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Achtung Fehlkauf
Oft gesehen, selten empfehlenswert
Teleskope, die den Einsteiger enttäuschen können

Es war einmal ein überschaubarer Teleskopmarkt, der dennoch viel Auswahl bot... so könnte ein hübsches Märchen anfangen. Leider aber fernab heutiger Realität. Dem Einsteiger bietet sich heute ein völlig unüberschaubarer Markt mit Angeboten, die vor Superlativen nur so strotzen. Kristallklare Bilder und extrem scharfe Abbildungen, am besten gewürzt mit wenig aussagekräftigen Kundenzitaten voller Überschwang. Und was steckt dahinter? In Wirklichkeit ein Markt, der von wenigen echten Herstellern gespeist sich in einer Unzahl von Labels und Importeuren verliert, die eine Vielfalt zwar vorgaukeln, aufgrund zahlloser Baugleichheiten aber keine wirkliche Auswahl bieten. In der Unüberschaubarkeit der Labels und äußerlicher Verfremdungen baugleicher Optiken finden sich auch erfahrene Sternfreunde mit dem Hang zur Marktbeobachtung nicht mehr einwandfrei zurecht. Manche Baugleichheiten lassen sich nur vermuten und wenn man sie nachvollziehbar beweisen kann, ist die Serie längst veraltet und der nächste Produktansturm verlässt die Containerschiffe aus Fernost.

Während nun die meisten Sternfreunde hauptsächlich daran denken, zu brauchbaren Produkten in diesem Marktwirrwarr zu raten, gibt es Fälle, in denen sich zahlreiche Sternfreunde einig sind, dass dieses oder jenes Gerät für den Einsteiger ein wirklicher Fehlkauf zu werden droht. Und genau darum soll es im Folgenden gehen: Teleskope, die dem Einsteiger gern ins Auge fallen und massiv beworben werden, deren Praxistauglichkeit aber stark in Frage zu stellen ist. Um der verwirrenden oder vielmehr verschleiernden Label-Vielfalt zu entkommen, kann es daher im Folgenden nur um Optikbauarten gehen und natürlich um einfache Mittel, sie richtig zu erkennen. Aber steigen wir doch am besten gleich ein mit der im Einsteiger-Segment am meisten abgeratenen Optikkonstruktion:

Der Cat-Newton

Selten wird diese Optik als das bezeichnet, was sie ist. Ein katadioptrischer Newton, was bedeutet, dass hier Linsen und Spiegel gleichermaßen an der Bilderzeugung beteiligt sind. Meist heißen die Geräte schlich Newton oder gar Short-Tube Newton. Letztere Bezeichnung weist auf ein sehr wichtiges Erkennungsmerkmal hin: Das Teleskop ist nur etwa halb so lang wie die angegebene Brennweite. Typisch sind 114/1000, 150/1400 und neuerdings auch 127/1000. Diese Zahlenkombinationen bezeichnen übrigens die Paarung aus Öffnung /Brennweite in Millimetern.
Gekauft wird diese Newton-Variante praktisch immer aufgrund des günstigen Preises. Meist sind die Geräte die günstigsten Optiken ihres Öffnungsdurchmessers. Besonders die Variante 150/1400 fällt genau deshalb immer wieder auf, weil so 150mm Öffnung für einen Preis zu haben sind, der sich kaum von herkömmlich gebauten 114mm Öffnung unterscheidet. Es lohnt sich eine kurze Beschreibung, die verrät, warum diese Geräte derart günstig sind.
Newton-Teleskope erzeugen ihr Bild mit einem Spiegel, der das Licht bündelt. Man kennt das Prinzip von der Satellitenschüssel. Die Spiegelform muss dabei parabolisch sein, das heißt es darf sich bei der Oberflläche nicht einfach um einen Ausschnitt aus einer Kugel handeln, sondern die Krümmung muss zum Rand hin geringer werden. Sonst bündeln die Randbereiche die Lichtstrahlen in einem kürzeren Abstand zum Spiegel, als die Bereiche weiter innen - das Bild würde stets unscharf sein. Nun ist ein Kugelspiegel allerdings viel billiger zu schleifen, als ein Parabolspiegel. Diese Problematik ist vielen Optik-Konstrukteuren bewusst und es gibt verschiedene Ansätze, um aus einem günstigen Kugelspiegel trotzdem ein brauchbares Teleskop zu bauen. Eine Variante davon ist der Einsatz eines Jones-Bird-Korrektors. Es handelt sich dabei um ein zweilinsiges Optikelement, das den Fehler des Kugelspiegels ausgleicht, dabei aber die Brennweite des Spiegels stark verlängert - üblicherweise verdoppelt. Genau dies finden wir hier vor, die eigentliche Brennweite des Spiegels bestimmt die Baulänge des Teleskopes, der Korrektor aber erzeugt eine deutlich längere Effektivbrennweite des Gesamtsystems.

