ansprüchen an die Qualität von GWK und Bino, vieles zu beachten. Deepsky-Beobachter müssen mit den Einschränkungen beim wahren Gesichtsfeld und der reduzierten Bildhelligkeit zurecht kommen. Am erfolgversprechendsten ist der Einsatz daher bei hellen Objekten und hoher Vergrößerung.
Wenn diese Punkte bei der Anschaffung beachtet werden, kann ein Bino-Ansatz schöne Beobachtungserlebnisse liefern.

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