40mm Meade SWA Serie 5000 und 41mm Televue Panoptic Mehr Himmelsausschnitt geht nicht durch 50,8mm Steckmaß: 41mm Panoptic und 40mm SWA
Etwa um 40mm Brennweite liegt bei Okularen mit zwei Zoll Anschluss der Bereich, in dem das maximal mögliche wahre Gesichtsfeld als ca. 70° großer Weitwinkel-Anblick wiedergegeben wird. Es sind traditionell nicht gerade viele Okulare, die diesen Gedanken ausreizen und die benötigten großen Linsen machen sie zu eher auffällig großen Exemplaren. Die Brennweite bedingt, dass mit f/6 Teleskopen eine große und für die meisten Beobachter maximale AP erzielt wird. Das 41mm Panoptic ist quasi das Referenz-Okular für diese Parameter. Während die Panoptic-Reihe schon seit Anfang der 1990er Jahre auf dem Markt ist, ist das 41mm mit dem Erscheinungsjahr 2003 ein recht junger Vertreter. Mit dem 40mm SWA ersetzte Meade seine Serie 4000 Okulare aus japanischer Produktion durch die Serie 5000 mit chinesischer Herkunft. Beide Okulare wurden traditionell im oberen Preisbereich gehandelt, das SWA allerdings wurde ab dem Frühjahr 2010 zu sehr günstigen Preisen um 150 Euro abverkauft. Mit 95mm größtem Durchmesser ist das 40mm SWA nicht gerade schlank. 122mm hoch ist es mit eingeschraubter Augenauflage und aufgesetzten Kappen. Auf die Waage bringt es etwa 1250 Gramm samt Kappen. Auf jeden Fall ein problematischer Wert. Das derart schwere Okulare bringt nicht nur Balance-Probleme ein, sondern es besteht die Gefahr, dass sich Verschraubungen der Okularadaption oder des Zenitspiegels lösen. Natürlich kann ein Zenitspiegel sich auch einfach in der Klemmung auf den Kopf drehen. Um das Okular am Refraktor in bequemer Einblickrichtung zu positionieren, muss mit Kraft geklemmt werden und selbst das reicht nicht immer. Eine gewisse Unfallgefahr ist allein durch das Gewicht latent vorhanden. Die Sicherungsnut in der Steckhülse ist zwar unverzichtbar und vorhanden, aber das Okular überfordert schnell die restliche okularseitige Teleskopkonstruktion. Die unterschiedlichen Anpassungsmöglichkeiten für den Augenabstand.
Bei näherer Betrachtung des SWA lässt sich erahnen, dass der Durchmesser durch die auffällige, bauchige Konstruktion der verstellbaren Augenauflage unnötig groß ist. Und tatsächlich lässt sich das Okular durch beherztes Zupacken auf 73mm verschlanken. So spart sich natürlich auch etwas Gewicht. Die Gummihülse der Augenauflage lässt sich aus dem grün eloxierten Ring herausziehen. Immerhin passt das Okular dadurch auch recht simpel in ein 80mm Drehpack. Es fehlt nur eine sinnvolle Augenauflage. Ohne diese hat eine solche Aktion eher experimentellen Charakter. Sie weist aber nach, dass Meade das Okular ohne Rücksicht auf die Praxistauglichkeit unbedingt mit diesem sehr großen Aussehen präsentieren wollte. Hier sollte zwar das Auge kaufen, aber nicht unbedingt das Nachtadaptierte. Ein schlankerer Mechanismus wäre leicht möglich gewesen. Im Normalzustand hat die einstellbare Augenauflage natürlich einen guten praktischen Nutzen. Man kann sich je nach Bedarf das Okular für die Benutzung mit oder ohne Brille einstellen und seinen persönlich optimalen Einblickpunkt einhalten. Die Mechanik geht satt mit dem typischen Gefühl von Schmierfett. Das aber ist allenfalls unter dem Rand der Augenauflage weit ab der Linse sichtbar. Äußerlich sind ansonsten nur noch die Kappen zu erwähnen. Beide saßen zunächst gerade ausreichend fest. Etwas strammer hätte es schon sein dürfen und inzwischen fällt die teleskopseitige Kappe gern herunter. Die Beschriftung ist gut lesbar in großen Buchstaben angebracht - aber aufgrund seiner Größe bietet das Okular wenig Verwechslungspotenzial. Mit etwa 40mm Durchmesser ist die Augenlinse des SWA recht üppig