Soweit, so gut. Wo liegen aber die Probleme der Geräte, so dass sie hier an erster Stelle aufgeführt werden? Ein wesentliches Problem der Optiken ist die schwierige Justage. Die Position des Korrektors zum Hauptspiegel muss stimmen und natürlich muss dann der optimal korrigierte Bildbereich in die Mitte des Okularauszuges und damit ins Okular gelangen. Normalerweise benutzen Sternfreunde zur Justage Hilfsmittel wie Chesire-Okulare, die über mittige Bohrungen und zusätzliche Fadenkreuze eine genaue Ausrichtung der Optikelemente erlauben sollen. Da aber der Jones-Bird-Korrektor im Cat-Newton das im Justierokular sichtbare Bild der Optikelemente stark verkleinert, ist eine genaue Justage schwierig. Eine genaue Justage ist jedoch erforderlich, denn ein Spiegelteleskop ist umso empfindlicher bezüglich der Justage, je kürzer die Brennweite (vor dem Korrektor) relativ zum Durchmesser des Hauptspiegels ist. Betrachtet man die oben genannten Teleskopdaten, so findet man Verhältnisse von weniger als 1:5 vor, und die sind besonders kritisch bezüglich der Justage.
Leider ist das aber noch nicht alles. Die korrekte Justage der Geräte ist mit entsprechenden Anleitungen und Tricks dennoch möglich. Leider hat es sich gezeigt, dass in vielen Fällen dennoch keine gute Abbildung zu erreichen ist. Dies hat sich oft auf Qualitätsmängel der Optiken zurückführen lassen. So kann es vorkommen, dass die zwei Linsen des Korrektors, die durch optischen Kitt miteinander verklebt sind, nicht “gerade” aufeinander sitzen. Der Korrektor kann dann nicht richtig wirken. Weiterhin kommt es oft vor, dass die Hauptspiegel so fest verklammert sind, dass der Druck sie verformt. Auch dann stimmt die Abbildung nicht. In manchen Fällen aber war der Hauptspiegel auch ohne Druck nicht richtig geformt. Darüber hinaus gibt es Berichte, nach denen die Linsen des Korrektors nicht sauber poliert waren, also matte Stellen enthielten.

Alles in allem kommt man zu dem Schluss, dass der Cat- oder Kat-Newton nur schwer richtig auszureizen ist. Die Geräte zeigen weniger als andere Teleskope vergleichbarer Öffnung. Will man beispielsweise einen Justierlaser zur Justage anschaffen, so egalisiert dies durchaus den Aufpreis für einen normal gebauten Newton mit vergleichbaren Werten. Hinzu kommt das Risiko, aufgrund von Qualitätsstreuung eine Optik zu erhalten, die auch nach sorgfältiger Justage nicht gut abbildet.

