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Pentax XW 3,5, Vixen LVW 3,5 und Nagler 3,5
- Kurzbericht -

Nagler 3,5mm Typ 6
Das Nagler Typ 6 3,5mm

Auf der Suche nach einem Okular für maximale Vergrößerung sowohl am Planeten als auch für DeepSky-Objekte, genauer Kugelsternhaufen, schien mir die Anschaffung eines 3,5mm Okulars für meine f/4 Newtons ratsam. In die engere Auswahl fielen bald das LVW 3,5, das neue Pentax XW 3,5 und das Televue Nagler 3,5 Typ 6.
Im August 2003 stellte mir die Firma Vehrenberg in Meerbusch das LVW und das XW zur Verfügung. Das Nagler musste erst bestellt werden und stand deshalb nur an einem Abend zur Verfügung.

LVW 3,5 und Pentax XW 3,5
Vixen LVW 3,5 und Pentax XW 3,5

Alle drei Okulare entstammen dem oberen Preissegment. Dementsprechend hoch angesetzt dürfen die Erwartungen zur Verarbeitung sein. LVW und Nagler besitzen “herkömmliche” umklappbare Augenauflagen. Das Pentax hat die vom XL bekannte und bewährte, verstellbare Augenauflage. Alle drei Okulare sind durch Gummiarmierung gut griffig, ob mit Handschuhen oder blossen Fingern. Versehentliches “ausrutschen” ist ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen ist versehentliches herausrutschen aus der Klemmung. Alle drei Okulare haben eine Sicherungsnut für die Klemmschraube in der Steckhülse. Die Vergütungen scheinen ähnlich gut zu sein, auf jeden Fall handelt es sich bei allen Okularen um aufwändige Multivergütungen. Die Schwärzung im Feldblendenbereich ist ebenfalls bei allen 3 Okularen gelungen. Das Nagler hat hier als einziges noch eine Zusatzblende in der Steckhülse.
Erstaunlich klein ist das Nagler gelungen, nur 42 mm Durchmesser bei 95mm Höhe. LVW und XW sind wesentlich länger und auch deutlich dicker konstruiert. Das zeigt sich auch am Gewicht. Das Nagler ist deutlich leichter als LVW und XW, allerdings dennoch deutlich schwerer als andere Okulare von vergleichbarer Größe.
Äusserlich machen alle drei Okulare einen guten Eindruck. Nur die schwarz eloxierten Teile des Naglers zeigen einige schwache Spuren einer unsanften Behandlung vor dem Eloxierbad.

Schwärzung und Verblendung der Feldlinse beim Nagler
2-Stufig verblendet: Das unterste Linsenelement (Negativelement) des Nagler mit davorliegender Streulichtblende.

Zunächst sollten also XW und LVW gegeneinander antreten. Bei sehr guter Transparenz mussten sie sich im R200SS (8” F/4 mit Komakorrektor) M13 und M11 stellen. Auch der tiefstehende Omega-Nebel (M17) wurde herangezogen. Beide Okulare erwiesen sich als gleichmässig scharf bis zum äussersten Gesichtsfeldrand. Unter diesen Bedingungen zeigte aber das LVW etwas mehr Sterne im Zentrum von M13. Bei M11 war der Unterschied weniger deutlich auszumachen. M17 war sowohl mit OIII als auch ohne Filter in beiden Okularen gleich hell bzw. dunkel. Deutlich fiel beim Pentax das größere Gesichtsfeld auf. Die altbekannte einstellbare Augenauflage des XW bot eine bequeme Einblickposition. Auch das LVW bot den bekannt angenehmen Einblick.
Am selben Abend bot sich auch Mars als Beobachtungsobjekt an. Hier wurde ein MN 56 (5” F/6) herangezogen. Beide Okulare boten ein ähnlich helles Bild mit praktisch gleicher Bildschärfe. Das LVW allerdings bot etwas mehr Kontrast, wodurch sich dunkle Oberflächendetails stärker abhoben. Dies änderte sich auch nicht unter Verwendung von Skyglow- und Orange-Filter. Obwohl die Details sich im XW nicht so stark abhoben, waren aber trotzdem dieselben Merkmale der Marsoberfläche auszumachen.

Feldlinsen von XW und LVW
Feldlinsen - Links Pentax XW, rechts LVW.
Auch beim Pentax eine vorgesetzte Streulichtblende, beim LVW ist das Profil der Fassung eine Streulichtblende

In einer weiteren Beobachtungsnacht standen als Testgeräte wieder das R200SS und ein GSO 8” f/6 Dobson zur Verfügung. Diesmal war die Transparenz deutlich schlechter, als in der oben geschilderten Nacht. Im GSO war es schwer, an M13 einen Unterschied zwischen der Mittenschärfe der beiden Okulare zu finden. Das Pentax schien ganz leicht die Nase vorn zu haben, allerdings war der Unterschied keinesfalls so deutlich, wie bei der zuerst geschilderten Beobachtung. Auch beim Mars ließ sich kaum noch ein Unterschied finden. Im R200SS schien wiederum um einen Hauch das LVW vorn zu liegen.  Das LVW 3,5 zeigte bei der Marsbeobachtung je nach Einblickposition wieder den “LVW-typischen” Reflex des eigenen Auges, der die Planetenbeobachtung aber nicht stört, nur das ästhetische Empfinden einiger Beobachter. Allerdings zeigte auch das Pentax bei bestimmten Einblickpositionen einen schwachen, groß verwaschenen Reflex.

In einer dritten Beobachtungsnacht stand auch ein Nagler 3,5 zur Verfügung. Die Beobachtung fand am TS/Orion 12” F/4 Newton (mit Komakorrektor) statt. In dieser Nacht waren die Bedingungen “zwischen” den beiden vorherigen Beobachtungen anzusiedeln. M92 diente als Testobjekt. Hier zeigte das Nagler, daß beide Okulare noch nicht das Maximum aus dem F/4-Gerät herausgeholt hatten. Im Zentrum des Kugelsternhaufens zeigte das Nagler deutlich mehr Sterne, die sich kräftig abhoben. Das LVW lag gegenüber dem XW nur ganz leicht in Führung, der Unterschied war aber so schwach, daß er nur bei indirektem Sehen auffiel. Planetenbeobachtung konnte an diesem Abend aber nicht stattfinden.

Fazit: Jedes der drei Okulare ist für sich als sehr gut zu bezeichnen. Die Beobachtungsmöglichkeiten erlauben nur einen eingeschränkten Vergleich der drei Okulare. Pentax XW und Vixen LVW liegen so dicht beieinander, daß nur bei wirklich guten Bedingungen ein Unterschied auffällt. Das Nagler stand nur am f/4-Newton zum Vergleich zur Verfügung und es ist damit zu rechnen, daß sich bei f/6 die Abbildungsleistung von LVW und XW an die des Naglers annähert.

Augenlinse des Nagler 3,5mm
Schwarzseher fühlen sich wohl beim Blick ins Nagler

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