dimensioniert. Grüne Reflexe weisen auf eine der typischen aber auch recht verlässlichen Breitband-Multivergütungen hin. Ein recht vernehmliches Klappern ließ sich recht schnell auf diese Augenlinse zurück führen. Sie bewegt sich mit gut einem Drittel Millimeter seitlichen Spiels und lässt sich durch anziehen der Steckhülsenverschraubung festsetzen - hoffentlich in einer für das Okular günstigen Position. Der Blick auf das Spiel dieser Linse offenbarte dann auch Staub und einen haarfeinen Metallgrat, auf einer Linsenoberfläche darunter. Solche "Details" sind nicht nur ärgerlich, sondern da das eigentliche Optikgehäuse hier keinerlei Nähte aufweist, ist an die Augenlinse ohne eine totale Demontage der Optik nicht heranzukommen. Der Staub mag wie auch der Grat durch das Schlackern der Augenlinse gelöst worden und auf die Fläche geraten sein. Immerhin, geschwärzte Linsenkanten und ein auch im Gegenlicht recht dunkles Okularinneres machen einen guten Eindruck. Eine einzelne Linsenkante kommt bei sehr schrägem Lichteinfall hell zur Geltung. Teleskopseitig trägt wohl das durchgezogene Gewinde als Riffelung der Steckhülse mehr zur Schwärzung bei, als die Qualität des Mattlacks. Die Spitzen der Gewindeflanken jedenfalls glänzen durch den Lack hindurch. Dahinter liegt die teleskopseitige Linse, den den Steckhülsendurchmesser fast vollständig ausnutzt. Nur ein dünnstmöglicher Fassungsring, der offenbar zum Teil in die Wandung der Stückhülse eingelassen ist, ist erkennbar. Zerstörungsfrei messbar sind hier nur 47,2mm Innendurchmesser der Steckhülse. So bleiben etwa 46mm Linsendurchmesser frei. Eine Vignettierung zum Rand hin ist also erwartungsgemäß, nicht nur durch die recht tief in der Steckhülse liegende Linse. Visuell ist man aber gegenüber einer solchen Vignettierung eher unempfindlich. Wirklich mehr ist technisch auch nicht aus einer 2" Steckhülse herauszuholen. Auch auf der teleskopseitigen Linse finden wir wieder die grüne Vergütung. Der für einen Filter nutzbare Gewindeteil ist blank gelassen. Als letztes Detail fällt das eingeätzte Wort "China" auf der Steckhülse ins Auge. Alles schön geschwärzt...
Auch das Panoptic ist bei weitem kein kleines Okular. Mit 78mm größtem Durchmesser und 143mm Länge mit Kappen ist es höher als das SWA, aber um 15mm schlanker und passt somit in ein 80mm Drehpack. Wie schon bei anderen Televue-Okularen bemerkt, tragen die üblichen Kombi-Schutzkappen um je 5,5mm zur Gesamthöhe bei. Sie tragen einen doppelten Rand und passen durch umdrehen sowohl augen- wie Teleskopseitig. Nebenbei bergen die Kappen das Problem, dass sie durch das dauernde Wenden keine "saubere Seite" haben. Das Okular wäre also durch konventionelle Kappen auch mit knapp mehr als 130mm Länge zu verstauen gewesen. Seine 955g liegen gut in der Hand, was durch eine Art umlaufende Griffmulde für Daumen und Zeigefinger erzielt wird. Dazu kommt ein Streifen geriffeltes Gummi. Wie bei Televue gewohnt ist an der Verarbeitung nichts auszusetzen. Eine weiche Gummiaugenmuschel, poliertes, schwarz eloxiertes Aluminium, eine klar lesbare Beschriftung. Auffällig an der Sicherungsnut der 2" Steckhülse: Die Nut hat eine abgeschrägte Kante, damit sich Klemmringe weniger leicht verhaken können. Die Standard-Okularkappen von Televue verraten, dass Augenseitig wie bei vielen Televue-Okularen ein Dioptrix Astigmatismus-Korrektor für Brillenträger passt. Gerade bei einem solchen Okular, das naturgemäß gekauft wird, um mit großer AP zu beobachten, ist dies sinnvoll. Schließlich wird ansonsten eine Hornhautverkrümmung in vollem Ausmaß störend bemerkbar. Die Augenlinse liegt recht tief unter der Gummiaugenmuschel. Die Einblickhöhe passt ohne Brille genauso wie mit