Der Kugelspiegel-Newton 114/500

Mit den Eckdaten 114/500 wird eine ganze Reihe verschiedener Newtons unter den verschiedensten Labels angeboten. Wie schon beim Cat-Newton erklärt, sollte ein Newton allerdings einen Parabolspiegel haben, um richtig abbilden zu können. Eine Ausnahme bilden Newtons mit sehr kleiner Öffnung und vergleichsweise langer Brennweite. Beim 114/900 Newton ist beispielsweise der Unterschied zwischen der Parabolform und der Kugelform zu gering, um bei der optischen Leistung eine Rolle zu spielen. Beim 114/500 ist das jedoch anders!
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass ein Teleskop mit der Bezeichnung “Newton” einen Parabolspiegel enthält, wenn dieser benötigt wird. Beim 114/500 ist dies jedoch nicht der Fall, vielmehr gibt es einige Geräte die tatsächlich in Ordnung sind und die daher mit dem Zusatz “Parabolspiegel” oder “Parabol-Newton” extra beworben werden. Aber damit nicht genug, Stilblüten des Marketings sind dann Begriffe wie “anparabolisiert” für reine Kugelspiegel. Übrigens ist sich das Marketing nicht einig, ob dasselbe Gerät nun einmal 500mm hat oder auch ein andermal 450mm. So findet sich also auch die Bezeichnung 114/450, ohne dass man mal das eine oder das andere als Garant für einen Parabolspiegel hernehmen könnte.
Trotzdem werden diese Geräte weiterhin verkauft. Dass die Abbildung nicht automatisch ganz furchtbar schlecht ist, wird dabei je nach Produkt sogar mit einem Trick realisiert. Es ist zwar ein 114mm Hauptspiegel in Kugelform vorhanden, aber der sogenannte Fangspiegel wird unterdimensioniert und sorgt dafür, dass maximal Licht von ca. 80mm Hauptspiegeldurchmesser ins Okular und damit ins Auge gelangen. 500mm Brennweite relativ zu 80mm Öffnung sind zwar immer noch zu wenig, um einen Kugelspiegel zu gestatten, aber die Abbildung die so erzielt wird, ist für den Anfänger offensichtlich nicht schlecht genug. Ein paar Mondkrater lassen sich damit schon betrachten. Hat der Fangspiegel aber die benötigten 32mm bis 40mm Durchmesser, so tritt die schlechte Bildqualität dem geübten Beobachter schon ab 30-facher Vergrößerung entgegen. Dem Einsteiger fehlt jedoch praktisch immer der Vergleich mit einer ordentlichen Optik, so dass diese Mängel schlicht durchgehen. Es lässt sich auch schwer ein Umtausch durchsetzen, wenn dem Kunden keine Zusagen über die optische Qualität gemacht wurden. Ein 114mm Hauptspiegel ist vorhanden und dessen Ausnutzung zu nur 80mm ist konstruktionsbedingt, also kein Produktionsfehler.
Hingewiesen sei an dieser Stelle aber auch noch darauf, dass der 114/500 “Parabol-Newton” ein recht spezielles Teleskop ist, das Anforderungen an seine Okulare stellt, die ein Einsteiger zumal in der Preisklasse des Teleskops eigentlich nicht erfüllen will, da besonders taugliche Okulare auch viel mehr kosten.

