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- Buchrezension -

„Beobachtungsbuch für Sterngucker“

Im Dezember 2021, gerade noch vor Weihnachten, erschien mit dem „Beobachtungsbuch für Sterngucker" erstmals eine Art „gedruckte Vorlage" für ein eigenes Beobachtungsbuch. Da ich im Rahmen der Einsteiger-Ecke und aus eigener Erfahrung das Führen eines Beobachtungsbuchs ausdrücklich befürworte, ließ ich mir von Astroshop.de ein Rezensionsexemplar zuschicken.

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Das Beobachtungsbuch für Sterngucker ist ein Vordruck für ein selbst geführtes Beobachtungsbuch.

Das gedruckte Beobachtungsbuch ist tatsächlich in erster Linie eine gebunde Sammlung aus Formularen zum Festhalten eigener Beobachtungen. Wer Hemmungen hat, in ein Buch hinein zu kritzeln, wird es schwer haben: Das Buch ist als ordentlich verarbeitetes Hardcover mit Fadenheftung gestaltet und hat auch ein Lese- vielmehr hoffentlich ein "Schreibband“. Das Format entspricht etwa einem A5-Heft, mit 200 Seiten ist es aber natürlich deutlich dicker als ein Schulheft.
Fast jede Doppelseite des Buchs ist ein Formular, das eine Beobachtung aufnimmt. Fast, denn eingeschoben finden sich 16 Doppelseiten mit kleinen Themenblöcken, die sich vor allem an Einsteiger richten und Tipps zur Beobachtungsplanung, konkrete Beobachtungsvorschläge aber auch einen Vorschlag für einen Messier-Marathon mit kompletter Auflistung der Messier-Objekte beinhalten. Allesamt nette und lesenswerte Kurzbeiträge, bei deren Zusammenstellung aber eines völlig vergessen wurde: Eine dieser Doppelseiten hätte der richtigen Nutzung des Werkes gewidmet werden sollen. Schaut man nämlich auf die Beobachtungsformulare, findet man die Möglichkeit, die Beobachtungsbedingungen mit Hilfe des Seeing-Indexes und der Bortle-Skala zu vermerken. Da sich zumindest die doppelseitigen Kurzbeiträge eindeutig an Einsteiger richten, kann man nicht erwarten, dass die Bortle-Skala einem Einsteiger bekannt oder gar geläufig ist. Gleiches gilt für die Bewertung des Seeings: Welcher Einsteiger weiß schon, dass die römischen  Zahlen zur Seeing-Einschätzung nach Antoniadi-Skala gedacht sind? Vielleicht eine Idee für die zweite Auflage, nach dem Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 3 und 4 Erläuterungen zur Benutzung zu geben.

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Kleine Blöcke mit redaktionellem Inhalt geben z.B. Beobachtungstipps - es fehlt aber an Benutzungshinweisen.

Natürlich entscheidet jeder selbst, was ins Beobachtungsbuch eingetragen wird. Gedacht ist das Buch zunächst einmal so, dass jedem Objekt oder zumindest jedem "Gesichtsfeld" eine Doppelseite gehört. Sie beginnt mit Datum, Uhrzeit und Standortangabe, gefolgt von Wetter und Temperatur sowie Seeing-Einschätzung und Bortle-Klassifizierung des Himmels – auch die freiäugig sichtbare Sterngrenzgröße kann angegeben werden. Falls man für Auflage 2 eine weitere Idee für eine Doppelseite braucht: Es gibt unter Sternfreunden mehrere gut dokumentierte Methoden zur Einschätzung der freiäugig sichtbaren Grenzgröße, beispielsweise hilft eine einfache Karte des Sternbilds „Kleine Bärin“, also "Kleiner Wagen" im deutschen Sprachraum. Aber auch die Beschreibung der Grenzgrößenbestimmung mit Hilfe des Sternbilds Pegasus wäre eine gute Benutzungshilfe für das Beobachtungsbuch.
Weiter geht es mit den Angaben zum Objekt, den Stammdaten sozusagen: Name, Katalognummer und Sternbild. Die Objektklasse kann man wieder ankreuzen und – ich gestehe: Ich musste mangels Anleitung auch etwas grübeln. Zwar ist mir GX für Galaxie oder OS für offener Sternhaufen durchaus geläufig, und auf AST für Asterismus komme ich, aber ob VS nun wirklich für verschiedenes steht und warum „DN" für Dunkelnebel fehlt, das weiß ich nicht.
Darunter beginnt das Feld „Notizen“. Dafür sind zunächst mal 10cm × 13cm Platz – wobei es aber etwas mühselig ist, auch die letzte Zeile am unteren Rand zu beschreiben. Auf den ersten Blick scheint mir das Notizfeld reichlich klein und eigentlich hätte man im vorigen Block auch genauso reichlich Platz sparen können. Für den Objekttyp wie auch die Seeing-Einschätzung zum Ankreuzen geht eine ganze oder fast eine ganze Zeile drauf. Da hätte jeweils 1cm Platz gereicht, um das jeweilige Kürzel von Hand hinzuschreiben. Das würde es auch erlauben, das Seeing nach Pickering-Skala zu notieren, falls man diese gewohnt ist. Die Überschriften „Objekt“ und "Notizen" haben üppige 1,5cm Abstand erhalten und ich frage mich, ob man nicht die ganze Überschrift „Objekt“ hätte einsparen können.
Dem Ansatz nach, dass man in einem Beobachtungsbuch am ehesten blättert, um ein Objekt zu finden, und der Logik folgend, dass ein Beobachtungsbuch naturgemäß chronologisch geordnet ist, hätte ich mir den Objektnamen als obersten Bestandteil des Formulars gewünscht, gefolgt vom Datum. Sortiert man den Bereich ohnehin um: Eine Standort-Angabe, deren Beginn noch 3cm vom Heftrand entfernt ist, lässt eher an eine Durchnummerierung der Standorte denken - „Balkon“ passt noch ganz gut.
Angaben zu Teleskop und Okular sowie Vergrößerung und Filter landen auf Seite zwei der Beobachtung. Den Hauptteil dieser Seite nimmt eine Skizzen-Vorlage ein, also ein Kreis mit 12,5cm Durchmesser und 90° Markierungen am Rand, mit dem man also das gesehene Skizzieren kann. Ein 5cm × 5cm großer Kasten ist mit „Orientierung“ überschrieben, soll also die Möglichkeit geben, zu skizzieren, wo im Sternbild oder wo zwischen Orientierungssternen der festgehaltene Bildausschnitt zu finden ist.
Ich denke, dass man diese Einladung zum Skizzieren von Beobachtungen unbedingt annehmen sollte. Selbst eine auch nur extrem grobe Wiedergabe der gesehenen Objekte bewirkt, dass man das Gesehene so erfasst und dabei auch erinnert, dass man es eben in der Skizze festhalten kann. Das ist tatsächlich den Platz wert – und wer mal mehr Worte zur Objektbeschreibung braucht, kann natürlich auch einfach über den Vorgedruckten Kreis hinweg schreiben. Ich persönlich habe in mein erstes Beobachtungsbuch kräftig gedrucktee Schablonen für solche Skizzen eingelegt, die per Büroklammer unter die jeweilige Seite zu heften waren – am Ende war das so umständlich, dass ich dies kaum genutzt habe und mit der dritten Chinakladde einfach bleiben ließ. Stattdessen tauchen seither auf einigen Seiten handgefertigte und leider einem Asteroiden-Querschnitt ähnlich sehende Versuche auf, runde „Gesichtsfelder" zu skizzieren.