Brille bei umgeklappter Augenmuschel und das volle Gesichtsfeld ist stets zu überblicken. Überzeugend ist die Schwärzung des Okulars. Bei sehr schrägem Lichteinfall sind einige Bereiche der geriffeltem Innenwände erkennbar. Die Linsen tragen verschiedene Mehrschichtvergütungen, also ist alles auf dem aktuellen Stand der Technik. Aber wie beim Konkurrenten auch findet sich auf irgendeiner Fläche im Innern ein Störenfried, hier ist es offenbar ein Krümel Mattlack der sich verirrt hat. Die Teleskopseitige Linse füllt auch bei diesem Okular die Steckhülse voll aus. Ein kleiner Vorsprung in der gut geschwärzten und geriffelten Steckhülse könnte die Feldblende sein, oder auch nur ein Teil des Blendensystems. Schaut man bei Meade noch einmal nach, findet sich dort etwas ähnliches, mit etwas anderem Abstand zur Linse. Schließlich sei noch erwähnt, dass Televue auf eine Produktion in "Taiwan R O C" setzt, wie die Gravur verrät. Die erste Beobachtung mit dem Meade SWA 40mm fand unter städtisch aufgehelltem Himmel statt. Verzeihlich, denn sie diente nur einer Sterndurchlaufmessung. Deneb lief 23 Minuten und 21 Sekunden durch das Feld des Megrez 110/655. Daraus ergeben sich 4,1° wahres Gesichtsfeld, aber auch 46,98mm Feldblende - vorausgesetzt die Brennweite des Refraktors stimmt im Mittel über das Feld und natürlich nicht ohne dass die Vignettierung am Rand bemerkbar wurde. Jenseits der 46mm können keine axialen Strahlen mehr an der Sternabbildung beteiligt sein. Stattdessen ragen noch die Ränder der Strahlenkegel in die Feldblende herein. Die Vergleichsbeobachtungen begannen mit einem kleinen ED Refraktor von 60mm Öffnung. Beide Okulare machten hier einen guten Eindruck. Zwar ist das Gesichtsfeld nicht bis zum Rand scharf, das ganze Gesichtsfeld ist aber jedenfalls brauchbar. Je nach Feinfokussierung liegt mal das eine, mal das andere Okular bei der Randabbildung vorn. Auffällig war zunächst, dass es je nach Brille und Augenabstand zu Veränderungen bei der Randabbildung kommt. Weitere Beobachtungen fanden mit einem 6" f/6 Selbstbau-Newton unter einem dunklen Landhimmel statt. Vor allem der Doppelsternhaufen H & Chi erlaubte dabei eine gute Beurteilung der Abbildungsqualität. Die Okulare sind sich in ihrer Abbildung sehr ähnlich. Unterschiede sind nicht augenfällig sondern lassen sich erst festmachen, wenn man sich in das Bild hereingearbeitet hat. Das Panoptic lieferte in der Bildmitte etwas feinere Sternabbildungen und möglicherweise dadurch bedingt im Grenzbereich einen kleinen Grenzgrößenvorteil. Das SWA hingegen wirkte etwas brillianter und zeigte eine etwas bessere Sternabbildung zum Bildrand hin. Die zuvor beobachteten Unterschiede in der Randabbildung bei unterschiedlichem Augenabstand, zum Beispiel durch eine Brille bedingt, fanden nun ihre Erklärung. Bei einer nicht optimalen Einblickposition verbessert sich vor allem beim Panoptic scheinbar die Randabbildung. Tatsächlich aber werden durch die falsche Irisposition bereits die Strahlenkegel der Sterne am Bildrand beschnitten und das Bild verliert an Helligkeit. Beim Panoptic vergrößert sich dadurch auch die Sternabbildung ein wenig, so dass es wirklich lohnt, die passende Einblickposition zu suchen um die wirklich gelungene Sternabbildung in der Bildmitte zur Gänze zu genießen. Sterne am Bildrand sind hingegen beim Panoptic mit radialen Ausbrüchen vergrößert. Beim SWA sind sie eher tangential in die Länge gezogen aber noch etwas besser abgebildet als beim Konkurrenten. Bei beiden Okularen ist das nachlassen der Randabbildung kaum störend und wird erst deutlich jenseits der 60° überhaupt auffällig. Der dunkle Himmel offenbarte auch, dass beide Okulare keine Schwächen bei der