Schnelle Linsenteleskope

So manchem angehenden Sternfreund erscheint doch immer noch das Linsenteleskop, genannt “Refraktor”, als die Urform aller Teleskope. Die übliche Bauart, der Achromat, wird gern auf Fraunhofer zurückgeführt. Fraunhofer allerdings baute seine Teleskope nach der Maßgabe, dass damit gut beobachtet werden sollte. Und das bedeutet für die Bauart eines achromatischen Refraktors (oder kurz FH), dass mit zunehmender Teleskopöffnung auch die Brennweite relativ zum Linsendurchmesser ansteigen muss. So ist ein “ordentlicher Fraunhofer” praktisch immer ein langer Lulatsch. Teleskope wie ein 80/1500 oder auch noch 80/1200 und noch etwas kritischer 100/1500 wären nach seinem Geschmack gewesen. Leider sind sie doch auch etwas unhandlich und so ist es verständlich, dass dem Amateur auch kürzere Varianten verlockend erscheinen. Besonders kurz und somit auch attraktiv sind sogenannte Comet Catcher, bei denen das Verhältnis zwischen Öffnung und Brennweite auf 1:5 anwächst. Also Optiken mit den Eckdaten 70/350, 80/400, 100/500, 120/600 und 150/750.
Nun hatte Fraunhofer jedoch seinen Grund, weshalb er für eine gute Abbildung seine Luftspalt-Achromate entsprechend lang baute. Der Grund ist der Farbfehler. Der Farbfehler wird durch die Eigenschaft des Lichts bewirkt, sich vom Glas je nach Farbe unterschiedlich brechen zu lassen. Dadurch erzeugt ein von der Sonne durchleuchtetes Prisma gern einen kleinen Regenbogen anstelle eines weißen Flecks, wie man ihn zunächst erwarten würde. Das geschieht auch in Linsen. Macht man ein Teleskop aber entsprechend langbrennweitig, so hat die Optik genug Tiefenschärfe, um eine einwandfreie oder wenigstens Farbfehler arme Abbildung zu liefern.
Genau dies funktioniert bei einem Öffnungsverhältnis von 1:5 jedoch nicht mehr. Die Optiken zeigen um helle Objekte, zum Beispiel am Mondrand einen blauen bis blauvioletten Saum. Feine Mondkrater in heller Umgebung, die eigentlich als kleine, schwarze Punkte erscheinen sollten, werden in flauem Blau sichtbar. Das schränkt die Beobachtungsmöglichkeiten der Geräte deutlich ein. Der Name “Comet Catcher” verrät aber, wozu diese Geräte sich im Speziellen eignen. Sie zeigen nämlich bei niedrigen Vergrößerungen große Himmelsausschnitte mit ebenfalls durch die geringe Vergrößerung guter Bildhelligkeit. Genau richtig, um einen hellen, am Himmel meist recht ausgedehnten Kometen zu beobachten oder auch erst zu finden.

Nicht zu verwechseln sind solche FH-Refraktoren, auch Achromate genannt, mit Apochromaten oder kurz Apos bzw. ED-Apos. Der Einsatz besonderer Glas-Sorten sorgt - neben dem entsprechenden Preis - für deutlich bessere bis praktisch perfekte Abbildungseigenschaften.

Der Einsteiger jedoch, der mit FH oder Achromat ein eher günstiges Gerät kauft, bekommt  meist erzählt, dass Linsenteleskope sich von je her besonders gut für die Planetenbeobachtung eignen. Eine Eigenschaft, die gerade auf diese Bauarten kaum zutrifft. Das bedeutet nicht, dass man mit den Geräten gar nichts sehen kann, nur: Gerade beim Blick auf die Planeten unseres Sonnensystems gilt: Andere Teleskope gleicher Preisklasse leisten durchaus mehr. Die Geräte sind eben Spezialisten für schwache Vergrößerung und als solche sollten sie auch eingesetzt werden. Und auch hier werden Okulare mit besonderer Eignung bevorzugt, die dann ganz besonders mit zwei Zoll Einsteckdurchmesser (50,8mm) zu den teuersten Okularen überhaupt zählen können.
Bekannt geworden ist bei solchen Geräten auch eine gewisse Serienstreuung. Zumindest einige Serien waren häufig von Astigmatismus betroffen - ein Fehler, der entsteht wenn eine Linse nicht rund, sondern “eirig” geschliffen ist. Bei mittlerer bis hoher Vergrößerung lassen sich Sterne dann nicht mehr scharf stellen. Anstelle eines Punktes erhält man als beste Scharfstellung vom Stern einen Strich, der je nach Einstellung mal waagerecht, mal senkrecht liegt. Das Bild wird also nie richtig scharf.

Wenn man für den Einstieg also einen Refraktor kauft und dabei eine Allround-Eignung im Sinn hat, dann sollte das Gerät eher lang und schlank wirken. Bekannte Werte sind da 70/700, 80/900 oder 90/1000. Speziell für die Planetenbeobachtung eignen sich am ehesten APOs, die Objektive aus wesentlich teureren Gläsern, zum Beispiel SD oder ED Glas, beinhalten. Soll es aus Kostengründen dennoch ein FH sein, findet man eher 80/1200 oder gar 80/1500. Bei großer Öffnung werden die benötigten Brennweiten dann aber schnell kaum realisierbar. Ein FH mit 150/4000 ist eher ein Gerät für eine Sternwartenkuppel von vor 150 Jahren.

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