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Aufteilung einer Doppelseite zur Aufnahme einer Beobachtung. Der Skizze wird viel Platz eingeräumt.

Ein Beobachtungsbuch zu führen ist eine sehr persönliche Sache und der Entschluss dazu – es macht natürlich auch eine gewisse Mühe – ist immer zu begrüßen. Wenn dieses Buch den Anstoß dazu gibt, dann ist das allemal 12,90 Euro wert. Eine China-Kladde ist zwar erheblich billiger, sobald man aber einmal die Erfahrung gemacht hat, dass deren einfachste Klebebindung auch mal Federn – äh, Seiten lässt und grundsätzlich schlecht zum Beschreiben glatt zu streichen ist, stellt man fest, dass ein besser geheftetes Notizbuch auch seinen Preis hat. Wo ich gerade beim Thema „persönlich“ bin: So ein Beobachtungsbuch ist nicht nur ein ganz persönliches Dokument, sondern es wäre geradezu wertlos, wenn man es nicht zuordnen könnte. Auch das ist ein Detail, was im „Beobachtungsbuch für Sterngucker" vergessen wurde: Auf Seite 1 gehört unbedingt eine Vorlage, um Name und Adresse sowie ggf. weitere Kontaktdaten des Beobachters aufzunehmen. Davon ausgehend, dass man ein Dokument in dem man einige hundert Stunden persönlicher Hobby-Ausübung festhält, vermutlich nicht verlieren wird will, sollte man wirklich einem Finder Angaben machen, wie es den Weg zurück findet, falls mal der Beobachter in Namiba, der Koffer mit dem Beobachtungsbuch aber auf Hawaii ist.

SONNENZ
Diese Sonnenzeichnung - meine Fähigkeiten sind eher im übertragenen Sinne bewegend - entstand vor allem,
weil in dem Moment eine Schablone bereit lag, um einfach loslegen zu können.

Damit komme ich zum Fazit. Wer sich selbst – oder einem anderen Sternfreund – einen Anstoß geben will, der ist mit dem „Beobachtungsbuch für Sterngucker" sicherlich nicht schlecht beraten. Insbesondere wenn man es so einrichtet, dass man seine Notizen gleich am Teleskop, also während der Beobachtung machen kann. Es gibt aber auch noch ein paar Dinge, die besser sein könnten.
Wenn man aber, wie ich, sein Beobachtungsbuch eher Nachts im Kopf vorformuliert und erst am nächsten Tag zu Papier bringt, kann man das “Beobachtungsbuch für Sterngucker” als Vorlagen-Buch bei der Beobachtung bereithalten: Immer dann, wenn man doch mal eine Skizze machen möchte, lässt sich diese mit einer sofort verfügbaren Vorlage festhalten - nebst Notizen speziell zur Skizze. Die Seiten des Buchs sind komplett nummeriert, so dass man in einem Haupt-Beobachtungsbuch problemlos auf die Seiten des dann als Skizzensammlung dienenden Drucks verweisen kann.
Das macht das Buch auch ganz gut mit: Den Umschlag lässt man zu Hause, das Hardcover ist wasserabweisend. Das Papier im Inneren wird sicher mit der Zeit durch feuchte Nachtluft etwas leiden, aber gerade der Bleistift als Standard-Werkzeug für Skizzen lässt sich durch Tau kaum beeindrucken. Vielleicht nimmt man ein etwas weicheres Exemplar, wie Bleistifte für glatte Flächen, die auch auf durchweichten Bierdeckeln problemlos schreiben.

Schlussendlich ist beim Beobachtungsbuch vor allem das Motto: Hauptsache man tut’s!

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