Streulichtunterdrückung haben. Eine Randaufhellung war nicht bemerkbar. Das Bild war kontrastreich und Sternfarben ließen sich in beiden Fällen gleich gut erkennen. Deutlich deklassiert wurde dagegen ein TS-WA 38mm welches quasi außer Konkurrenz antrat. In allen Punkten war dieses Okular eindeutig unterlegen. Namentlich durch eine schon ab 50° sehr schnell zunehmende Randunschärfe, darüber hinaus überzeugte aber weder die Sternabbildung in der Bildmitte noch die Streulichtunterdrückung. Durch eine unerwartete Gelegenheit ließ sich weiterhin noch eine kurze Beobachtung mit dem SWA und einem Pentax XW 40mm an einem Pentax 75 SDHF durchführen. Das Pentax-Okular konnte wiederum durch sehr feine Sternabbildungen in der Bildmitte überzeugen. Die Sterne wirkten allerdings etwas dunkler als beim SWA. Die Randabbildung ließ, vermutlich durch den fest im Pentax 75 installierten Flattener, etwas sichtbarer nach als zuvor mit dem 150/900 Newton beobachtet. Pentax ist hier offenbar ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem früheren 40mm XL gelungen und so ließ sich in der Sternabbildung am Rand zwischen dem SWA und dem XW kein Unterschied feststellen. Das mit 720g nicht leichte aber deutlich leichtere XW überzeugte in der Bildmitte mit seiner leicht besseren Sternabbildung an M38. Natürlich war das Pentax auch gewohnt gut bezüglich Einblick und Verarbeitung sowie Streulichtunterdrückung. Große Augenlinsen bei beiden, der mächtige Durchmesser des SWA wird erkennbar.
Fazit
Nachdem Meade die Okularproduktion von Japan nach China verlagert hat, und vor allem den überzeugenden UWA Serie 4000 nachgetrauert wurde, ist das gelungene 40mm SWA Serie 5000 in Deutschland weitgehend unbeachtet geblieben. Zu unrecht, wie sich im Vergleich zeigt. Es ist optisch durchaus auf der Höhe und war nicht nur im Abverkauf ein echtes Schnäppchen, sondern auch zum normalen Preis sein Geld wert. Gegenüber dem 41mm Panoptic, das nicht zu unrecht als Referenz in diesem Brennweitenbereich gilt, sind die Unterschiede erfreulich gering und im Falle der Randabbildung wird es sogar leicht überflügelt. Eindeutige Nachteile des SWA sind allerdings Gewicht und Größe. Schade insbesondere, dass man für das Design das Okular völlig unnötig aufgebläht hat. Es ist so nur schwer praxisgerecht unterzubringen, da es einerseits nicht in ein schützendes Drehpack passt, andererseits aber auch dazu neigt, liegend herumzukugeln oder stehend bei Bewegung von Koffer oder Kiste umzukippen. Am "standfestesten" lagert es sich auf dem Kopf und so fällt auch die teleskopseitige Abdeckkappe nicht dauernd beim ergreifen des spürbar schweren Okulars herunter. Das Panoptic ist in der Summe der Eigenschaften und natürlich durch das Auslaufen des SWA weiterhin das Refrenz-Okular in dieser Brennweite. Das 40mm XW reiht sich mit beiden in eine Klasse ein. Der Vergleich mit dem typischen 38mm aus der Preisklasse unter 100 Euro zeigte auch sehr eindringlich den umfassenden Qualitätsunterschied zu dessen Produktkategorie. Aufgrund des Abverkaufs ist das 40mm SWA Serie 5000 eine wirkliche Alternative für alle, die nach einer Chance suchen für einen Überschaubaren Aufpreis den Nachteilen der Klasse unter 100 Euro zu entgehen. Dass nun, nachdem der Abverkauf lange beendet ist, der Gebrauchtpreis nicht unbedingt diesem Niveau folgt, ist auch eine bekannte Tatsache. Betrachtet man das ursprüngliche Preisniveau, so gilt für Panoptic wie SWA und auch für das hier nur gestreifte XW, dass die Entscheidung für oder gegen eines der drei recht unbesorgt ob der optischen Leistung ganz aufgrund der persönlichen Vorlieben für diese oder jene Eigenschaft erfolgen kann.
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